Weltklimarat: Was das ist und wie es ums Klima steht
- Veröffentlicht: 20.03.2023
- 17:01 Uhr
- Claudia Frickel
Der Weltklimarat warnt: Die Erde erwärmt sich deutlich schneller als befürchtet. Schon in wenigen Jahren könnten 1,5 Grad Celsius erreicht sein. Aber was ist der IPCC eigentlich - und was steht in dem Bericht? Im Clip: Was wäre, wenn Deutschland klimaneutral wäre?
Das Wichtigste zu Weltklimarat
Alle sechs Jahre werten Wissenschaftler:innen aus aller Welt relevante Studien zum Klimawandel aus.
Die ehrenamtlichen Forscher:innen sind für den Weltklimarat der Vereinten Nationen (UN) tätig. Der Weltklima-Bericht ist die größte wissenschaftliche Kooperation der Welt. Das Ziel: Den aktuellen Stand der Klimaforschung zusammenfassen und eine Prognose für die Zukunft abgeben.
Am aktuellen Teil haben 234 Autor:innen aus 66 Ländern gearbeitet - alle ehrenamtlich. Zehntausende weitere externe Expert:innen kommentierten Ergebnisse. 14.000 Studien flossen ein.
Die Aussichten sind düster: Die globale Durchschnitts-Temperatur könnte früher um 1,5 Grad Celsius ansteigen als bisher gedacht. Die Schätzungen sind nach Aussagen der Expert:innen präziser, weil leistungsstärkere Computer genauere Berechnungen anstellen können.
Nur wenn die Menschheit die Treibhausgas-Emissionen schnell und umfassend reduziert, könne die Erderwärmung auf unter 1,5 Grad begrenzt werden. Ansonsten drohten immer mehr Extremwetter, so wie Hochwasser, Starkregen, Dürren, Hitzewellen und Feuerkatastrophen.
Was ist der Weltklimarat eigentlich?
Der Weltklimarat heißt korrekt "Intergovernmental Panel on Climate Change" (IPCC). Es handelt sich um einen sogenannten zwischenstaatlichen Ausschuss: Er soll für die Politik detailliert den Stand der Forschung zum Klimawandel zusammenfassen.
Der Weltklimarat wurde 1988 gegründet - vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO).
Das IPCC-Sekretariat sitzt in Genf (Schweiz). Der Vorsitzende ist seit 2015 der südkoreanische Ökonom Hoesung Lee. 195 Regierungen sind Mitglieder des IPCC.
Über 170 Organisationen haben einen Beobachterstatus. Dazu gehören etwa die EU, Greenpeace oder Industrieverbände.
Bislang hat der Weltklimarat fünf Sachstandsberichte sowie mehr als zehn Sonderberichte herausgegeben. Der 1. Sachstandsbericht erschien 1990, der 5. kam 2017 heraus. Der aktuelle Bericht ist der sechste.
Der IPCC wurde für seine Arbeit 2007 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, zusammen mit dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore. 2022 wurde der IPCC mit dem Gulbenkian-Preises für Menschlichkeit ausgezeichnet.
Weltklimarat: Das steht im Bericht des IPCC 2023
Die Warnung des IPCC ist eindeutig: Ohne drastische Reduzierung des CO2 Ausstoßes wird das 1,5-Grad-Ziel in den 2030er Jahren überschritten. Aktuell sind die Emissionen sogar weltweit am steigen. Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müssten sie sinken - um 48 Prozent im Vergleich zu 2019 vor der Corona-Pandemie. Die derzeitigen Maßnahmen und Pläne reichen hier laut dem Bericht bei Weitem nicht mehr aus.
Das Fazit des Berichtes: Der Klimawandel schreitet schneller voran als gedacht. Auch die Folgen werden gravierender sein als bisher angenommen. Die Dringlichkeit, jetzt zu handeln, sei gestiegen.
Die bisherigen Prognosen des Weltklimarates
🌡 "Es ist eindeutig, dass der menschliche Einfluss die Atmosphäre, den Ozean und das Land erwärmt hat", heißt es in der Zusammenfassung für Politiker:innen des Weltklima-Berichts.
🌏 Das Ausmaß der Veränderungen am Klimasystem und viele Aspekte seien seit 100.000en von Jahren auf der Erde nicht vorgekommen.
☀ Bei der aktuellen Entwicklung werde sich die Erde bis 2030 um 1,5 Grad Celsius erwärmen, im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter bis 1900. Bislang war der IPCC von einer längeren Zeitspanne bis 2052 ausgegangen.
😰 Weitere Prognose: 2050 liegt die Erwärmung bei zwei Grad Celsius, bis 2100 bei mindestens drei Grad.
🌪 Schon jetzt lässt sich laut Bericht erkennen, dass Dürren, Starkregen, Hitzewellen oder Zyklone zugenommen haben - bei derzeit 1,1 Grad höheren globalen Temperaturen.
⛈ Hitzewellen werden in Zukunft wahrscheinlich immer häufiger vorkommen, heißt es - auf allen Erdteilen gibt es dann mehr extrem heiße Tage. Auch gleichzeitige Hitze und Dürren oder Starkregen mit Stürmen werden öfter auftreten.
🏔 Einige Auswirkungen der Erderwärmung sind laut IPCC bereits unumkehrbar. Dazu gehören das Ansteigen des Meeresspiegels und das Abschmelzen der Gletscher.
🗺 Kann das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, noch erreicht werden? Das hängt laut den Expert:innen davon ab, wie schnell die Länder ihren Ausstoß von Treibhausgasen senken. Die aktuellen Maßnahmen reichen nicht aus.
🐮 Neben CO2 geht es im Bericht auch um andere Treibhausgase, die sich kürzer in der Atmosphäre halten. Würde ihr Ausstoß deutlich reduziert, hätte das große Auswirkungen. Dazu gehört das besonders klimaschädliche Methan, das vor allem bei Tierhaltung entsteht. Du kannst etwas dagegen tun, wenn du öfter auf Fleisch verzichtest.
🔍 Der Bericht stellt fünf mögliche Szenarien vor - zum Beispiel, was passiert, wenn sich der Co2-Ausstoß verdoppelt, oder wenn die ganze Welt 2050 klimaneutral lebt.
Wie häufig kommen Dürren, Hitzewellen und Starkregen laut der IPCC-Prognosen vor?
Weltklimarat: Was das ist und wie es ums Klima steht
Wie entstehen die Berichte des Weltklimarats?
- Der Weltklimarat IPCC betreibt selbst keine Forschung. Es beauftragt angesehene Expert:innen aus verschiedenen Fachgebieten und aus aller Welt, eine Metastudie zusammenzustellen. Diese arbeiten freiwillig und ehrenamtlich.
- Die Forscher:innen werten Tausende wissenschaftliche Veröffentlichungen aus und erstellen eine umfassende Analyse der Veränderungen durch die globale Erwärmung.
- In den Reports finden sich Prognosen, die auf verschiedenen Szenarien beruhen. Handlungsempfehlungen gibt der IPCC aber nicht ab.
- Das soll Regierungen Orientierung bieten, damit diese wissenschaftsbasierte Entscheidungen treffen können.
- Die 195 Mitgliedsstaaten können die Entwürfe vor Veröffentlichung kommentieren. Außerdem müssen sie den Berichten formell zustimmen.
- Die Zusammenfassung des aktuellen Berichts wurde von Länderdelegationen Wort für Wort diskutiert und dann angenommen.
Wie setzen sich die drei Teile des 6. Weltklima-Berichts zusammen?
🌍 Am 6. Weltklima-Bericht arbeiteten die Expert:innen des Weltklimarats ab 2017 in drei Arbeitsgruppen. Er besteht aus drei Teilen.
🔬 Der aktuelle erste Bericht dreht sich um naturwissenschaftliche Grundlagen der Erderwärmung und künftige Entwicklungen. Beteiligt waren vor allem Naturwissenschaftler:innen aus Physik, Chemie, Biologie, Meteorologie, Ozeanografie und Glaziologie (Wissenschaft von Eis und Schnee).
🧑 Der zweite Teil befasst sich mit konkreten und regionalen Auswirkungen der Erderwärmung auf Natur und Gesellschaft. Daran arbeiteten unter anderem Sozial-, Wirtschafts- und Politikwissenschaftler:innen mit. Der Bericht erschien im Februar 2022.
🌳 Teil drei beschäftigt sich mit der möglichen Eindämmung des Klimawandels durch politische Maßnahmen oder Technologien. Betrachtet werden dabei zum Beispiel Landwirtschaft, Energiesysteme, Verkehr und Industrie. Dieser Report erschien im März 2022.
📖 Der Synthese-Bericht fasst die drei Einzelberichte zusammen, er wurde am 20. März 2023 vorgestellt. Geplant war ursprünglich die Veröffentlichung Anfang Oktober 2022.
Wie ausgewogen sind die IPCC-Berichte?
- Der Weltklimarat soll die Erkenntnisse der Klimaforschung zusammentragen und bewerten.
- Die Berichte sollen ausgewogen und vollständig sein. Deshalb werden immer auch Unsicherheiten, Wissenslücken und abweichende Ansichten erwähnt, wenn sie wissenschaftlich fundiert sind.
- Die Teams sollen möglichst divers besetzt sein - etwa im Hinblick auf Herkunft, wissenschaftliche Sichtweisen und Geschlecht.
- Für die Arbeit an den Berichten gibt es strenge Vorgaben. Die Reports durchlaufen ein mehrstufiges Begutachtungsverfahren - sowohl intern als auch extern.
- Tausend externe Forscher:innen lesen die Entwürfe durch und machen Anmerkungen, die von den Autor:innen abgearbeitet werden müssen. Alle Anmerkungen veröffentlicht der IPCC nach Veröffentlichung des Berichts im Internet.
- Es wird jeweils auch deutlich gemacht, wie hoch das wissenschaftliche Vertrauen in eine Aussage ist - je nachdem, wie viele übereinstimmende Belege vorliegen.