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Streiten: Warum Konflikte für dich so wichtig sind

  • Veröffentlicht: 08.02.2023
  • 07:45 Uhr
  • Chris Tomas

Ob privat oder bei der Arbeit, auf Twitter oder in Talkshows: Nirgendwo geht es immer harmonisch zu. Aber warum sind Konflikte wichtig? Und wie streiten wir richtig? Im Clip: Das passiert bei Stress im Körper.

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Das Wichtigste über Streit

  • Grundsätzlich gehört Streit zu unserem Alltag. Weil jeder Mensch anders ist, muss das Zusammenleben verhandelt werden, und das passiert nicht immer ohne Reibung.

  • Rund zwei Drittel aller Deutschen haben regelmäßig Auseinandersetzungen mit Menschen in ihrem Umfeld. Im Durchschnitt streiten sie sich dabei mit zwei anderen. Das ermittelte das Marktforschungsinstitut "Splendid Research".

  • Frauen und Männer bringen unterschiedliche Dinge auf die Palme: In Beziehungen machen eher Frauen ihrem Ärger Luft, und Männer geben häufiger nach, so ein israelisches Forscherteam. Dafür sind Männer öfter im Job und im Straßenverkehr in Streit verwickelt.

  • Streit versetzt den Körper in den Alarmzustand. Stress-Hormone werden ausgeschüttet, Puls und Blutdruck steigen, wir schwitzen. Schwelen Konflikte lange vor sich hin, ohne dass es zu einer Lösung kommt, kann das zu Bluthochdruck führen.

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Darum streiten wir

Gründe für Streit: Darum streiten Paare in Deutschland am meisten.
Gründe für Streit: Darum streiten Paare in Deutschland am meisten.

Auch das sind Streit-Gründe

🔊 46 Prozent aller Deutschen kennen Streit in der Nachbarschaft. Das ergab eine Forsa-Umfrage für die Versicherung Gothaer. Größter Störfaktor: Lärm. 63 Prozent haben sich laut Marktforschungsinstitut GfK schon deswegen gestritten. Auf Platz zwei und drei: nicht eingehaltene Pflichten wie z. B. Treppenhaus putzen und Haustiere.

🦠 In Familien führten zuletzt vor allem die Corona-Einschränkungen zu Zoff. Die Kaufmännische Krankenkasse KKH gibt an, dass jedes fünfte Kind aufgrund des Lockdowns unter Streit zu Hause gelitten habe. 71 Prozent der Deutschen sind wegen Corona mit Verwandten oder Bekannten in Streit geraten.

💻 Wenn es zwischen Eltern und Jugendlichen kracht, geht es vor allem um die Zeit, die am Computer verbracht wird (57 Prozent). Das ermittelte das IfD Allensbach. Weitere Konfliktpunkte sind Ausgeh-Zeiten (56 Prozent) und Taschengeld (55 Prozent).

🌴 Im Urlaub streiten sich knapp 60 Prozent aller Paare, weil unterschiedliche Interessen aufeinanderprallen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Buchungsportals "Hotel.de". Andere Probleme sind Enttäuschung über das Reiseziel oder das Hotel und schlechte Planung.

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Ist Streit gut oder schlecht?

👨‍🔬 Fragen an Dr. David Lanius, Streitforscher am DebateLab des Karlsruher Instituts für Technologie und Mitgründer des Forums für Streitkultur

Warum streiten Menschen überhaupt?

🗨 Streit ist wichtig für die Demokratie und fürs Zusammenleben. Dass wir versuchen, Konflikte durch verbale Auseinandersetzungen zu lösen und nicht durch Gewalt, ist eine Errungenschaft.

Warum fliegen selbst bei Liebespaaren die Fetzen?

🗨 Nähe schafft Reibungspunkte. Deshalb streiten wir uns mit nahestehenden Menschen durchschnittlich häufiger. Man ist emotional involvierter und es steht mehr auf dem Spiel - im schlimmsten Fall sogar die ganze Beziehung.

Was schadet einem Streit?

🗨 Wichtig ist, sich vor einer Diskussion zu überlegen: Was will ich eigentlich erreichen? Konflikte eskalieren oft, wenn keine oder falsche Ziele verfolgt werden. So sollte man besser nicht versuchen, das Gegenüber unbedingt überzeugen zu wollen oder gar vorzuführen.

Welche Vor- und Nachteile hat Streiten?

🗨 Streit ist negativ konnotiert. Man hat eine Auseinandersetzung vor Augen, bei der man sich gegenseitig anschreit. Aber wenn es gut läuft, hat Streit nur Vorteile. Wir lernen, andere und uns selbst besser zu verstehen, oder wir lernen etwas über die Welt. Im besten Fall sorgt Streit sogar für mehr Nähe, weil man sich am Ende in die andere Seite hineinversetzen kann.

Was macht einen guten Streit aus?

🗨 Man sollte deutlich machen, worum es eigentlich geht. Vielleicht streitet man sich vordergründig darum, wer heute den Müll rausbringt, aber dahinter steckt ein tieferer Konflikt, etwa wer mehr für den anderen tut. Wichtig ist auch, beim Thema zu bleiben. Oft gerät man vom Hundertsten ins Tausendste, löst aber kein einziges Problem. Und man sollte stets begründen, warum man eine Position vertritt.

Wie verhindert man, dass sich die Fronten verhärten?

🗨 Indem man versucht, Gemeinsamkeiten zu finden. Etwa in Beziehungen: Es gibt ja Gründe, warum man zusammen oder befreundet ist. Hilfreich ist auch, Fragen zu stellen und zuzuhören. Das wird oft vergessen. Wir hören dann nur scheinbar zu und arbeiten stattdessen im Kopf schon an dem, was wir erwidern wollen.

11 Tipps für besseres Streiten

Hab keine Angst vor Streit. Es ist wichtig, Grenzen zu setzen, und Konflikte sollten nicht unter den Teppich gekehrt werden. Auseinandersetzungen können eine Beziehung sogar stärken.

Hör zu! Versuche zu verstehen, worum des deinem Gegenüber im Kern geht. Beispiel: "Hast du das Gefühl, dass deine Arbeit an diesem Projekt nicht wertgeschätzt wird?" Geh davon aus, dass auch der andere es zunächst einmal gut meint.

Wechsle nicht das Thema, auch wenn dir gerade nach einem Rundumschlag ist. Beispiel: "Lass uns bitte erst diesen Punkt klären." Sonst läuft der Streit aus dem Ruder.

Erkläre die Gründe für deine Wut. Beispiel: "Mein Eindruck ist, dass wir die Hausarbeit nicht gerecht aufgeteilt haben und ich dadurch insgesamt mehr Stress habe."

Vermeide Verallgemeinerungen wie "Immer musst du …" oder "nie kannst du …". Solche Pauschalaussagen sind selten wahr und verletzen dein Gegenüber nur.

Wärme keine alten Kamellen auf. Und falls du doch eine Geschichte aus der Vergangenheit auspackst, erklär ohne Vorwurf, warum du sie erst jetzt ansprichst.

Mach Pausen. Wenn die Emotionen zu sehr hochkochen, geh kurz eine Runde um den Block. Beispiel: "Bitte gib mir eine halbe Stunde, um durchzuatmen. Dann bin ich wieder da und wir reden weiter."

Bleib sachlich. Beleidigungen, Sarkasmus, Drohungen, Übertreibungen oder ironische Bemerkungen tun keinem Gespräch gut. Auch Belehrungen ("Nicht in diesem Ton!") sind kontraproduktiv.

Zieh andere nicht in euren Streit hinein. Das gilt insbesondere für Kinder. Verzichte auch auf scheinbare Verbündete ("Luisa hat auch gesagt, dass sie deine Idee blöd findet.")

Betone Gemeinsamkeiten. Beispiel: "Klar ist ja schon mal, dass wir unseren Urlaub zusammen verbringen wollen."

Bemühe dich um einen Kompromiss. Stur auf den eigenen Standpunkt zu beharren, nur um den Streit zu gewinnen, beleidigt zu schweigen oder immer nachzugeben, das schadet auf Dauer.

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Häufige Fragen zum Thema Streit

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