Vermögenssteuer in Deutschland: Das spricht dafür und dagegen
- Veröffentlicht: 02.06.2021
- 18:45 Uhr
- Galileo
Die Corona-Pandemie kostet den deutschen Staat viel Geld. Um wieder mehr Geld in die öffentlichen Kassen zu bekommen, fordern einige Politiker:innen und Expert:innen die Erhebung einer Vermögenssteuer. Wir haben alle Argumente dafür und dagegen für dich zusammengefasst.
Vermögensverteilung in Deutschland
Hierzulande besitzen die oberen 10 Prozent in etwa 2/3 des Gesamtvermögens.
Die Aufteilung spitzt sich bei steigendem Vermögen zu: Das reichste 1 Prozent der Bevölkerung verfügt geschätzt über 35 Prozent des Gesamtvermögens.
Im Zuge der Corona-Pandemie musste der Staat mehr Geld ausgeben als zur Verfügung steht. Das Bundesfinanzministerium rechnet mit bis zu 1,3 Billionen Euro Kosten - die genaue Höhe ist aber noch nicht absehbar.
Um den steigenden Staatsschulden und der immer weiter auseinander gehenden Schere von Arm und Reich entgegenzuwirken, schlagen unter anderem der Internationale Währungsfonds (IWF) und die SPD die Erhebung einer Vermögenssteuer vor.
Was spricht für die Vermögenssteuer?
💰 Mithilfe der Vermögenssteuer wäre der Staat in der Lage, notwendiges Geld von der wohlhabenderen Bevölkerung des Landes einzunehmen. Und diese Einnahmen in Projekte investieren, die dem Allgemeinwohl dienen.
📚 Wenn etwa Geld in Schulen fließen würde, würde das die Bildungsmöglichkeiten vieler junger Menschen verbessern und für mehr Chancengleichheit sorgen.
💳 Um mehr Steuern einzunehmen, muss die Regierung überlegen, wo sie ansetzt. Eine Erhöhung der Gewerbesteuer oder der Einkommenssteuer könnte die Wirtschaft schwächen. Dagegen zielt die Vermögenssteuer eben mehr auf das Vermögen einiger weniger.
Was spricht gegen die Vermögenssteuer?
📑 Vor allem Unternehmer:innen weisen ihr Vermögen meist als Unternehmensbeteiligung auf, und nicht in Form von verfügbarem Geld.
📉 Sollte die Vermögenssteuer erhoben werden, befürchten Geschäftsleute, Teile ihre Firmen verkaufen zu müssen. Eine weitere Sorge: Es könnten weniger Ressourcen für Investitionen oder für die Stabilisierung der Firmen in der Corona-Krise zur Verfügung stehen.
🛫 Expert:innen sind in Sorge, dass eine Vermögenssteuer Reiche und Geschäftsleute dazu animieren könnte, durch Wegzug oder Auslagerung von Vermögen diese Steuer zu umgehen. Die Folge: Die *Wirtschaftskraft würde sinken und Steuereinnahmen gehen verloren.
💎 Expert:innen warnen zudem vor zu hohen Staatskosten im Verhältnis zum Gewinn. Schließlich müssten aus sämtlichen Immobilien, Fahrzeugen und Anlagen das jeweilige Gesamtvermögen erst errechnet werden.
🔎 Eine präzise Berechnung von Vermögen ist sehr kompliziert. So unterliegen beispielsweise Unternehmensbeteiligungen den Wirtschafts-Schwankungen.
Am 2. Juni konnten die Galileo-Zusehenden abstimmen: Das ist das Ergebnis
So funktioniert die Vermögenssteuer
Laut einem Entwurf der SPD soll die Reichensteuer ab 2 Millionen Euro Kapital genau 1 Prozent betragen. Treffen soll die Unternehmenssteuer laut SPD nur 0,2 Prozent der Bevölkerung.
Zu einem Vermögen zählen Immobilien, Autos, Kunstgegenstände, Lebensversicherungen und Sparguthaben. Aber auch Unternehmensbeteiligungen werden dazu gezählt.
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz erwartet durch die Vermögenssteuer zusätzliche Steuereinnahmen in Höhe von 11 Milliarden Euro pro Jahr - andere Schätzungen gehen von bis zu 15 Milliarden Euro aus.
Aktuell werden nur Erträge aus Vermögen, also Zinsen oder Mieteinnahmen, besteuert. Diese sind in der Steuererklärung anzugeben.
Es wäre auch möglich, die Vermögenssteuer zeitlich befristet zu nutzen, um die hohen Ausgaben in der Corona-Pandemie auszugleichen.
Alternativen zur Vermögenssteuer
💸 Statt einer erzwungenen Abgabe könnten Wohlhabende auch freiwillig Geld abgeben - beispielsweise über Spenden. Die beiden Milliardäre Bill Gates und Jeff Bezos haben das bereits vorgemacht.
📈 Der Staat hätte auch die Möglichkeit, die Erbschaftssteuer zu erhöhen und somit auf die Vermögenssteuer zu verzichten.
🛒 Auch die Erhöhung der Grund- oder Gewerbesteuer wäre eine weitere Option zusätzliches Geld in die Staatskasse zu bringen.
💶 Für eine bessere Verteilung von Reichtum in der Gesellschaft könnte der deutsche Staat auch den privaten Vermögensaufbau erleichtern. Dazu würde es schon reichen, die existierenden bürokratischer Hürden abzubauen.