Weltraum-Gemüse: Wenn Astronauten Rohkost knabbern
- Veröffentlicht: 19.04.2020
- 12:45 Uhr
- Peter Schneider
Experimente auf der ISS zeigen: Pflanzen wachsen auch im Weltraum. Sie brauchen nur ein bisschen mehr Pflege als auf der Erde. Eines Tages könnten sie Astronauten auf Langzeitmissionen versorgen.
Das Wichtigste zum Thema Weltraum-Gemüse
Bei langen Reisen durch den Deep Space ist irgendwann jeder Proviant aufgezehrt. Nachschub muss her! Die junge Disziplin der Astrobotanik will daher herausfinden, welche Pflanzen sich am besten auf einer Weltraum-Mission anbauen lassen.
Die Acker-Schmalwand (oder Gänserauke) ist bei Astrogärtnern besonders beliebt. Denn die "weiße Maus" unter den Pflanzen wächst so schnell, dass sich mehrere Generationen in sehr kurzer Zeit untersuchen lassen
Sogar Erntedankfest haben die ISS-Astronauten schon gefeiert: mit selbst angebautem Salat und einem Schuss Balsamico-Essig.
Vielleicht grünt es ja auch auf anderen Planeten? Forscher der US-Cornell-Uni suchen dort jedenfalls nach Hinweisen auf Pflanzen - und dem, was sie zum Leben brauchen: Sauerstoff in der Atmosphäre zum Beispiel.
Um für die Missionen zu Mond und Mars zu üben, züchten Wissenschaftler derzeit Pflanzen im Gewächshaus EDEN-ISS in der [Antarktis](Weltraum-Gemüse: Wenn Astronauten Rohkost knabbern). Dort ist es ähnlich kalt und dunkel wie in der Raumstation – aber billiger.
Wächst da was auf dem Mars?
Raumsonden haben im Marsboden schon Elemente gefunden, die Pflanzen zum Überleben brauchen. Was aber leider fehlt: Humus, also abgestorbene und zersetzte Pflanzen, die von Bakterien bevölkert werden. Und ohne diese kleinen Helfer können Pflanzenwurzeln keine Nahrung aufnehmen.
Noch problematischer fürs Mars-Gemüse: Im Boden schlummern giftige Salze, so genannte Perchlorate. Neo-Marsianer müssten den Boden also zunächst "waschen", bevor sie dort etwas anbauen könnten.
Die NASA forscht daran, Bakterien als Arbeitstiere einzusetzen. Ihr Job: die Perchlorate umwandeln und dabei noch wichtigen Stickstoff anreichern.
Freilandgewächse haben auf dem Roten Planeten aber keine Chance. Ohne wärmendes Gewächshaus und helle Kunstsonne würde dort kein Samen aufgehen.
6 spannende Facts über Pflanzen im All
💦 Pflanzen ergeht es im Weltraum nicht anders als Astronauten. Ohne schützende Hülle wären sie in kürzester Zeit gefriergetrocknet. Das Vakuum entzieht den Zellen alles Wasser, der Rest wird schockgefrostet.
❄️ The green side of the moon: Als die chinesische Raumsonde Chang‘e 4 2018 auf der Rückseite des Mondes landete, jubelten die Botaniker: Denn kurz darauf begannen die Samen an Bord zu sprießen. Nach knapp 9 Tage erfroren sie. Dann brach die Mondnacht an, und die Temperaturen sanken auf minus 52 Grad.
👨🚀 Astronaut Scott Kelly hat ein grünes Händchen. Als Versuchs-Zinnien an Bord der ISS zu viel Wasser bekamen, fingen sie sich einen Pilz ein. Kelly päppelte die Blümchen auf und brachte sie zum Blühen.
🌼 Die erste Weltraum-Idee von SpaceX-Gründer Elon Musk war ein Frühlings-Beet auf dem Mars - zum Beweis, dass dort Pflanzen wachsen. Doch dann war ihm der Transport zu teuer.
💨 Viele Wissenschaftler halten die sogenannte Panspermie für möglich. Nach dieser Theorie reist Leben auf Asteroiden durch den Weltraum – wie Pflanzensamen, die mit dem Wind Ozeane überqueren.
👵 Nachwürzen, bitte: Eine Ratatouille können Astronauten im All nicht so genießen wie auf der Erde. In der Schwerelosigkeit nimmt der Geschmackssinn ab - wie bei einem leichten Schnupfen.
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Zwei Filme, die Weltraumgärtner gesehen haben müssen
Lautlos im All: Die letzten Pflanzen der Erde schweben in riesigen Gewächshäusern durchs All – kein Mensch braucht sie mehr. Ein letzter Pflanzenfreund will sie um jeden Preis retten. DER Klassiker zum Thema.
Der Marsianer: Der gestrandete Mark Watney hat nur eine Chance, wenn er nicht verhungern will: Kartoffeln anbauen – auf dem Mars. Igitt-Faktor: Er muss sie in der engen Marsstation mit seinen eigenen Ausscheidungen düngen. Das vielleicht realistischste SciFi-Movie der letzten Jahre.