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Hintergründe zum Nahost-Konflikt

Zionismus: Was bedeutet der Begriff?

  • Veröffentlicht: 27.10.2023
  • 15:25 Uhr
  • Claudia Frickel
Der Tempelberg in Jerusalem spielt eine zentrale Rolle für den Zionismus
Der Tempelberg in Jerusalem spielt eine zentrale Rolle für den Zionismus© picture alliance

Zionismus bedeutet das Streben nach einem unabhängigen jüdischen Staat. Aber woher stammt die Bewegung, und welche Rolle spielte Theodor Herzl für die Gründung Israels? Wir klären den Begriff und die historischen Fakten.

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Zionismus: Das Wichtigste in Kürze

  • Der Zionismus ist eine Bewegung im Judentum. Der Begriff leitet sich ab von Zion: Das ist der Name des Tempelbergs in Jerusalem.

  • Die Anhänger:innen des Zionismus forderten ab dem 19. Jahrhundert einen jüdischen Staat im Gebiet von Palästina. Eine zentrale Rolle für die Bewegung spielte Theodor Herzl, ein Wiener Journalist.

  • Die in der Welt verstreuten Jüdinnen und Juden sollten damals in ihr "gelobtes Land" zurückkehren können. Der wichtigste Grund: Viele waren von Antisemitismus betroffen.

  • Der Zionismus ist die Grundlage, auf der 1948 der Staat Israel gegründet wurde.

  • Heute geht es beim Zionismus um das Erhalten eines unabhängigen jüdischen Staates. Es gibt allerdings verschiedene Strömungen mit unterschiedlichen Ansichten.

Zionismus: Warum ist Israel das "gelobte Land"?

  • Viele gläubige Juden und Jüdinnen haben eine starke emotionale Bindung zu der Region, die heute Israel bildet. 
  • Die Wurzeln dieser Beziehung liegen in der Bibel (Gen 12, 1 bis 3 sowie 17, 8). Gott versprach demnach das Land Abraham und seinen Nachkommen "zum ewigen Besitz".
  • Im 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung eroberte der babylonische König Nebukadnezar II. die Stadt und das Königreich Juda. Viele Jüdinnen und Juden wurden nach Babylon verschleppt.
  • Der jüdische Glaube blühte in der Zeit dieses babylonischen Exils auf. Zion, der Tempelberg in Jerusalem, wurde zum Synonym für das Heilige Land. Es entstand eine Sehnsucht der in der Diaspora lebenden Jüdinnen und Juden nach ihrer Heimat. Diaspora ist die Fremde, in der Gemeinschaften leben, nachdem sie ihre Heimat verlassen mussten.
  • Jüdinnen und Juden wohnten schon im 19. Jahrhundert zusammen mit der arabischen Bevölkerung in dem Gebiet, wo später der Staat Israel gegründet wurde. Der Zuzug nahm im Laufe der Zeit immer weiter zu - hauptsächlich ab Anfang des 20. Jahrhunderts.
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Im Clip: Entstehung und Geschichte des Judentums

Das Judentum: Regeln, Entstehung und Geschichte

Wie entstand die Zionismus-Bewegung im Judentum?

  • 🗺 Juden und Jüdinnen waren im 19. Jahrhundert verstreut in vielen Ländern zu Hause. Dort wurden sie oft unterdrückt und als Fremde angesehen. Häufig hatten sie keine Bürgerrechte. Zugleich wuchs der Antisemitismus.  
  • 💡 Während dieser Zeit wurde in Europa generell das nationale Bewusstsein wichtiger - also der Glaube an einen eigenen Staat. Jüdische Gruppen sahen darum in der Rückkehr ins gelobte Land und der Gründung eines jüdischen Staates die Lösung aller Probleme.
  • 📆 Viele Vordenker:innen beschäftigten sich mit dem Thema und entwickelten Ideen. Aber erst 1897 fand der erste Zionisten-Kongress in Basel statt. Daraus entstand eine gemeinsame Bewegung.
  • 🌍 Es gab viele Vorschläge, wo ein eigener Staat entstehen könnte - nicht unbedingt in Israel. Darunter zum Beispiel menschenleere Regionen in Argentinien und Uganda. Doch diese Pläne setzten sich nicht durch.
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Mein Leben als Rabbiner

Im Video: Mein Leben als Rabbiner

Das Judentum ist die älteste Religion, die einen Gott verehrt. Und was der Priester im Christenum, der Imam im Islam, ist der Rabbiner für das Judentum. Wir haben den Rabbiner von Düsseldorf einen Tag lang begleitet und sind auf Erstaunliches gestoßen.

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Antisemitismus gegen Jüdinnen und Juden: Die Ausgrenzung einer Bevölkerungsgruppe

Jüdinnen und Juden sahen sich ab dem 19. Jahrhundert immer stärkeren Anfeindungen ausgesetzt. So wurden sie beispielsweise 1881 für den Mord an Zar Alexander II. verantwortlich gemacht und bei Pogromen verfolgt.

Auch in Ländern, in denen Jüdinnen und Juden gleichberechtigt waren, gab es Vorurteile und Verfolgungen. So war es etwa in Frankreich: Nach der Französischen Revolution hatte die jüdische Bevölkerung die bürgerliche Gleichberechtigung erhalten. Doch Gegner:innen drohten, diese Rechte wieder wegzunehmen.

Noch bedrohlicher war die Lage in Osteuropa, wo sehr viele Jüdinnen und Juden lebten. Dort hatten sie allerdings keine oder wenig Bürgerrechte und waren zudem sehr arm.

In dieser Zeit entstanden viele antisemitische Schriften mit Sätzen wie: "Die Juden sind unser Unglück."

Dieser verheerende Antisemitismus gipfelte in der Zeit des Nationalsozialismus im Holocaust. Rund sechs Millionen Juden und Jüdinnen wurden ermordet.

Auch heute noch sind Juden und Jüdinnen weltweit Antisemitismus ausgesetzt.

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Der Vater des Zionismus? Wer war Theodor Herzl?

  • ✏ Der Jude Theodor Herzl lebte und arbeitete als Journalist in Wien. Obwohl viele davon ausgehen, war er nicht der Vater des Zionismus. Schon in den Jahren um seine Geburt 1860 gab es Debatten rund um die Idee und die Bewegung.
  • 📔 Herzl veröffentlichte 1896 seine Schrift "Der Judenstaat". Das war die Geburt des sogenannten politischen Zionismus: Demnach könne nur ein eigener Staat dem jüdischen Volk helfen.
  • 👩‍❤️‍👨 Der Vordenker hatte fortschrittliche Ansichten und galt eher als säkular - also als weniger religiös. In seinem Idealbild von einem Staat sollten Männer und Frauen sowie die jüdische und arabische Bevölkerung gleichberechtigt leben. Die jüdische Religion war für ihn wichtig, stand aber nicht im Zentrum.
  • 🧑‍🏫 Herzl hatte den ersten Zionisten-Kongress organisiert und damit den Grundstein zu einer gemeinsamen Bewegung gelegt. Die Erfolge erlebte er aber nicht mehr mit: Er starb 1904, mit nur 44 Jahren.
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Die Gründung des Staates Israel

  • Das Gebiet des heutigen Staates Israel gehörte bis 1920 zum Osmanischen Reich. Danach übernahm Großbritannien für Palästina ein Mandat des Völkerbundes, also des Vorläufers der Vereinten Nationen. Während des Ersten Weltkriegs hatten die Briten die Region sowohl der jüdischen als auch der arabischen Seite versprochen.
  • Gewaltsame Unruhen waren an der Tagesordnung. Jüdische und arabische Gruppen kämpften gegeneinander und gegen die Briten. Großbritannien legte sein Mandat schließlich 1948 nieder.
  • Die Vereinten Nationen beschlossen 50 Jahre nach dem ersten Zionisten-Kongress, Palästina aufzuteilen. Das Ziel war ein jüdischer und ein palästinensischer Staat. Die arabische Seite lehnte das aber ab.
  • David Ben-Gurion erklärte am 14. Mai 1948 die Gründung des Staates Israel. Er war der erste Ministerpräsident des Landes. 
  • Die arabischen Nachbarländer reagierten umgehend und griffen den neuen Staat an. Israel gewann den Krieg 1949. Viele weitere Auseinandersetzungen folgten - bis heute.
  • 1948 lebten rund 800.000 Menschen in Israel. Doch nach dem Holocaust gingen viele europäische Jüdinnen und Juden in das Land. Die Bevölkerung wuchs stark - heute hat Israel rund neun Millionen Einwohner:innen.
  • Der Staat Palästina wurde am 15. November 1988 in Algier von der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) ausgerufen. Dazu gehören das seit 1967 von Israel besetzte Westjordanland, der Gazastreifen sowie Ost-Jerusalem. Der Staat wird von 138 der 193 Ländern der Vereinten Nationen anerkannt, aber zum Beispiel nicht von Deutschland, Österreich der Schweiz und den USA. 

Zionist, Israeli, Jude: Ist das alles das Gleiche?

Häufig werden die Bezeichnungen Jude bzw. Jüdin, Israeli und Zionist:in gleichgesetzt. Das ist aber nicht richtig. Zudem wird das Wort "Zionist" oft als Schimpfwort benutzt.

Israelis sind Menschen, die in Israel leben. Aber nur knapp 7,2 der neun Millionen Einwohner:innen sind laut Statista jüdisch. Der Großteil der jüdischen Bevölkerung weltweit wohnt außerhalb von Israel: allein 7,3 Millionen davon in den USA.

Zionist:innen befürworten einen unabhängigen jüdischen Staat. Gleichzeitig sprechen sich laut der Non-Profit-Organisation Anne-Frank-Haus viele jüdische Menschen für die Gründung eines palästinensischen Staates aus. 

Zudem gibt es verschiedene Varianten von Zionismus. Einige Angehörige des orthodoxen Judentums verfechten einen extremen, religiösen Zionismus: Sie verteidigen etwa die umstrittene Besetzung von Gebieten wie dem Westjordanland. Die Region hatten die Vereinten Nationen dem arabischen Teil der Bevölkerung für einen palästinensischen Staat zugesprochen.

Andererseits lehnen manche ultraorthodoxe Juden und Jüdinnen den Staat Israel ab: Sie wollen das Judentum religiös definieren und nicht anhand eines Staates. Sie glauben, dass Gott das Leben im Exil befohlen hat.

Die wichtigsten Fragen zum Zionismus

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