Moby Dick vor Mallorca: Warum Pottwale im Mittelmeer wichtig sind
- Veröffentlicht: 13.07.2022
- 14:45 Uhr
- Carina Neumann-Mahlkau
Sie unterhalten sich in der Lautstärke eines Erdbebens und ihr Kopf ist größer als ein VW-Bus: die Pottwale. Unweit von Mallorca versammeln sich größten Raubtiere unserer Erde. Wir nehmen dich mit auf eine Forschungs-Expedition zu den "kulturellen Gärtnern" der Ozeane. Im Clip: So steht es um die Wale in den Meeren.
Das Wichtigste zum Thema Pottwale im Mittelmeer
Das Mittelmeer birgt so manches Geheimnis. Oder wusstest du, dass es dort Pottwale gibt? Die mediterranen Giganten sind vom Aussterben bedroht. Dennoch gibt es Hoffnung für die großen Jäger.
"Ossis und Wessis": Es gibt eine westliche und eine östliche mediterrane Population. Die westliche ist mit geschätzten 400 Pottwalen die größte im Mittelmeer. Die östliche umfasst rund 200 Tiere.
Dating zwischen Ibiza und Mallorca: Jeder Pottwal der westlichen Population besucht mindestens ein Mal in seinem Leben die Balearen-Inseln, vermuten Forschende.
Denn hier treffen die Männchen, die sonst Einzelgänger sind, auf Gruppen von Weibchen. Nördlich der Inseln wird eine Kinderstube vermutet. Deshalb sind die Balearen so wichtig für die Pottwale.
Was macht Pottwale so besonders? Expert:innen haben die Antwort
👩❤️👨 Tita Cerdà und Txema Brotons aus Mallorca erforschen gemeinsam für die Schutz-Organisation Tursiops die Pottwale vor den Balearen-Inseln. Sie sagen:
💬 Pottwale sind Motoren für den Austausch organischen Materials. Sie fressen in der Tiefsee und düngen mit ihrer "Caca cachalote" (Pottwal-Kot) das Wasser an der Oberfläche.
💬 Ihr Kot enthält sehr viel Eisen - und der lässt das Phyto-Plankton nur so sprießen. Wusstest du, dass Plankton mehr CO2 absorbiert als der Regenwald? "Caca cachalote" ist also ein wahres Wunder gegen den Klimawandel.
💬 Aufgrund ihrer Intelligenz, ihrer komplexen Sprache und ihres sozialen Verhaltens pflegen Pottwale auch eine besondere Lebensweise. Verlieren wir sie, geht auch eine Kultur verloren.
💬 Dann wurden sie dank Moby Dick, dem weißen Wal, natürlich zum ikonischen Symbol. Die Haut der Pottwale wird mit dem Alter ähnlich wie unsere Haare übrigens wirklich weißer.
💬 Und es gab tatsächlich ein historisches Vorbild: einen männlichen, weißen Wal namens Mocha Dick, der das Walfang-Schiff Essex zum Sinken brachte. Damals gab es ein Aufbegehren unter den Pottwalen.
💬 Auf ihren Routen erzählten sie sich vermutlich von den besten Überlebens-Strategien, durch die sie vor den Walfängern fliehen oder ihre Schiffe außer Gefecht setzen konnten.
Auf Exkursion mit dem Forschungs-Schiff der Organisation Tursiops
Moby Dick vor Mallorca: Warum Pottwale im Mittelmeer wichtig sind
"Ich kann dich nicht hören!": Was Ozean-Lärm mit Walen und Delfinen macht
Motoren-Geräusche findest du unangenehm? Wale können ein Liedchen davon singen. Meeres-Säuger leben in einer sensiblen, akustischen Welt. Sie orientieren und verständigen sich über sogenanntes Bio-Sonar. Senden die Pottwale ihre Klicks in die Ozeane, können sie sich über weite Distanzen unterhalten und ihre Umgebung wie mit einem akustischen Navi scannen. Schiffs-Lärm stresst und vertreibt sie aus wichtigen Lebensräumen. Er stört ihre Kommunikation und kann sie sogar orientierungslos machen. Tursiops kämpft deshalb für Schutz-Zonen zwischen den Balearen. Denn, wie Txema sagt: "Du würdest mich zum Interview ja auch nicht auf die Tanzfläche im Club bitten."
Düsteres Kapitel mit hoffnungsvollem Ausgang
🐳 Beim Walfang denken die meisten an das vorindustrielle Zeitalter. Doch noch bis in die 1960er-Jahre wurden die Pottwale auch im Mittelmeer stark bejagt.
😥 Manche der heutigen mediterranen Pottwale erlebten dieses düstere Kapitel als Babies. Grund für die Jagd war das wachsartige Spermaceti im Kopf der Pottwale - übrigens dem größten im Tierreich.
🕖 Dieser Walrat kam damals noch in der Uhren-Industrie zum Einsatz. Der englische Name "Sperm Whale" leitet sich von "Spermaceti" ab.
🙏 Früher gab es im Mittelmeer sehr viele Pottwale. Heute sind es mit nicht mal 1.000 nur noch sehr wenige. Laut Tita und Txema besteht aber Hoffnung für ihren Bestand, der sich langsam aber sicher wieder erholt.
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FAQ zum Thema Pottwale
Pottwale sind die größten Raubtiere unseres Planeten. Sie werden bis zu 18 Meter lang und bis zu 40.000 Tonnen schwer. Ihre Zähne werden bis zu 20 Zentimeter lang.
Pottwale jagen in der Tiefsee nach Kalmaren. Narben von Saugnäpfen weisen auf Kämpfe mit bis zu 18 Meter großen Riesenkalmaren hin. Die gibt es im Mittelmeer aber nicht.
Für uns Menschen stellen die Pottwale keine Gefahr dar, da ihr Verhalten ohne Provokation nicht aggressiv ist und sich ihr Lebensraum im offenen Meer befindet.
Orcas starten zwar gelegentlich Angriffe auf Pottwale, doch diese wissen sich zu helfen. Sie "schreien" die Orcas mit ihren Klicklauten an und treiben sie damit in die Flucht.