Teurer Winter droht: Hintergründe zu steigenden Energiepreisen - und Spar-Tipps
- Veröffentlicht: 18.10.2021
- 18:45 Uhr
- Galileo
Die kalte Jahreszeit kommt! Hast du die Heizung schon aufgedreht? Die läuft meist mit Gas oder Öl. Weil deren Preise zuletzt stark anstiegen, weht uns wohl ein teurer Winter ins Haus. Was hinter den hohen Kosten steckt und wie du Energie und Geld sparst.
Das Wichtigste zum Thema steigende Energiepreise
"Der Winter naht" - das wissen nicht nur Fans von Game of Thrones. Einige Fachleute erwarten zudem eine besonders kalte Jahreszeit. Zweifelsfreie Wetter-Vorhersagen sind zum jetzigen Zeitpunkt aber kaum möglich.
Bei einem sehr kalten Winter müssen wir sehr viel Heizen - und brauchen dementsprechend viel Erdgas und Öl. Damit heizen in Deutschland rund 3 von 4 Haushalten.
Nicht nur durch einen höheren Verbrauch steht uns vermutlich ein teurer Winter bevor. Vor allem auch die zuletzt hohen Energiepreise verhageln womöglich die Jahresabrechnung.
So setzen sich der Gas- und Strompreis zusammen
💰 Mit den zuletzt teils extrem gestiegenen Energiekosten sind meist vor allem die Einkaufspreise gemeint. Sie sind für den Endpreis, den Verbraucher:innen bezahlen, eine wichtige Grundlage.
💰 Neben dem Einkaufspreis fließen aber auch andere Faktoren in die Energiekosten mit ein. Dazu zählen Gebühren für die Nutzung des Netzes, Steuern und Umlagen.
💰 Neu hinzu kommt seit 2021 die CO2-Steuer. Dadurch warten etwa auf einen 2-Personen-Haushalt mit einem durchschnittlichen Heiz-Bedarf (7.500 kWh) Zusatz-Kosten von mehr als 40 Euro.
Weitere Infos zur Zusammensetzung und Entwicklung der Energiekosten
Übersicht zur prozentualen Zusammensetzung des Gas- und Strompreises
Monitoringbericht 2020 von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt
Gründe für den Anstieg der Energiekosten
⚖ Die Ursachen für die hohen Kosten sind vielfältig. Generell gerät das Verhältnis von Angebot und Nachfrage in Schieflage, wodurch die Preise steigen.
🏭 Vor allem die Wirtschaft produziert während der Erholung von den Folgen der Corona-Pandemie weltweit wieder mehr und benötigt dafür mehr Energie.
🥶 Außerdem sagen einige Wetter-Fachleute nach jetzigem Stand einen außergewöhnlich kalten Winter voraus. Dadurch müssten die Haushalte überdurchschnittlich viel heizen.
🤷 Gleichzeitig sind die Vorräte vergleichsweise knapp, unter anderem durch den hohen Bedarf im ebenfalls kalten letzten Winter in Europa.
🇷🇺 Abhängigkeiten: Ein Großteil des Erdgases in Deutschland etwa kommt aus Russland, Norwegen und den Niederlanden. Durch die Gas-Pipeline Nord Stream 2 wird die Versorgung voraussichtlich weiter auf andere angewiesen sein.
💶 Eine wichtige Rolle für den Anstieg der Energiekosten spielt außerdem die oben erwähnte CO2-Steuer, die seit Beginn des Jahres erhoben wird. Sie soll als eine Maßnahme beim Erreichen der Klimaschutz-Ziele helfen.
☝ Grundsätzlich mahnen Energie-Versorger:innen einen passenden Vergleich an. Unter anderem durch die zeitweise gesenkte Mehrwertsteuer im letzten Jahr waren die Preise allgemein geringer. Zum Vergleich bieten sich daher teils eher die Preise aus dem Jahr 2019 an.
👌 Langfristig rechnen Fachleute mit einer Normalisierung der Einkaufspreise, sodass auch die Energiekosten wieder sinken würden.
Schweden als Vorbild? So heizen die Nachbarn im Norden
💰 Schweden hat bereits 1991 eine CO2-Steuer eingeführt. Die Folge: Nur noch 3 Prozent der Einwohner:innen heizen mit Gas oder Öl.
🏡 Wärmepumpen sind trotz eisigem Winter in schwedischen Einfamilienhäusern weit verbreitet.
🤝 In Schweden sind Warmmieten üblich. Mieter:innen zahlen eine fixe, monatliche Pauschale. Einzig die Stromkosten kommen noch dazu.
💰 Falls es trotzdem zu Heizkosten-Nachzahlungen kommt, müssen die Vermieter:innen diese selbst zahlen. Das ist vom Staat so festgelegt.
🧐 Die Vermieter:innen haben also - anders als in Deutschland - auch einen Nutzen davon, wenn die Heizkosten möglichst niedrig sind.
📉 Durch die Warmmiete und die CO2-Steuer hat es Schweden in den letzten 20 Jahren geschafft, die CO2-Emissionen bei der Gebäude-Heizung von 3,1 Millionen Tonnen CO2 auf 0,2 Millionen Tonnen zu reduzieren.
👎 Der Haken bei der Sache: Die Schweden setzen neben Heizen mit Biomasse weiterhin auf Atomkraft.
Was die Politik gegen den Preisanstieg vorhat
Als kurzfristige Maßnahme möchte Frankreich beispielsweise den Preis für Strom und Gas deckeln und Haushalten mit geringem Einkommen jeweils 100 Euro auszahlen.
Mittel- bis langfristig fordern einige Politiker:innen ein gemeinsames Vorgehen in der Europäischen Union (EU). Ähnlich wie bei den Corona-Impfstoffen könnte eine gemeinsame Beschaffung helfen, um die Verhandlungsposition gegenüber Lieferanten zu verbessern und strategisch Reserven aufzubauen.
Einige Fachleute sehen die Preis-Frage nicht zuletzt auch als zentralen Hebel für die Durchsetzung des europäischen Klima-Plans "Fit for 55" beziehungsweise den Maßnahmen im deutschen Klimaschutzgesetz.
10 Tipps zum Energie- und Geldsparen
🤓 Kenne deinen Verbrauch: Schau dir zuerst deine Abrechnungen der Energiekosten an und nutze die Daten als Grundlage. Online findest du Vergleichswerte, zum Beispiel auf der Webseite des Umweltbundesamtes.
🤑 Vergleiche Preise: In den Abrechnungen siehst du auch, wie viel Geld du für deine Energieversorgung zahlst. Vor allem die Grundversorgung ist in der Regel sehr teuer. Online-Portale wie Verivox helfen dir, passende nachhaltige Tarife zu finden.
🔧 Davon ausgehend gibt's auch im Alltag einige Stellschrauben, an denen du drehen und dadurch Energie und Geld sparen kannst.
🥵 Richtig Heizen: Mit dem Heizungsregler auf 3 erreicht der Raum eine Wohlfühl-Temperatur von ungefähr 20 °C. In der Nacht drehst du am besten auf das Mond- oder sogar das Schneeflocken-Zeichen herunter.
👉 Heizkörper-Thermostate regulieren die Raum-Temperatur automatisch. Manuell einstellbare Thermostate gibt's bereits ab ungefähr 10 Euro, programmierbare ab rund 30 Euro.
🤔 Für Eigentümer:innen zahlt sich langfristig der Wechsel auf eine nachhaltige Heizungsanlage aus. Wer solche Kosten letztlich in Mietwohnungen trägt, ist noch nicht endgültig geklärt.
🛋 Halte Heizkörper außerdem frei von Sofas, Schreibtischen oder Regalen. Große Hindernisse stören die Wärmeverteilung im Raum.
💨 Stoß- statt Dauerlüften: Dreh die Heizung herunter und öffne das Fenster für einige Minuten komplett - in Corona-Zeiten in regelmäßigen Abständen.
🚪 Schließe Türen zwischen beheizten und unbeheizten Räumen. Haben die Türen große Spalten, helfen zusätzliche Dichtungen, damit weniger Wärme flöten geht.
💻 Schalte E-Geräte aus statt auf Standby, am einfachsten über Mehrfachsteckdosen. Achte beim Kauf von neuen Geräten außerdem auf das neue Energie-Label: Bei einer Top-Bilanz landen Geräte in der Kategorie A, bei einer miesen Bilanz in Kategorie G.