Zerkarien, Vibrionen und Blaualgen: Worauf du beim Baden achten solltest
- Veröffentlicht: 10.07.2023
- 16:25 Uhr
- Alena Brandt
Nichts ist im Sommer schöner als der Sprung ins Wasser. Bei steigenden Temperaturen vermehren sich allerdings auch Bakterien und Keime in Seen, Flüssen und im Meer. Welche Gefahr geht von ihnen aus?
Badeseen in Deutschland: So ist die Wasserqualität
🥇 Top-Wasserqualität in Seen, Flüssen und an der Küste: 96 Prozent aller deutschen Badegewässer wurden von der Europäischen Umweltagentur laut Umweltbundesamt bei der letzten Analyse 2022 mit Bestnote ausgezeichnet.
🌊 Und die gute Nachricht: Meist bleibt die Wasserqualität über viele Jahre konstant, zeigen statistische Auswertungen.
🌡️ Dennoch: Bei hohen Wassertemperaturen über einen längeren Zeitraum können sich Bakterien und Keime vermehren und dem Menschen schaden.
🦠 In einigen Gewässern in Deutschland herrscht Badeverbot wegen Blaualgen. Wir erklären, worauf du achten musst und warum auch Zerkarien und Vibrionen gefährlich werden können.
🤒 Generell gilt: Menschen mit einer Infektion der Atemwege oder Durchfall sollten aus Rücksicht auf andere nicht baden. Informiere dich, wie du erkennen kannst, ob ein Schwimmender in Not ist. Informiere dich, was bezüglich Badens im Fluss in Deutschland erlaubt und verboten ist.
Blaualgen: Grüne Schlieren im Badesee
Wo kommen Blaualgen vor?
Blaualgen kommen meist in Badeseen vor. 118 Badegewässer wurden 2022 in Deutschland wegen mangelnder Wasserqualität geschlossen. Bei 84 der Fälle waren Blaualgen der Grund für das Badeverbot. Es sind eigentlich keine Algen, sondern Cyano-Bakterien. Sie kommen besonders häufig in flachen Bereichen vor.
Wann werden Blaualgen zur Gefahr?
Blaualgen im Wasser sind normal. Bei hohem Nährstoff-Gehalt und steigenden Temperaturen ab 20 bis 25 Grad vermehren sie sich aber und produzieren Giftstoffe. Örtliche Behörden stellen in dem Fall meist Warnschilder auf.
Woran erkenne ich Blaualgen?
Das Wasser sieht aus wie grüne Entengrütze. Tipp: Stehst du knietief im See und kannst deine Füße wegen einer grün-blauen Trübung nicht mehr erkennen, lass das Baden lieber sein.
Gesundheitliche Risiken
Schluckst du Blaualgen, drohen Durchfall, Ohr-, Augen- und Nasen-Entzündungen, Erbrechen, Schwindel und Benommenheit. Gefährdet sind Kinder, die im flachen Wasser toben und viel Wasser schlucken.
Was hilft bei Blaualgen?
Dusche dich nach dem Baden gründlich ab. Spüle das Badezeug aus. Bei Beschwerden suche eine Ärztin oder einen Arzt auf. Bestätigt sich eine Blaualgen-Vergiftung, informiere das Gesundheitsamt.
Zerkarien: Würmer verursachen Badedermatitis
Wo kommen Zerkarien vor?
Zerkarien kommen in Binnengewässern wie Seen vor. Die Saugwürmer befallen normalerweise Vögel. Ihre Zwischen-Wirte sind Wasserschnecken. Bei Temperaturen über 20 Grad schwärmen Zerkarien aus - und befallen fälschlicherweise auch Menschen.
Sind Zerkarien gefährlich?
Die Larven bohren sich in die Haut. Es entstehen kleine Quaddeln auf der Haut, die wie Mückenstiche aussehen. Das Immunsystem bekämpft sie sofort. In der Regel sind die Quaddeln ungefährlich und verschwinden nach wenigen Tagen von selbst.
Wichtig: nicht aufkratzen! Sonst drohen Entzündungen, die dann medizinisch behandelt werden sollten.
Wie kann man einen Befall vermeiden?
Geh nicht in flache Ufer-Abschnitte mit vielen Wasser-Vögeln. Enten und Co. scheiden Zerkarien-Eier über ihren Kot aus. Wechsle dein Badezeug nach dem Schwimmen und dusche dich ab.
Vibrionen: Gefahr durch fleischfressende Bakterien an der Küste
Wo kommen Vibrionen vor?
Vibrionen kommen in der Regel in salzhaltigen Gewässern wie der Nord- und Ostsee und in Fluss-Mündungen vor. Die stäbchenförmigen Bakterien leben bei niedrigen Temperaturen am Boden.
Wann werden sie zur Gefahr?
Steigt die Wasser-Temperatur über 20 Grad, vermehren sich Vibrionen rasant. Wissenschaftler:innen erwarten, dass es durch den Klimawandel künftig mehr Infektionen mit Vibrionen geben wird, berichtet das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Folgen für die Gesundheit
Vibrionen dringen über Wunden und offene Stellen der Haut in den Körper ein. Typische Symptome: Wund-Infektionen, Rötungen und Blasen auf der Haut. Dazu kommen oft Schüttelfrost und Brech-Durchfall. Im schlimmsten Fall droht ein Schock. Besonders gefährdet sind immunschwache Menschen und Diabetiker:innen.
Was hilft bei Vibrionen?
Bemerkst du Anzeichen einer Erkrankung, geh zu deiner Ärztin oder deinem Arzt. Behandelt wird meist mit Antibiotika.
Wasserqualität: Bei schlechten Werten droht Badeverbot
⚠️ Gesundheitsämter prüfen regelmäßig, ob das Wasser in Badeseen und Co. eine gute Qualität hat. Bei zu hohen Werten von Bakterien, Keimen und Parasiten stehen an den Gewässern Badeverbots-Schilder.
Seen in der Nähe: Infos zur Badewasser-Qualität in deiner Region
Landkarte mit Infos zur Wasserqualität in den einzelnen Bundesländern
Bericht der Europäischen Umweltagentur über Badegewässerqualität
Häufige Fragen zum Thema schwimmen gehen und Badeseen
Beim Verschlucken oder Hautkontakt können die Toxine der Cyanobakterien zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bindehautentzündung oder Atemwegserkrankungen führen. Auch Glieder- und Ohrenschmerzen können als Symptome auftreten.
Blaualgen treten als längliche, grüne Gebilde einige Zentimeter unter der Wasseroberfläche auf. Bei starkem Befall kann das ganze Wasser grün verfärbt sein.
Der Zerkarien-Befall bei Menschen ist normalerweise ungefährlich, da der Mensch für den Saugwurm einen Fehlwirt darstellt. Die Zerkarien sterben normalerweise von alleine ab und können nicht weit in den Körper vordringen. Die entstehenden Quaddeln nicht aufkratzen!
Im schlimmsten Fall kann eine Sepsis (Blutvergiftung) als Folgeerkrankung durch die von Vibrionen ausgelöste Wund- oder Schleimhautinfektion entstehen.
Laut Robert Koch-Institut (RKI) können krampfartige abdominale Schmerzen, wässriger Durchfall, Übelkeit und Erbrechen auftreten. Die meisten Fällen würden jedoch mild verlaufen.
Wenn du einen fauligen Geruch vom Wasser wahrnehmen kannst, dann solltest du besser nicht dort baden gehen. Durch abgestorbene Pflanzen und Tiere wird ein See zum idealen Lebensraum für Bakterien und Viren.