Tierwohl: Geht Fleisch auch in gut und fair?
- Veröffentlicht: 07.07.2021
- 08:45 Uhr
- Alena Brandt
Fleisch ja, aber bitte nicht aus Massentierhaltung: Vielen Menschen ist das Wohl von Nutztieren wichtiger als Billigpreise. Aber Fleischessen mit gutem Gewissen - geht das? Darauf kannst du beim Kauf achten.
Das Wichtigste zum Thema Nutztiere
Das Tierwohl ist rund 80 Prozent der Deutschen wichtig. Seit 2019 gibt es ein Tierwohl-Siegel auf Verpackungen im Supermarkt.
Mast-Tiere sollen möglichst viel Fleisch in kurzer Zeit bringen. Die meisten Tiere erreichen nicht einmal ein Zehntel ihrer natürlichen Lebenserwartung.
In welchem Alter Schweine, Rinder, Hühner und Lämmer geschlachtet werden - das erfährst du weiter unten.
Ist "Bio" besser? Ein Bio-Masthuhn lebt oft doppelt so lange wie ein Huhn aus konventioneller Haltung. Und ein Bio-Kalb bekommt Milch statt Milch-Austauscher.
Eine ökologische Variante der Fleischbeschaffung: Wildfleisch vom regionalen Forstamt.
Schlachtreife: Wie lange leben eigentlich Rind, Schaf, Schwein, Lamm und Huhn?
🐔 Ein Masthuhn lebt etwa 28 bis 42 Tage. Mit einem Gewicht von 1,5 Kilo werden die Tiere geschlachtet. Zum Vergleich: Hühner können über 7 Jahre alt werden.
🐖 Ein Mastschwein erreicht in etwa 5 bis 6 Monaten sein Schlachtgewicht von rund 120 Kilo. Normalerweise könnte ein Schwein über 10 Jahre alt werden.
🐂 Mastbullen werden mit ungefähr 18 bis 20 Monaten geschlachtet, Kälber mit 6 bis 7 Monaten. Normalerweise haben sie eine Lebenserwartung von bis zu 25 Jahren.
🐑 Mast-Lämmer leben 4 bis 12 Monate. Die natürliche Lebenserwartung von Schafen liegt bei rund 20 Jahren.
Haltung zeigen, bitte! Das Tierwohl-Siegel
Durfte das Rind auch auf die Weide, oder stand es im engen Stall? Seit April 2019 findest du Infos zur Haltung von Nutztieren auf Verpackungen im Supermarkt. Das Tierwohl-Kennzeichen "Haltungsform" kennzeichnet 4 Stufen.
Je höher die Stufe, desto artgerechter die Haltung: Stufe 1 ist der Mindest-Standard bei Stallhaltung. Die höchste Stufe 4 entspricht den Anforderungen der EU-Öko-Verordnung.
Die Tierwohl-Kennzeichnung beauftragte der Handel, um Verbrauchern eine bessere Orientierung bei der Auswahl von Fleisch zu bieten. Umfragen bestätigen immer wieder: Einem Großteil der Konsumenten (über 80 Prozent) ist das Tierwohl wichtig. Sie wollen wissen, wie es den Tieren ging, die auf ihren Tellern landen.
Auf eine staatliche Kennzeichnung konnten sich Politiker bisher nicht einigen. Damit die Tiere wirklich profitieren - von Geburt bis Schlachtung - fordern Tierschützer ein europäisches Label.
Dieses Label sollte auch von jenen beachtet werden, die sich nach der Carnivore-Diät ernähren: Hier wird ausschließlich rohes Fleisch und Fisch verzehrt! Eine gute Qualität ist hier also von höchster Wichtigkeit.
Früher war Fleisch deutlich teurer
Schlacht-Transporte vermeiden: Der mobile Metzger
Tiere sollen nicht nur ein gutes Leben haben, sondern auch einen würdevollen Tod. Lange Transporte, Angst im Schlachthaus, Schmerzen - das will ein mobiler Metzger Nutztieren ersparen.
Matthias Kürten aus Wipperfürth fährt zu seinen Kunden auf den Hof und schlachtet dort. So erspart er den Tieren Stress. Zudem verarbeitet er noch nahezu das ganze Tier - so wie früher.
Tipps zum Fleisch-Kauf
- Wildfleisch kommt vom Wald auf den Teller. Kaufe es beim regionalen Jäger und Forstamt. Die Tiere haben artgerecht gelebt - und lange, qualvolle Transporte blieben ihnen erspart.
- Teilen wie früher: Beim "Crowd-Butchering" kaufst du online eine Kuh oder ein Schwein vom Bauern deiner Wahl - zusammen mit anderen. Du wählst, welches Fleisch du möchtest. Erst, wenn alles vom Tier verkauft ist, wird es geschlachtet.
- Informiere dich: Frage bei der Metzgerei nach, woher die Tiere kommen, wie weit die Transportwege sind und aus welcher Haltung die Tiere stammen.
- Achte auf Verpackungen im Supermarkt auf das Tierwohl-Kennzeichen.
Was du dir merken solltest
☝️ Mehr Tierwohl, mehr Kosten: Für artgerechtere Tierhaltung müssten Landwirtinnen und Landwirte beispielsweise Ställe umbauen und mehr Platz schaffen - das kostet Geld. Expert:innen haben berechnet: Zahlen Verbraucher 40 Cent mehr pro Kilogramm Fleisch, ließen sich viele Schritte in Richtung mehr Tierwohl umsetzen.
Willst Du noch mehr über Nutztiere erfahren?
🐔 Bundeinformationszentrum Landwirtschaft: Lebenserwartung von Nutztieren
🐔 Auch in der Diskussion: Eine Fleischsteuer zum Schutz von Tier und Umwelt: Was bedeutet das für den Verbraucher und wer profitiert davon?