Unterseekabel: Warum du ohne sie kein Internet hättest
- Veröffentlicht: 11.01.2023
- 15:45 Uhr
- Alena Brandt
Ohne Unterseekabel gäbe es kein Internet mehr. Sie transportieren nahezu den gesamten Datenverkehr der Welt. Welche Kabel die Kontinente miteinander verbinden und was zu Störungen führt, erfährst du hier. Im Clip: Alles zu Glasfaserkabeln.
Das Wichtigste zum Thema Seekabel
Noch schnell eine E-Mail an Freunde in Südamerika: Das geht nur, weil es Seekabel gibt. Etwa 500 Seekabel weltweit verbinden die Kontinente über Internet miteinander.
98 Prozent der Datenübertragung läuft durchs Meer und auch die Telekommunikation ist davon abhängig. Die Kabel sind etwa so dick wie ein menschliches Bein.
Innen Glasfaser, außen eine Schutzschicht aus Polyethylen: Per Lichtimpuls rasen Daten durch die Kabel. Mit modernen Seekabeln könntest du 70 Millionen HD-Videos zugleich streamen.
Kurios: Einige Seekabel enden an einem Strand oder in kaum geschützten Landestationen. Man könnte sie leicht kappen. Dann herrschte digitale Funkstille zwischen den Ländern, die die Kabel verbinden. Seekabel sind anfällig für Sabotage und Ziele im Cyberkrieg.
Aber es werden doch auch Daten per Satellit übertragen, oder? Richtig, aber für die Unmengen an Daten heutzutage reichen Satelliten nicht aus. Kabeltechnologie ist unverzichtbar.
Karte der Unterwasser-Datenhighways
Die Submarine Cable Map zeigt, wie Seekabel ganze Kontinente und Länder miteinander verbinden.
Externer Inhalt
Echt Panne: Was Seekabel kappt
☹️ Etwa hundert Schäden jährlich gibt es an den Glasfaserkabeln in den Ozeanen.
⚓ Viele Pannen entstehen durch Schiffsanker an den Küsten.
🎣 Auch die Fischerei beschädigt mit Schleppnetzen die Kabel.
👷 Baggerarbeiten sind ebenfalls eine häufige Ursache für Störungen.
🌊 Auch Erdbeben und andere Naturereignisse knackten schon oft Seekabel.
Roboter helfen bei der Reparatur
Hallo, wer hat das Internet abgeschaltet? Die Pazifik-Insel Tonga etwa war schon mehrfach für mehrere Wochen ohne Internet- und Telefonempfang, weil Unwetter das einzige Internetkabel zum Festland beschädigten.
Seekabel lassen sich reparieren - aber das dauert meistens: Spezielle Trupps widmen sich dieser Aufgabe. Sie machen zuerst die Störstelle ausfindig. Ist diese in Küstennähe, ist die Störung meist schnell wieder behoben.
Komplizierter wird es, wenn die Bruchstelle der Kabel in der Tiefe am Meeresgrund liegt. Dann holen Tauchroboter die Seekabel aus der Tiefe hoch aufs Reparaturschiff und graben sie später wieder ein.
Wegen Seekabeln: Eine Kleinstadt in Niedersachsen galt als Top-Anschlagsziel
Schon gewusst? US-Geheimdienste erklärten lange die Kleinstadt Norden in Ostfriesland zu einem der wahrscheinlichsten Anschlagsziele in Deutschland. Der Grund: Hier endete TAT-14, ein transatlantisches Seekabel. Und das Internet gehört zur kritischen Infrastruktur in Deutschland. Der Ort Norden galt also als Abfahrt und Auffahrt der Datenautobahn durch den Atlantik. Ein Top-Ziel also, um Kabel zu sabotieren. Die Deutsche Telekom überwachte die Sicherheit. TAT-14 ist allerdings nicht mehr in Betrieb. Und so macht Norden auch keine Sorgen mehr.
Diese neuen Unterseekabel sollen die Welt verbinden
Hier findest du eine Auswahl an Tiefseekabeln, die gerade verlegt werden oder 2022 fertig wurden.
- Peace Cable: Reicht von Pakistan bis Frankreich. Der Name steht für Pakistan, East Africa Connecting Europe (kurz: PEACE). 12.000 Kilometer Kabel verbinden Asien, Afrika und Europa.
- 2Africa: Es ist das größte Seekabel-Projekt weltweit mit rund 45.000 Kabel-Kilometern. Es soll 33 Länder und die Kontinente Asien, Afrika und Europa verbinden. Die Kabel umrunden die Küste Afrikas. Eine chinesische Firmengruppe verlegt das Seekabel.
- Equiano: 15.000 Kilometer von Afrika bis Portugal - dieses Seekabel legte Google.
- Galapagos Cable System: Soll 2023 die Galapagos-Inseln mit Ecuador verbinden. 1.280 Kilometer Seekabel werden dafür verlegt.
- Zeus: Ist 2022 in Europa an den Start gegangen. Das Seekabel in der Nordsee Großbritannien mit dem europäischen Festland.
Wozu dienen Seekabel alles?
⚡ Energieübertragung: Das Nordlink-Seekabel etwa verbindet das norwegische Stromnetz mit dem deutschen Stromnetz.
📞 Telefonieren: Telefonkabel laufen teils durchs Meer.
🖥️ Internet: Datenübertragung im World Wide Web läuft über Seekabel.
🌊 Forscher:innen entwickelten Sensoren, die an Seekabeln sitzen und Erdbeben messen.
Das erste Transatlantikkabel lag 1858
Das erste Seekabel zog sich 1850 durch den englischen Kanal. Es hielt nur einen Tag. Was ist das denn für ein komischer Aal? Das dachte sich wohl der französische Fischer, der das Seekabel nur einen Tag nach seiner erfolgreichen Verlegung wieder aus dem Wasser zog.
Im Jahr 1858 gelang dann nach einer Verlegungszeit von einem Jahr der Coup: Das erste Transatlantikkabel lag komplett. So konnten telegrafische Meldungen geschickt werden. "Ende des Kabels heil angekommen", lautete die erste Nachricht. Die britische Königin Victoria konnte dem amerikanischen Präsidenten James Buchanan noch einen Gruß senden. Aber schon bald büßte das Seekabel an Leistung ein - und verstummte schließlich ganz.
Erst 1866 verband dann ein lang anhaltend funktionierendes Seekabel Europa mit Amerika.
Über hundert Jahre später gab es dann im Jahr 1988 das erste transatlantische Glasfaserkabel. Die Übertragungsleistung: 280 Mbits pro Sekunde.
Häufige Fragen
Seekabel liegen auf dem Meeresgrund teils mehrere tausend Meter tief. In Strandnähe sind sie auch eingegraben, damit sie nicht durch Fischerei und Schiffsschrauben beschädigt werden.
Es gibt spezielle Schiffe, die Seekabel verlegen und reparieren.
Das Verlegen ist äußerst kostspielig. Verbindungen mit Seekabeln kosten mehrere Millionen Euro. Wie teuer es genau wird, kommt auch auf die Länge an.