Anzeige
Temperaturanstieg der Meere

So früh wie nie legen Meeresschildkröten ihre Eier ab - Schuld ist der Klimawandel

  • Aktualisiert: 28.05.2024
  • 17:28 Uhr
  • Christina Strobl
Erst im Alter von 35 bis 39 Jahren erreicht etwa die Unechte Karettschildkröte die Geschlechtsreife. Um ihre Eier abzulegen, wuchten die Schildkröten ihr Gewicht Dutzende Meter über den Strand. An Griechenlands Küsten dieses Jahr sehr viel früher als üblich.
Erst im Alter von 35 bis 39 Jahren erreicht etwa die Unechte Karettschildkröte die Geschlechtsreife. Um ihre Eier abzulegen, wuchten die Schildkröten ihr Gewicht Dutzende Meter über den Strand. An Griechenlands Küsten dieses Jahr sehr viel früher als üblich.© Stefan Sauer/dpa

Umweltschützer:innen fanden an Griechenlands Westküsten Nester von Meeresschildkröten - und das so früh wie nie. Wissenschaftler:innen machen den Klimawandel dafür verantwortlich.

Anzeige

Das Wichtigste in Kürze

  • So früh wie nie finden Umweltschützer in Teilen Griechenlands Nester von Meeresschildkröten.

  • Wissenschaftler:innen machen den Klimawandel dafür verantwortlich.

  • Um ihre Eier abzulegen, wuchten die Schildkröten ihr Gewicht Dutzende Meter über den Strand, buddeln ein Loch, legen rund 100 Eier ab und schaufeln anschließend mit ihren Flossen Sand über das Nest, bevor sie wieder im Meer verschwinden.

Die Unechte Karettschildkröte legt jährlich ihre Eier an den Westküsten Griechenlands ab. Umweltschützer:innen sind nun aber besorgt, denn sie beobachteten eine deutlich verfrühte Eiablage in diesem Jahr. Die vorgezogene Ablage der Eier sei laut Tierschützer:innen den höheren Temperaturen durch den Klimawandel geschuldet.

Das frühe Legen der Eier führe zu einer Verschiebung der Geschlechterverteilung der ohnehin gefährdeten Schildkröten-Art und könnte die voran schreitende Dezimierung der Tiere beschleunigen, wie Wissenschaftler:innen beobachten. 

Im Video: Forscher entdecken riesige fossile Süßwasserschildkröte

Forscher entdecken riesige fossile Süßwasserschildkröte

Eiablage eine Woche früher als in den Jahren zuvor

Bereits am 11. Mai hat die auf Meeresschildkröten spezialisierte griechische Organisation Archelon auf der Insel Zakynthos ein Nest der gefährdeten Schildkröten-Art entdeckt. Gut eine Woche früher als in den Jahren zuvor und damit ein klares Zeichen für veränderte Umweltbedingungen, mahnt die Organisation.

Die Weibchen der Unechten Karettschildkröte kommen zur Eiablage nachts an Land. An genau den Ort, an dem sie vor über drei Jahrzehnten aus dem Ei geschlüpft sind.  Um ihre Eier abzulegen, wuchten die Schildkröten ihr Gewicht Dutzende Meter über den Strand, buddeln ein Loch, legen rund 100 Eier ab und schaufeln anschließend mit ihren Flossen Sand über das Nest, bevor sie wieder im Meer verschwinden. Dieses Jahr ist das Schauspiel in Griechenland besonders früh zu bestaunen - glücklich sind Tierschützer:innen darüber nicht.

Anzeige
Anzeige

Die Brutzeit verschiebt sich aufgrund des Klimawandels

"Die Überprüfung von Zeitreihendaten aus früheren Jahren bestätigte, dass zum ersten Mal so früh im Mai in der Laganas-Bucht auf Zakynthos ein Nest gefunden wurde", sagt Aliki Panagopoulou, Forschungskoordinatorin bei Archelon. Nur wenige Tage später registrierten Mitarbeiter:innen der Organisation dann die ersten Nester an der Westküste der Halbinsel Peloponnes und im Norden Kretas - ebenfalls früher als je zuvor.

urn:newsml:dpa.com:20090101:240516-911-021687
News

Von Hand aufgezogen

Brasilien: Eines der seltensten Tiere der Welt vor dem Aussterben gerettet

Mehr als 70 Jahre lang gab es keine Spur vom Blauaugentäubchen. Die Vögel sind extrem gefährdet. Mit einer Aufzucht von Hand möchten Forscher zum Überleben der Art beitragen.

  • 17.05.2024
  • 16:52 Uhr

"Wissenschaftler haben bereits 2016 prognostiziert, dass sich die Brutzeit wegen des Klimawandels verschieben würde", sagt Panagopoulou. Meeresschildkröten seien sehr empfindlich, was veränderte Bedingungen angehe. "Vor allem Temperaturen spielen eine große Rolle: Die Tatsache, dass die Brutzeit früher beginnt, deutet darauf hin, dass die Schildkröten sich anpassen, um die sehr hohen Temperaturen im Sommer zu vermeiden", wie die Forscherin angab.

Anzeige
Anzeige

Die Meere sind so warm wie nie

Laut dem Europäischen Klimabericht 2023 war die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Meere im vergangenen Jahr so hoch wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen - mancherorts lagen sie bis zu 5,5 Grad über den Durchschnittswerten.

Dass die Schildkröten früher Eier ablegen, sei an sich nicht so schlimm, so Panagopoulou. Viel schlimmer seien die Auswirkungen von Wärme auf die Brut: "Höhere Temperaturen im Nest wirken sich auf das Geschlecht des Nachwuchses aus: Es schlüpfen mehr Weibchen, was die Ratio zwischen Männchen und Weibchen verändert und dazu führen kann, dass die gesamte Population in Zukunft noch stärker schrumpft, weil die Weibchen schließlich kaum mehr Männchen zur Fortpflanzung finden."

Im Video: Katastrophenschutz im Einsatz - Tote wegen Essen von Schildkrötenfleisch

Katastrophenschutz im Einsatz: Tote wegen Essen von Schildkrötenfleisch

Schon das kleinste Geräusch kann Schaden anrichten

Ebenso fatal für die Schildkröten können jedoch auch Tourist:innen sein:  Schon das kleinste Geräusch kann dazu führen, dass Muttertiere den Nestbau und die Eiablage abbrechen und zurück ins Meer flüchten. Einmal angelegt, müssen die Nester geschützt werden, damit sie nicht zertrampelt oder die Eier von Hunden ausgebuddelt werden.

Anzeige
Anzeige

Laut der Deutschen Stiftung Meeresschutz erreicht die Unechte Karettschildkröte erst im Alter von 35 bis 39 Jahren die Geschlechtsreife. Ihre Panzer messen dann gut 100 Zentimeter, insgesamt wiegen sie bis zu 110 Kilogramm. Manche Exemplare werden sogar noch größer.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
Mehr News und Videos
Die Einsamkeit in Deutschland nimmt zu

Die Einsamkeit in Deutschland nimmt zu

  • Video
  • 01:48 Min
  • Ab 12