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Gesundheit

Pilz-Infektionen: Wie gefährlich sind sie für dich?

  • Veröffentlicht: 27.07.2024
  • 05:00 Uhr
  • Chris Tomas
So sieht der Hefepilz Candida auris aus (Illustration).
So sieht der Hefepilz Candida auris aus (Illustration).© imago images/Science Photo Library

Eine wirkliche Bedrohung waren Pilze bislang nicht. Doch möglicherweise ändert sich das gerade: Gefährliche Arten wie der Hefepilz Candida auris breiten sich aus. Fachleute sprechen schon von einer Pandemie. Warum nehmen Pilz-Infektionen so stark zu und kannst du sich schützen?

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Gefährliche Pilz-Infektionen: Das Wichtigste zum Thema

  • Pilze sind überall. Wir atmen ihre Sporen ein, sie leben im Darm und auf der Haut. Manche sind nützlich, andere lästig, etwa Fußpilz. Doch es gibt auch gefährliche Arten.

  • Sowohl Schimmel- als auch Hefepilze können krank machen. Einer Studie zufolge sterben jedes Jahr rund 3,8 Millionen Menschen an Pilzinfektionen, sogenannten Mykosen.

  • Gerade macht Fachleuten vor allem der Hefepilz Candida auris Sorgen. Er verbreitet sich von Mensch zu Mensch, besonders in Krankenhäusern und ist schwer zu behandeln.

  • 2023 gab es in Deutschland 77 Fälle, sechsmal mehr als noch 2022. Mitschuld ist wohl der Klimawandel.

  • Das Problem: Gegen die extrem widerstandsfähigen Pilze gibt es keine Impfstoffe und zum Teil auch keine wirksamen Medikamente. Vor allem immungeschwächte Personen müssen deshalb aufpassen.

Inhalt

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Pilz-Infektionen: Was ist das eigentlich?

Pilze sind weder Pflanzen noch Tiere: Sie bilden in der Biologie ein eigenes Reich. Es gibt Millionen von ihnen, nach den Insekten sind sie die artenreichste Lebensform. Dabei unterscheiden sie sich stark in Größe und Aufbau — von winzigen Einzellern bis hin zum Riesenchampignon. Man findet Pilze überall, ob sichtbar und unsichtbar. Selbst im Darm oder auf unserer Haut leben sie.

Normalerweise sind Pilz-Infektionen harmlos. Unser Immunsystem kommt gut mit ihnen zurecht. Klassische Mykosen sind zum Beispiel Fußpilz, Nagelpilz und Scheidenpilz – unangenehm, aber nicht lebensgefährlich. Einige wenige Pilze jedoch rufen sogenannte invasive Mykosen hervor. Das ist eine Infektion der inneren Organe, die bis hin zur Blutvergiftung und im schlimmsten Fall zum Tod führen kann. Gefährdet sind Risikogruppen, deren Immunsystem nicht richtig arbeitet und das dadurch schlecht auf die Bedrohung reagieren kann.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat deshalb im Jahr 2022 erstmals eine Liste mit potenziell tödlichen Pilzen veröffentlicht. 19 verschiedene Arten sind darauf gelistet, davon werden vier in die höchste Kategorie "kritisch" gestuft.

Zurzeit beobachten Fachleute davon vor allem den Hefepilz Candida auris sehr aufmerksam – zu ihm erfährst weiter unten mehr. 

Im Video: Dieser Giftpilz in Australien lässt das Gehirn schrumpfen

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Diese Pilze können Menschen gefährlich werden

Aspergillus fumigatus ist ein Schimmelpilz, dem auch höhere Temperaturen nichts ausmachen. Er wächst zum Beispiel in der Biotonne oder auf Zimmerpflanzen-Erde. Seine Sporen gelangen über die Atemluft in die Lunge. Deshalb sollten in Krankenhauszimmern keine Topfpflanzen stehen, denn bei immungeschwächten Personen kann das zu einer Aspergillose führen, einer Krankheit, die die Lunge zerstört. Der Pilz baut Lungengewebe ab und breitet sich weiter im Körper aus. Eine Infektion ist besonders schwer zu behandeln, weil der Pilz einen Biofilm bildet, an dem Medikamente abprallen.

Candida albicans ist wie Candida Auris ein Hefepilz – insgesamt gibt es etwa 150 Candida-Arten – und sehr häufig. Schätzungen zufolge tragen rund die Hälfte bis drei Viertel aller Menschen diesen Mitbewohner in sich. Vermehren sich die Pilze übermäßig, spricht man von einer Candidose oder auch von Soor. Kleinkinder etwa haben häufig Mundsoor. Bei einem geschwächten Immunsystem kann sich Candida albicans im ganzen Körper ausbreiten.

Cryptococcus neoformans sitzt auf Gras und Getreide-Samen, wo er von Vögeln gefressen wird. Durch den Vogelkot verbreitet sich der Pilz dann. Atmen wir zum Beispiel Staub von getrocknetem Taubenkot ein, können sich die Kryptokokken in unseren Körper gelangen. Mögliche Folge: eine Atemwegsinfektion. Breiten sie die Pilze über die Blutbahn im Körper aus, löst das im schlimmsten Fall eine lebensgefährliche Hirnhaut-Entzündung aus.

Hinzu kommen viele weitere gefährliche Pilzarten. In den USA beispielsweise steigen gerade die Zahlen von Valley-Fieber, einer Krankheit, die durch den Pilz Coccidioides immitis ausgelöst wird. Der Pilz wächst in trockenen Böden und verbreitet seine Sporen durch Staubwolken. Atmet man sie ein, gelangt er in die Lunge. Eine Infektion kann grippeähnlich verlaufen, bei Risikogruppe aber auch zu einer schweren Lungen-Entzündung mit Abszessen führen.

Darum nehmen die Infektionen mit Pilzen zu

👉 Die Gefahr wurde unterschätzt: Erst seit Kurzem rücken Pilz-Infektionen vermehrt ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Deshalb kam jahrelang die Forschung zu kurz.

👉 Man erkennt sie inzwischen besser: Neue Tests und Diagnose-Verfahren führen dazu, dass mehr Pilz-Infektionen erfasst werden können als früher. Noch 2019 galten Pilz-Infektionen als mit am häufigsten übersehenen Todesursachen bei Intensivpatient:innen.

👉 Pilze sind extrem widerstandsfähig: Sie passen sich schnell an, sind gegen viele Medikamente immun und können sich auch noch unter schwierigsten Bedingungen vermehren.

👉 Der Klimawandel begünstigt Infektionen beim Menschen: Forschende an der Johns Hopkins Universität in den USA vermuten, dass Pilze durch die globale Erwärmung gezwungen sind, sich an höhere Temperaturen anzupassen. Das wiederum könnte es ihnen leichter machen, "Warmblüter" wie uns Menschen zu befallen. Denn normalerweise schreckt unsere relativ hohe Körpertemperatur Pilze ab, während sie bei Tieren oder Pflanzen schon öfter zu Massensterben geführt haben. 

👉 Pilze können sich durch Naturkatastrophen besser verbreiten: Waldbrände setzen Pilzsporen frei, durch Stürme können sie sich besser verteilen. Laut der Medizinischen Universität Graz erkranken Feuerwehrleute, die bei Waldbränden im Einsatz waren, danach häufiger an Pilzerkrankungen. Hochwasser wiederum begünstigt das Wachstum von Schimmelpilzen in Häusern. Durch den Klimawandel kommt es häufiger zu solchen Wetterextremen.

👉 Pilzschutzmittel in der Landwirtschaft fördern Resistenzen: Ähnlich wie es durch die Massentierhaltung zu Antibiotika-Resistenzen kommt, könnte der verstärkte Einsatz von Fungiziden Pilze widerstandsfähiger gemacht haben.

👉 Die moderne Medizin bringt neue Probleme mit sich: Cortison-Behandlungen oder Chemotherapien rettet vielen Menschen das Leben, beeinträchtigen in dieser Zeit aber auch das Immunsystem. Das hilft Pilzen.

👉 Corona spielt eine Rolle: Eine US-Studie deutet darauf hin, dass COVID-19-Infektionen mit einem verstärkten Pilzbefall zusammenhängen. In Indien erkrankten nach der Corona-Pandemie Tausende an dem sehr aggressiven "Schwarzen Pilz".

Eine Petrischale mit dem Hefepilz Candida auris.
Eine Petrischale mit dem Hefepilz Candida auris.© Nicolas Armer/dpa/Archivbild
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Candida auris: Was steckt hinter dem Pilz?

Candida auris ist ein Hefepilz. Er wurde 2009 in Japan zum ersten Mal registriert – im Ohr einer 70-jährigen Frau. Daher sein Name: Das lateinische Wort "auris" bedeutet "Ohr". Bleibt er auf der Haut, ist er normalerweise unproblematisch. Gelangt er jedoch zum Beispiel über Katheter in den Blutkreislauf, kann er das Nervensystem, innere Organe wie Nieren, Leber und Milz, die Augen, Gelenke und Knochen befallen.

Übertragen wird Candida auris durch Schmier-Infektionen, also von Mensch zu Mensch – eigentlich untypisch für Pilze, und genau das macht der Medizin Sorgen. Die Mikroorganismen verbreiten sich vor allem in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Man zählt in deshalb zu den Krankenhauskeimen. Das Problem an Candida auris: Der Pilz ist extrem widerstandsfähig. Auf Oberflächen hält es sich wochenlang, und auch unsere warme Körpertemperatur macht ihm nichts aus. Zudem wird er schnell gegen Medikamente und sogar gegen Desinfektions-Mittel resistent. 

In Deutschland ist Candida auris auf dem Vormarsch. 2023 gab es 77 Fälle. Das klingt nicht nach viel, ist aber sechs Mal mehr als im Jahr davor. Die Zahlen stammen vom Nationalen Referenzzentrum für Invasive Pilz-Infektionen. Und eine Infektion ist alles andere als harmlos: Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen 30 und 72 Prozent der Infektionen tödlich enden. In Deutschland verliefen sie zwar bisher glimpflich; weltweit sterben aber rund eine Million Menschen pro Jahr an Candida-Infektionen.

Wer ist von Pilz-Infektionen besonders bedroht?

Gesunden Menschen machen zumindest die in Europa verbreiteten Pilz-Infektionen nichts aus. Viele bemerken nicht einmal, dass sie infiziert sind. So kann sich der Pilz aber auch unauffällig verbreiten.

Gefährlich sind die Erreger für Menschen mit Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Corona, Lungen- und Nierenproblemen. Auch alle mit einem geschwächten Immunsystem, etwa Krebspatienten, Organtransplantierte oder HIV-Infizierte, müssen vorsichtig sein. Ihre Abwehr kann schlecht auf die Pilz-Bedrohung reagieren.

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Wie kannst du dich vor Pilz-Infektionen schützen?

Lästigen, aber harmlosen Pilzen wie Fuß- oder Scheidenpilz kannst du mit einigen Maßnahmen gut vorbeugen, zum Beispiel indem du atmungsaktive Baumwoll-Unterwäsche trägst oder häufig barfuß läufst, denn viele Pilz-Arten mögen feuchtwarmes Klima. Ist jemand in deinem Haushalt infiziert, Socken, Unterhosen und Handtücher bei 60 Grad waschen. Wenn es dich erwischt hat, helfen sogenannte Antimykotika. Sie wirken sowohl gegen Fadenpilze (dazu gehört Fußpilz) als auch gegen Hefepilze (etwa Scheidenpilz). In hartnäckigen Fällen werden Medikamente verschrieben.

Mit Schimmel- und Hefepilzen ist die Situation schwieriger. Manche sind so weit verbreitet, dass man den Kontakt im Alltag kaum vermeiden kann. Zwar gibt es momentan noch keine Impfung gegen Pilz-Infektionen.

Die wichtigsten Fragen zu Pilz-Infektionen

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