Hinrichtungen
Von Beruf Henker: Welche Menschen machen diesen Job freiwillig?
- Aktualisiert: 29.09.2024
- 16:53 Uhr
- Sven Hasselberg
Weltweit kann in gut einem Viertel aller Länder die Todes-Strafe verhängt werden. Hier erfährst du, wer die Rolle der Henker:innen übernimmt, wer sie ausbildet und wie diese Menschen ausgewählt werden.
Henker:innen: Das Wichtigste in Kürze
Weltweit gibt es 87 Staaten, in denen die Todes-Strafe verhängt werden kann. Die meisten werden wohl in China vollstreckt. In 112 Ländern ist sie abgeschafft. In 32 Ländern ist sie legal, wird aber nicht mehr praktiziert.
Die Henker:innen arbeiten manchmal allein, manchmal im Team. Je nach Staat unterscheiden sich die Menschen, die diesen Beruf ausüben, sehr.
Die USA verhängen auch als westliche Demokratie nach wie vor die Todes-Strafe. Auch hier ist nur wenig über die Ausbildung der Henker:innen bekannt.
Oft herrscht um die Person der Henker:innen meist ein Geheimnis. Willst du die Gründe dafür erfahren und wie Henker:innen bei uns früher ausgesucht wurden? Lies weiter.
Henker:innen: Wie werden sie ausgewählt?
Weltweit ist die Auswahl der Henker:innen unterschiedlich und sehr dünn dokumentiert. Es gibt wohl weniger Frauen in diesem Beruf als Männer. Aber in einigen Ländern, besonders auch im asiatischen Raum, ist das dokumentiert.
Die meisten Informationen über Henker:innen gibt es noch aus den USA. Auch diese sind aber dürftig, und die Vorgehensweise unterscheidet sich von Bundesstaat zu Bundesstaat. In 27 Bundesstaaten sowie per Bundesgesetz ist die Todes-Strafe noch möglich. Allerdings verhängen einige dieser Staaten sie in der Praxis nicht mehr.
Meist handelt es sich in den USA wohl um Gefängniswärter:innen, die die Aufgabe der Henker:innen mit übernehmen. Sie arbeiten oft in Teams. So kann eine Person für das Fixieren der Verurteilten zuständig sein, eine andere Person setzt zum Beispiel per Knopfdruck die Injektion eines Giftes frei. Hinrichtung per Giftspritze ist in den USA die häufigste Vollstreckungsmethode. Die Aufteilung der einzelnen Schritte erfolgt unter anderem, damit niemand der Henker:innen allein die Last der Aufgabe tragen muss, sich psychologisch nicht allein die Schuld gibt.
Die Henker:innen in den USA lernen die verschiedenen Hinrichtungs-Methoden richtig anzuwenden. So berichtet ein Dokument der Strafvollzugs-Behörde von Florida nicht nur davon, dass die Personen 18 Jahre alt sein, sondern auch "die nötigen Ausbildungen und Qualifikationen inklusive nötiger Lizenzen und Zertifikate" besitzen müssen.
In anderen Ländern, in denen zum Beispiel das islamische Recht der Scharia herrscht, können Laien die Aufgabe des Henkers übernehmen. Hier kann es zur Strafe gehören, dass ein männlicher Verwandter des Opfers als Henker fungiert.
Todes-Strafe: Wo gibt es sie heute noch?
2023 wurden Hinrichtungen in 16 Ländern weltweit bekannt. China war wohl das Land mit den meisten Hinrichtungen. Auch wenn es hier keine dokumentierten Zahlen gibt, geht Amnesty International davon aus, dass es sich um mehrere Tausend handelt. Auf Platz zwei steht der Iran mit mindestens 853 Vollstreckungen, gefolgt von Saudi-Arabien mit 172. Somalia nimmt mit 38 Platz 4 ein. Dann folgen die USA mit 24, der Irak mit 16 und der Jemen mit 15 Hinrichtungen.
Selbst die dokumentierten Statistiken sichern keinerlei Vollständigkeit zu. 2023 hat es insgesamt 1.153 registrierte Hinrichtungen gegeben. Das bedeutete einen Anstieg von 31 Prozent zu 2022. Registrierte Todesurteile, die verhängt, aber noch nicht vollstreckt wurden, gab es 2.428. Das bedeutet einen Anstieg von 20 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt haben gut dreiviertel der Länder weltweit die Todes-Strafe abgeschafft.
Rettung vor der Todesstrafe - So wurde Nick Yarris' Unschuld bewiesen
Henker: So wurden sie früher ausgebildet
Auch in Deutschland und Mitteleuropa gab es früher Henker. Allgemein übten nur Männer den Beruf aus. Henker galten als "anrüchig" und niemand wollte mit ihnen verkehren. Im Mittelalter lebten sie oft außerhalb der Stadtmauern. Damals trugen sie auch Kapuzen oder Masken, damit niemand die Henker sofort erkannte. Allerdings war das nicht immer der Fall, wie das von vielerlei Darstellungen bekannt ist. Oft haben die Henker auch ohne jedwede Maskierung agiert.
Das "Henken", eine alte Bezeichnung für "Hängen", war in den damaligen Rechts-Systemen eine Art Familien-Geschäft. Da niemand etwas mit den Henkern zu tun haben wollte, ging der Beruf oft von Vater zu Sohn über. Denn den Sohn eines Henkers wollte auch niemand anderes anstellen. Töchter heirateten meist andere Henker oder deren Söhne. So entstand praktisch eine eigene Gesellschaftsschicht. Die Söhne wurden wie Lehrlinge anderer Berufe von ihrem Vater oder später auch von anderen "Meistern" ausgebildet. Am Ende mussten sie tatsächlich unter Aufsicht der erfahrenen Henker eine Art Prüfung in Form einer Hinrichtung absolvieren.