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Wieso eigentlich stilles Örtchen? Eine Kultur-Geschichte der Toilette

  • Veröffentlicht: 22.01.2022
  • 19:45 Uhr
  • Galileo

Warum eine hygienische Toilette so ein wichtiger Schritt für die Zivilisation war und ist. Und warum die Menschheit im Mittelalter einen großen Schritt zurück gemacht hat. Im Clip: die gefährlichste Toilette der Welt.

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Toiletten: Das solltest du über das stille Örtchen wissen

  • Toiletten, oder besser gesagt Orte, an denen Menschen ihr Geschäft verrichten, gibt es seit mehr als 5.000 Jahren. Schon die alten Ägypter und Syrer hatten Latrinen. Sie wussten, wie wichtig es ist, Trinkwasser und Fäkalien zu trennen.

  • Angefangen hat alles mit einem Loch in der Erde. Inzwischen gibt es eine Toilette für 23 Millionen US-Dollar: Die steht auf der Internationalen Raumstation ISS, ist aus Titanium und ein echtes High-Tech-Wunder: Sie überlistet die fehlende Schwerkraft im All und kann Urin zu Wasser recyceln.

  • An entlegenen Orten, wo es keine Wasserleitungen gibt, sind Plumpsklos Standard. So wie im Altai-Gebirge, wo die gefährlichste Toilette der Welt steht.

  • Trockentoiletten sind hygienisch und funktionieren ohne Wasser. Es reicht, zum Beispiel ein wenig Sägespäne über das Geschäft zu streuen, dann riecht es nicht. Eine andere Möglichkeit sind Trenntoiletten-Systeme. Urin und Kot werden separat in Behältern aufgefangen. Der Urin kann zum Düngen verwendet werden, der Kot zur Energiegewinnung in einer Biogasanlage.

  • Auf japanischen Toiletten reinigt eine im Klo integrierte Wasserfontäne den Po nach dem Toilettengang. Erfunden hat das allerdings ein Schweizer. Diese Toiletten werden auch in Deutschland immer populärer.

  • Etwas Ähnliches gab es auch früher schon in Europa: Das Bidet wurde im 17. Jahrhundert in Frankreich erfunden. In dem tiefen Waschbecken lassen sich nach dem Toilettengang Po und Genitalien waschen. Inzwischen ist das Bidet aber nicht mehr sehr verbreitet.

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Toiletten – ein Blick in die Geschichte

Wieso eigentlich stilles Örtchen? Eine Kultur-Geschichte der Toilette

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Die alten Römer hatten schon große Latrinen mit bis zu 25 Steinsitzen. Die Hinterlassenschaften fielen durch ein Loch. Trennwände gab es nicht, aber Rinnen, die mit Wasser gespült wurden und die Ausscheidungen aus der Stadt geleitet haben.
© Lion Fleischmann

Die alten Römer hatten schon große Latrinen mit bis zu 25 Steinsitzen. Die Hinterlassenschaften fielen durch ein Loch. Trennwände gab es nicht, aber Rinnen, die mit Wasser gespült wurden und die Ausscheidungen aus der Stadt geleitet haben.

Das Mittelalter bedeutete in puncto Hygiene einen großen Rückschritt: Nachttöpfe wurden auf der Straße geleert und auf Burgen gab es einen Abtritt-Erker: Die Notdurft fiel durch ein Loch ins Freie oder in den Burggraben.
© Lion Fleischmann

Das Mittelalter bedeutete in puncto Hygiene einen großen Rückschritt: Nachttöpfe wurden auf der Straße geleert und auf Burgen gab es einen Abtritt-Erker: Die Notdurft fiel durch ein Loch ins Freie oder in den Burggraben.

Immerhin verordnete man um das Jahr 1500 in München, dass jeder seinen Mist noch am gleichen Tag von der Straße zu entfernen habe.
© Lion Fleischmann

Immerhin verordnete man um das Jahr 1500 in München, dass jeder seinen Mist noch am gleichen Tag von der Straße zu entfernen habe.

Im Jahr 1596 erfand der Engländer Sir John Harington das erste WC mit Wasserspülung, Spülkasten und Ventil. Elizabeth I. ließ das in ihr Schloss einbauen, danach ging das Wissen aber verloren.
© Lion Fleischmann

Im Jahr 1596 erfand der Engländer Sir John Harington das erste WC mit Wasserspülung, Spülkasten und Ventil. Elizabeth I. ließ das in ihr Schloss einbauen, danach ging das Wissen aber verloren.

Der Sonnenkönig Ludwig XIV. hat davon nichts mitbekommen: Er soll im 17. Jahrhundert vor aller Augen auf seinem Lieblingskackstuhl sein Geschäft erledigt haben - und zwar während er Hof hielt.
© Lion Fleischmann

Der Sonnenkönig Ludwig XIV. hat davon nichts mitbekommen: Er soll im 17. Jahrhundert vor aller Augen auf seinem Lieblingskackstuhl sein Geschäft erledigt haben - und zwar während er Hof hielt.

Im 18. Jahrhundert boten Männer und Frauen mit langen Umhängen Passanten Platz für die Notdurft an. Die fanden unter dem Umhang dann einen Eimer.
© Lion Fleischmann

Im 18. Jahrhundert boten Männer und Frauen mit langen Umhängen Passanten Platz für die Notdurft an. Die fanden unter dem Umhang dann einen Eimer.

Erst im Jahr 1775 meldete der englische Erfinder Alexander Cumming das Patent für ein WC mit Wasserspülung an. Und er erfand auch das Siphon: Dadurch, dass nach dem Spülen Wasser in der Toilette blieb, konnten Gerüche und Keime aus dem Kanalsystem nicht mehr in die Häuser dringen. Fast zeitgleich erfand das übrigens auch eine Madame Benoist in Frankreich. Das ist allerdings weniger bekannt.
© Lion Fleischmann

Erst im Jahr 1775 meldete der englische Erfinder Alexander Cumming das Patent für ein WC mit Wasserspülung an. Und er erfand auch das Siphon: Dadurch, dass nach dem Spülen Wasser in der Toilette blieb, konnten Gerüche und Keime aus dem Kanalsystem nicht mehr in die Häuser dringen. Fast zeitgleich erfand das übrigens auch eine Madame Benoist in Frankreich. Das ist allerdings weniger bekannt.

Das Toilettenpapier auf Rollen, so wie wir es heute kennen, gibt es seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Die erste Fabrik für Toilettenpapier in Deutschland gründete Hans Klenk 1928 in Ludwigsburg.
© Lion Fleischmann

Das Toilettenpapier auf Rollen, so wie wir es heute kennen, gibt es seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Die erste Fabrik für Toilettenpapier in Deutschland gründete Hans Klenk 1928 in Ludwigsburg.

Warum die Erfindung der Toilette so wichtig war, erklärt Prof. Dr. Stefan Grube von der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften.

💬 Die Erfindung der Toilette war aus hygienischen Gründen sehr wichtig. Indem die Menschen Trinkwasser und Fäkalien getrennt haben, haben sie Krankheiten vermieden.

💬 Das Wissen über diesen Zusammenhang gab es schon sehr früh: Schon im Alten Testament wird erwähnt, dass man für sein Geschäft aufs Feld hinausgehen und seine Hinterlassenschaften verscharren sollte.

💬 Krankheiten, die unter schlechten hygienischen Bedingungen leichter übertragen werden, sind zum Beispiel Ruhr und Cholera. 1892 gab es in Hamburg eine Cholera-Epidemie. Man hat lange gebraucht, um herauszufinden, dass es an mit Fäkalien verunreinigtem Wasser lag. In Altona hingegen blieben die Menschen gesund, weil das Wasser aus der Elbe mit einem Sandfilter gereinigt wurde, bevor es als Trinkwasser genutzt wurde.

💬 Öffentliche Toiletten könnten viel hygienischer sein, wenn die Nutzer sich richtig verhalten würden. Einfach auf die Klobrille setzen, nicht in der Luft schwebend balancieren und auch nicht die Brille mit Klopapier auslegen. Das landet dann am Boden, wird schmutzig und sieht nicht schön aus.

💬 In vielen öffentlichen Toiletten gibt es Desinfektionsmittel, damit kann man die Klobrille vorher abwischen. Die meisten Keime befinden sich aber ohnehin an den Wasserhähnen und Türklinken. Deshalb sollte man vermeiden, sie mit der Hand zu berühren. Am besten sind berührungslose Armaturen.

💬 Ein aktueller Trend sind Dusch-WCs, wie sie in Japan schon weit verbreitet sind. Eine Düse in der Toilette reinigt Po und Genitalien mit Wasser, danach werden sie mit warmer Luft getrocknet. Das ist sehr angenehm und hygienisch. Auch in Deutschland gibt es immer mehr Hersteller, die eigene Modelle entwickeln. Schätzungsweise 30 Prozent aller neu installierten Toiletten in Einfamilienhäusern sind mittlerweile Dusch-WCs.

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Toilette: Verschiedene Wörter und Symbole für das stille Örtchen

🚽 Der Begriff Toilette kommt aus dem Französischen. Toilette sagte man zum Ankleiden, Schminken und Frisieren. Dafür hatten die Damen eigene Ankleidezimmer. Und weil viele währenddessen auch ihr Geschäft verrichteten, bürgerte sich dieser Name ein.

🚾 Der Begriff WC steht für das englische "water closet" (Wasser Klosett). Ein Klosett war früher ein abgeschlossener Raum.

🚻 Die Frauentoilette ziert das Piktogramm einer Figur im Kleid, die Männertoilette einer Figur in Hosen. Eine interessante Deutung gibt die Kampagne #itwasneveradress, die kein Kleid sieht, sondern eine Superheldin mit Umhang.

🚪 An Toilettentüren sieht man auch manchmal dieses Symbol: 00. Das wurde in Hotels für die Etagentoiletten eingeführt, damit die Gäste die Toiletten nicht mit einem Hotelzimmer verwechselten.

♂ Dieses Symbol, das oft auf Toilettentüren zu sehen ist, steht für den Kriegsgott Mars. Dahinter verbirgt sich die Männertoilette.

♀ Auf den Frauentoiletten ist dieses Symbol zu sehen. Es stellt einen Handspiegel dar.

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Die verrücktesten Toiletten der Welt

Wieso eigentlich stilles Örtchen? Eine Kultur-Geschichte der Toilette

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Mitten im australischen Outback wirkt diese Ökotoilette eher verloren.
© Getty Images

Mitten im australischen Outback wirkt diese Ökotoilette eher verloren.

Ziemlich beeindruckend ist hingegen die Aussicht von dieser Toilette in Norwegen auf den Sognefjord, den längsten und tiefsten Fjord Europas.
© Getty Images

Ziemlich beeindruckend ist hingegen die Aussicht von dieser Toilette in Norwegen auf den Sognefjord, den längsten und tiefsten Fjord Europas.

Die teuerste Toilette der Welt fliegt auf der ISS im Weltraum: 23 Millionen US-Dollar hat dieses High-Tech-Wunder gekostet.
© Imago Images / ZUMA Wire

Die teuerste Toilette der Welt fliegt auf der ISS im Weltraum: 23 Millionen US-Dollar hat dieses High-Tech-Wunder gekostet.

In Japan sind Toiletten weit verbreitet, die nach dem Geschäft mit Wasser den Po säubern. Gewöhnungsbedürftig, aber hygienisch.

In Japan sind Toiletten weit verbreitet, die nach dem Geschäft mit Wasser den Po säubern. Gewöhnungsbedürftig, aber hygienisch.

Das Bidet hat eine ähnliche Funktion, ist aber nicht mehr sehr verbreitet. Erfunden wurde es im 17. Jahrhundert in Frankreich.
© Getty Images

Das Bidet hat eine ähnliche Funktion, ist aber nicht mehr sehr verbreitet. Erfunden wurde es im 17. Jahrhundert in Frankreich.

Zusammen Geschäfte machen: Im tunesischen Dougga sind 12 Latrinen in einem Halbkreis aus der Zeit der Römer noch sehr gut erhalten.
© Imago Images / VWPics

Zusammen Geschäfte machen: Im tunesischen Dougga sind 12 Latrinen in einem Halbkreis aus der Zeit der Römer noch sehr gut erhalten.

Nicht alt, aber altbekannt: Die blau-weiße Toilette, die uns alle zum Nachdenken bringt. Ist es wirklich so dringend?
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