Special Olympics 2023 in Berlin: Alle Infos zu den Spielen
- Veröffentlicht: 17.06.2023
- 08:45 Uhr
- Sven Hasselberg
Leichtathletik, Fußball, Schwimmen - Am 17. Juni beginnen die Weltspiele für Sportler:innen mit geistiger und mehrfacher Behinderung in Berlin. So kannst auch du mitfiebern.
Das Wichtigste zum Thema Special Olympics World Games
Vom 17. bis zum 25. Juni finden in Berlin die 16. Special Olympics World Games unter dem Motto: "Zusammen unschlagbar!" statt. Das sind die offiziellen Welt-Sportspiele für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung.
Bei der weltweit größten inklusiven Sportveranstaltung treten 7.000 Athlet:innen aus 190 Nationen in 28 Sportarten wie Schwimmen, Leichtathletik, 3 x 3 Basketball, Reiten, Judo, Tennis, Turnen, Kanu oder Radfahren an.
Team Deutschland startet mit 415 Sportler:innen. 59 davon sind Unified Partners, Sportler:innen ohne Behinderung, die in einigen Sportarten inklusiv mit den geistig oder mehrfach behinderten Athlet:innen ein Team bilden.
Willst Du mehr über das Mega-Event, seine Geschichte und spezielle Sportarten wie Kraftdreikampf oder Futsal erfahren? Welche Regeln gelten beim Roller Skating oder Boccia? Und wie erhältst Du noch Tickets? Dann lies weiter.
Berlin 2023: Rekordverdächtige Weltspiele
Seit den Olympischen Spielen 1972 hat Deutschland kein größeres Multi-Sportevent veranstaltet. Neben den Sportler:innen erwarten die Ausrichter:innen von Special Olympics Deutschland (SOD) allein rund 3.000 Trainer:innen und Betreuer:innen und gut 9.000 Familienmitglieder. 20.000 ehrenamtliche Helfer geben ebenfalls ihr Bestes.
Die Eröffnungsfeier findet im Olympiastadion statt und nach acht Tagen voller sportlicher Höchstleistungen gibt es eine Abschlusszeremonie am Brandenburger Tor. Beide Feiern, aber auch 13 der Sportarten werden live von verschiedenen deutschen Sendern und Streamern, auch von den Sendern von ProSiebenSat.1 übertragen.
Seit den ersten Spielen 1968 mit drei Sportarten und Teilnehmer:innen aus den USA und Kanada haben sich die Special Olympics zu einem internationalen Sport-Großevent gemausert. Es ist das Einzige, das vom Internationalen Olympischen Komitee die Erlaubnis erhalten hat, den Namen Olympics zu verwenden.
Die Special Olympics fokussieren nicht auf den üblichen Gedanken im Spitzensport, bei dem es nur um das Brechen von Rekorden geht. So lautet der offizielle Eid der Special Olympics: "Ich will gewinnen, doch wenn ich nicht gewinnen kann, so will ich mutig mein Bestes geben." Die Special Olympics streben eine inklusive Gesellschaft durch die verbindende Kraft des Sports an. Menschen mit geistiger Behinderung sollen einen gleichberechtigten Zugang zu Sport, Bildung, Kultur und Gesundheitsversorgung bekommen. Es geht um Sichtbarkeit und Teilhabe durch Anerkennung im Sport. Niemand soll ausgeschlossen werden. Um vielen Athlet:innen mit unterschiedlichen Graden der Behinderung eine Teilnahme zu ermöglichen, werden sie nach einem bestimmten System in Leistungsgruppen eingeteilt. Mehr zu diesen "Divisions" erfährst du unten.
Neben den eingangs genannten Sportarten wird auch im Badminton, Handball, Beachvolleyball, in der Rhythmischen Sportgymnastik oder Tischtennis gekämpft. Das Event überschreitet auch die Stadtgrenzen Berlins. Gesegelt wird am Wannsee und die Golfer:innen spielen in Brandenburg am Scharmützelsee. Als neue Demonstrationssportarten präsentieren sich in Berlin Hockey und Rudern. Außerdem gibt es auch Sportarten bei den Special Olympics, die du von den Olympischen Spielen nicht kennst. Mehr dazu in der folgenden Liste.
Special Olympics: 6 speziell Sportarten
🛼 Roller Skating: In Berlin werden verschiedene Zeit-Rennen ausgetragen. Es gibt zum Beispiel den 30-Meter-Slalom oder das 500-Meter-Rennen und Staffelwettbewerbe. Die Teilnehmer:innen tragen Hand- und Knieschützer sowie Helme. Die Athlet:innen können Rollerskates oder Inline-Skates benutzen, je nach dem, was ihnen lieber ist.
⚽ Futsal: Beim "kleinen Bruder des Fußballs" tritt jedes Team mit fünf Feldspieler:innen an. Das Spiel ist um 1930 in Uruguay entstanden. Bei den Special Olympics World Games ist es seit 2019 dabei. Die Teams spielen zwei Halbzeiten zu 20 Minuten. Das Feld entspricht ungefähr der Größe eines Basketballfeldes, gespielt wird auf Rasen. Der Ball ist kleiner als beim herkömmlichen Fußball und springt auch nicht so intensiv.
🏋️♀️ Kräftedreikampf: Die Gewichte werden im Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben gestemmt. Bankdrücken gibt es in Berlin auch einzeln, die anderen beiden Disziplinen können kombiniert werden. Pro Disziplin und Sportler:in gibt es zwei Versuche. Sie treten in verschiedenen Gewichtsklassen an. Die Sportart wird seit 1983 bei den Special Olympics ausgetragen. In Berlin gehen voraussichtlich 133 Athlet:innen an den Start.
🥇 Boccia: Je nach ihren Fähigkeiten können die Sportler:innen ihre Kugeln aus der Hand werfen oder von einer Rampe rollen lassen, um sie möglichst nahe an der kleinen Kugel, Pallino, zu platzieren. Die Bahn ist 18 Meter lang und besitzt eine Bande, die ähnlich wie beim Billard auch angespielt werden darf. Es gibt verschiedene Einzel-, Doppel und Mannschaftswettbewerbe, einige davon mit nicht behinderten Unified Partners.
⛹ 3 x 3 Basketball: Teams spielen drei gegen drei und versuchen, den Ball im 3.05 Meter hohen Korb zu versenken. Der ist für beide Teams der Gleiche, denn sie spielen auf einer Feldseite. Es gibt auch Mixed-Teams und wahlweise noch die Fünf gegen Fünf-Variante. 3 x 3 Basketball feiert bei den Special Olympics in Berlin 2023 seine offizielle Premiere.
🎳 Bowling: Seit 1975 gehen bei den Special Olympics auch Bowling-Sportler:innen an den Start. Sie versuchen zehn Kegel mit zwölf Würfen pro Spieler:in umzuwerfen. Ähnlich wie beim Boccia dürfen die Athlet:innen auch eine Rampe benutzten. Es gibt verschiedene Einzel-, Doppel, und Teamwettbewerbe, manche mixed und manche auch unified. Bei den Special Olympics gehört Bowling zu den beliebtesten Sportarten.
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Die Geschichte der Special Olympics: Vom Sommercamp zum Mega-Event
In den 1960er-Jahren war es geistig behinderten Kindern in den USA nicht möglich, an Sommercamps der öffentlichen Schulen teilzunehmen. Als Eunice Kennedy-Shriver, die Schwester von US-Präsident John F. Kennedy davon erfuhr, beschloss sie, dass etwas getan werden musste! Ihre eigene Schwester Rosemary war geistig behindert und hatte große Freude an Sport. Eunice kannte also ein inklusives Familienleben. Sie gründete ein inklusives Sommercamp auf ihrer Farm. Hier trieben behinderte und nicht behinderte Kinder gemeinsam Sport.
Mit Hilfe einer Familienstiftung organsierte sie 1968 die ersten Special Olympics in Chicago. Damals nahmen rund 1.000 Athlet:innen teil. Allerdings nur aus den USA und Kanada und in drei Sportarten. Daraus wurde eine internationale Bewegung. Die ersten Spiele fanden noch in unregelmäßigen Abständen und bis 2003 ausschließlich in den USA statt. Doch immer mehr Länder nahmen mit ihren Delegationen teil. Zwar sind sie nicht wie die Paralympics an das Jahr und den Austragungsort der Olympischen Spiele geknüpft, doch seit 1975 finden auch die Special Olympics in einem vier Jahresturnus statt. 1988 erkannte das Internationale Olympische Komitee die Spiele offiziell an.
Winterspiele gibt es seit 1977. 1993 fanden diese das erste Mal außerhalb der USA, in Salzburg, statt. Hinzu kommen kontinentale Spiele, wie "Europäische Sommerspiele" oder "Asiatisch-Pazifische Spiele" und nationale Wettbewerbe. 1991 nahm das erste Mal eine deutsche Delegation teil. Nun ist es so weit, und die Spiele kommen nach Deutschland. Die Nächsten werden dann 2027 im australischen Perth veranstaltet, die nächsten Winterspiele 2025 in Turin, Italien.
Außerdem bietet die Bewegung viele Zusatzprogramme. Einige davon kümmern sich um die Gesundheit wie Motorik oder Ernährung von Athlet:innen, andere unterstützen die Familien bei der Vernetzung und dem Erfahrungsaustausch oder der Teilnahme an Wettbewerben. Auch Unified Schools wurden gegründet, in denen alle gemeinsam miteinander lernen und Sport treiben.
Special Olympics: Einteilung in Leistungsruppen
Keiner wird ausgeschlossen! Getreu diesem Motto werden die Wettbewerbe in verschiedenen Leistungsgruppen durchgeführt. Athlet:innen, die in etwa die gleiche Leistung erbringen können, kommen in eine Gruppe. Außerdem können diese auch nach Geschlecht und Alter unterteilt werden.
Um diese Klassifizierung durchzuführen, werden in einigen Sportarten sowohl die beste Trainingsleistung als auch Wettbewerbsleistungen berücksichtigt. Vor den regulären Wettbewerben gibt es die Klassifizierungs-Wettbewerbe. Bei denen wird die Leistung überprüft. So werden zum Beispiel Sportler:innen, die ungefähr die gleiche Zeit laufen, in einer Gruppe zusammengeführt. Je nach Disziplin und Gruppe werden dann Gold-. Silber- und Bronzemedaillen verliehen. Die anderen Teilnehmer:innen erhalten Schleifen.
So entstehen die Leistungsgruppen
Das folgende Video erklärt Dir die Einteilung in Leistungsgruppen genauer. Denn es gibt auch noch andere Klassifizierungssysteme wie "Round Robin" oder das "Kaiserspiel".
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Special Olympics: Das Prinzip des Aufstiegs
Hier erfährst Du mehr über das Prinzip des Aufstiegs, nach dem sich die Sportler:innen für internationale Wettkämpfe qualifizieren können.
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5 Fragen zu den Special Olympics World Games
Sie sind die offiziellen weltweiten Sportspiele für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Diese kämpfen ähnlich wie bei Olympischen Spielen oder den Paralympics in verschiedenen Wettbewerben gegeneinander um Gold, Silber und Bronze.
In Berlin werden 28 Sportarten ausgetragen. Darunter Klassiker wie Schwimmen, Tennis oder Leichtathletik. Außerdem gibt es Wettkämpfe im Roller Skating oder Boccia. 3x3 Basketball feiert seine Premiere. Hockey und Rudern werden als Demonstrationssportarten vorgestellt.
Ja. Wie es olympische Tradition ist, wurde die Fackel am 7. Juni in Athen entzündet. Sie heißt "Flame of Hope". Am Ende wird ein Lauf durch Brandenburg stattfinden, damit die Flamme der Hoffnung dann rechtzeitig zur Eröffnungsfeier im Olympiastadion ankommt.
Die ersten offiziellen Special Olympics fanden 1968 in Chicago statt. Die nächsten gab es zwei Jahre später, ebenfalls dort. 2003 fanden sie zum ersten Mal nicht in den USA statt, nämlich in der irischen Hauptstadt Dublin. Es folgten Shanghai, Athen, Los Angeles, Abu Dhabi und nun Berlin 2023.
Alle Athlet:innen müssen regelmäßiges Training vorweisen. Sie müssen schon einmal an regionalen und nationalen Wettbewerben teilgenommen haben und Anerkennungswettbewerbe absolvieren.