Deutsch Einheit
Ostalgie pur: Diese DDR-Produkte gibt es immer noch
- Aktualisiert: 09.10.2024
- 16:53 Uhr
- Julia Wolfer
Sandmännchen, Ampelmännchen, Grünpfeil und Sekt mit Kaffeegeschmack: Manche Ostprodukte und DDR-Erfindungen haben die Wende überlebt: Sie gibt es bis heute. Welche da sind und warum sie nach all der Zeit immer noch beliebt sind.
Ostprodukte: Das Wichtigste zum Thema
Die Wiedervereinigung bedeutete für viele DDR-Firmen und -Produktionsstätten das Aus.
Damit sind auch viele Ostprodukte aus den Supermärkten verschwunden, die bis zur Wende den Alltag in der DDR prägten.
Doch manches hat sich bis heute gehalten – oder wurde aufgrund von "Ostalgie" mit Erfolg neu aufgelegt.
Diese Dinge aus der DDR gibt es bis heute
Sandmännchen
Bis 1989 wurde im Deutschen Fernsehfunk (DFF) der DDR "Unser Sandmännchen" ausgestrahlt, analog dazu brachte in Westdeutschland die ARD-Sendung "Sandmännchen" die Kinder zu Bett. Doch während das backenbärtige BRD-Sandmännchen am 31. März 1989 abgesetzt wurde, geht das Ost-Sandmännchen mit seinem Spitzbart bis heute allabendlich auf Sendung. Unter den Begleitfiguren des Sandmännchens kam es jedoch zu einer Vereinigung von Ost und West. Darunter finden sich heute sowohl Figuren aus der DDR (zum Beispiel Pittiplatsch und Schnatterinchen) als auch aus der BRD (zum Beispiel Piggeldy und Frederick).
Ampelmännchen
Auch Fußgängerampeln unterschieden sich vor der Wende zwischen DDR und BRD: Das Ost-Ampelmännchen mit Hut wirkte drolliger, das West-Ampelmännchen maskuliner. Nach der Wende sollten die Ost-Ampelmännchen durch die West-Version ersetzt werden - doch nach Protesten wurde das Ost-Ampelmännchen schließlich in die "Richtlinien für Lichtsignalanlagen" der Straßenverkehrsordnung aufgenommen und ist seitdem zulässig. Inzwischen findet man es auch in westdeutschen Städten wie Hückeswagen, Heidelberg oder Neu-Ulm.
Grünpfeil
Heute ziert der Grünpfeil viele Ampelanlagen in Deutschland, erfunden wurde er jedoch in der DDR. Er erlaubt das Rechtsabbiegen an einer roten Ampel, wenn zuvor an der Haltlinie angehalten wurde. Eigentlich sollte der Grünpfeil nach der Wende abgeschafft werden. 1994 wurde er jedoch – trotz Protesten vieler Expert:innen – bundesweit eingeführt. Die Regelung ist jedoch bis heute umstritten.
Mosaik-Comics
"Mosaik" ist heute eines der ältesten und auflagenstärksten Comic-Magazine Deutschlands. Seinen Ursprung nahm es 1955 in Ost-Berlin. Der Verlag hat seitdem mehrmals gewechselt und auch die Helden der Comics sind heute andere als in der Erstausgabe. Das Magazin wird jedoch bis heute weiter vertrieben.
DEFA-Filme
Die DEFA (Deutsche Film AG) war ein staatseigenes Filmunternehmen der DDR. Insgesamt produzierte die DEFA rund 700 Spielfilme, darunter der Oscar-nominierte Film "Jakob der Lügner" (1974), sowie 750 Animationsfilme und viele Dokumentationen und Kurzfilme. Die DEFA gibt es heute nicht mehr, doch ihr Erbe wird seit 1998 von der DEFA-Stiftung bewahrt. Viele DEFA-Filme wie "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" (1974) sind zu Kultklassikern geworden und werden bis heute ausgestrahlt.
Kurzes Abitur
Während die BRD nach dem Zweiten Weltkrieg zum Abitur nach 13 Jahren zurückkehrte, behielt die DDR das Abitur nach 12 Jahren bei. Auch nach der Wende hielten Sachsen und Thüringen daran fest. Durch die G8-Schulreform wurde das verkürzte Abi - trotz großer Kritik - schließlich in fast allen Bundesländern eingeführt. Mittlerweile sind jedoch Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen wieder zum 13-jährigen Abitur zurückgekehrt, weitere Länder planen denselben Schritt. Im Osten hingegen ist das G8-Abitur weitgehend akzeptiert und bleibt bestehen.
Diese Dinge aus der DDR gibt es bis heute
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Rotkäppchen Sekt
Rotkäppchen Sekt war die bekannteste Sektmarke im Osten und durfte bei keiner Feierlichkeit fehlen. Besonderes Highlight: Die Mocca-Perle, ein Sekt mit Kaffeegeschmack. Nach der Wende avancierte das Unternehmen nach anfänglichen Schwierigkeiten auch im wieder vereinten Deutschland zu einer der beliebtesten Schaumweinmarken. Selbst die Mocca-Perle gibt es heute noch – wenn auch nur bei ausgewählten Händler:innen.
Halloren-Kugeln
Seit 1952 werden in Halle an der Saale Halloren-Kugeln produziert. Damit sind die Pralinen mit den zwei verschiedenen Creme-Füllungen ein echtes DDR-Produkt - und haben bis heute überlebt. 2021 erzielte die Schokoladenfabrik mit 16,8 Millionen verkauften Schachteln sogar einen neuen Absatzrekord.
Pfefferminzlikör "Pfeffi"
Der leuchtend grüne Pfefferminzlikör ist heut ein ganz Deutschland auf Studenten-Partys zu Hause und hinterlässt bei den Feiernden stets das Gefühl frisch geputzter Zähne. Ursprünglich stammt der "Pfeffi" von der Marke Nordbrand aus dem thüringischen Nordhausen, doch es gibt viele weitere Ost-Marken, die Pfefferminzlikör in weiß oder grün herstellen.
Nudossi
Während sich Menschen in der BRD Nutella aufs Brot schmierten, stand in der DDR die Nussnougat-Creme Nudossi auf dem Frühstückstisch. Nach der Wende geriet das Produkt in Vergessenheit, alle Werke wurden 1990 geschlossen. Später kaufte ein Unternehmer die Süßwarenfabrik in Radebeul auf und ließ Nudossi wieder aufleben. Mit Erfolg: Während in Nutella umstrittenes Palmöl und Aromastoffe enthalten sind, setzt Nudossi vor allem auf einen hohen Haselnuss-Anteil und Sonnenblumenöl – das kommt bei den Verbraucher:innen heute gut an.
Radeberger Bier
Radeberger ist eine der wenigen DDR-Biermarken, die auch nach der Wende erfolgreich blieb. Nach dem Mauerfall kaufte Oetker das Unternehmen, investierte und erzielte in den 90er-Jahren Marktzuwächse. Heute gehört Radeberger zur nach ihr benannten Radeberger-Gruppe, zu der auch andere Ost-Marken wie Ur-Krostitzer und Sternburg gehören.
Knusperflocken
Die Ostdeutsche Antwort auf Choco Crossies heißt Zetti Knusperflocken. Doch im Gegensatz zur BRD-Süßigkeit aus schokoladenummantelten Cornflakes bestehen Knusperflocken aus gemahlenem Knäckebrot mit Schokolade. Bis heute werden sie in den Sorten Zartbitter, Vollmilch und weißer Schokolade in Sachsen-Anhalt produziert und sind bundesweit die einzigen Knusperflocken mit Knäckebrot.
Vita-Cola
Vita Cola war in der DDR das Pendant zu Coca Cola im Westen. Nach der Wiedervereinigung wurde sie von anderen Cola-Marken verdrängt, doch viele Ost-Kund:innen vermissten ihren fruchtigen Geschmack. 1994 wurde die Produktion in Schmalkalden wieder aufgenommen, und Vita Cola ist heute wieder Marktführer in Thüringen.
Bautz'ner Senf
Bautzener Senf wurde in der DDR 1953 gegründet und entwickelte sich schnell zum beliebtesten Senf Ostdeutschlands. Dank seiner traditionellen Herstellung und scharfen Rezeptur blieb er auch nach der Wende erfolgreich. In Ostdeutschland ist der Senf heute mit rund 70 Prozent unangefochtener Marktführer, doch auch in Gesamtdeutschland kann er sich mit einem Marktanteil von 23 Prozent gegen andere Mitbewerber behaupten.
Florena Hautpflege
Florena wurde 1852 in Sachsen gegründet und war in der DDR eine beliebte Hautpflege-Marke. Nach der Wende wurde Florena modernisiert und 2002 vom Großkonzern Beiersdorf übernommen. Der Markenname blieb bestehen: Heute wird Florena in ganz Deutschland verkauft.
Spreewaldgurken
Spreewaldgurken waren in der DDR für ihre besondere Würzung und Herstellung bekannt und galten als regionale Delikatesse. Nach der Wende erlebten die eingelegten Gurken durch die "Ostalgie"-Welle einen Aufschwung und sind heute eine geschützte Marke, die in ganz Deutschland verkauft wird.
Wieso manche DDR-Produkte die Wende überlebten und andere nicht
Über 700 DDR-Produkte wurden nach dem Fall der Mauer ins geeinigte Deutschland eingeführt, doch nur rund 100 haben die Wende überlebt.
Viele Ost-Firmen konnten nicht mit der westdeutschen Konkurrenz mithalten, die Produktion war häufig veraltet oder unwirtschaftlich. Außerdem hatten viele Ostdeutsche zunächst die Nase voll von den gewohnten DDR-Produkten und probierten die bekannten Marken aus dem Westen aus.
Doch schon wenige Jahre nach der Wende fand eine Rückbesinnung statt: Viele ehemalige DDR-Bürger:innen vermissten den Geschmack ihrer früheren Lieblingsprodukte und so führte diese "Ostalgie" schließlich zu einem Comeback vieler Ost-Produkten.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Sektmarke Rotkäppchen: Nach der Wende brach der Absatz des einstigen Ost-Marktführer zunächst ein - heute gilt Rotkäppchen Sekt wieder als einer der beliebtesten Schaumweine Deutschlands mit einem Marktanteil von rund 50 Prozent (im Jahr 2020).
Welche berühmten Ostprodukte gibt es nicht mehr?
Trabant
Der Trabant, kurz "Trabi", war ein ikonischer Kleinwagen der DDR, bekannt für seine einfache Bauweise und Kunststoffkarosserie. Nach der Wende versuchte Volkswagen einen neuen Trabant am Markt zu platzieren – allerdings war die Nachfrage so gering, dass die Produktion 1991 eingestellt werden musste. Doch der Trabi lebt weiter - als Kultobjekt und beliebter Oldtimer.
Moped Simson Schwalbe
In der DDR stand das Moped Simson Schwalbe für Freiheit pur. Nach dem Mauerfall brach die Nachfrage für Kleinkrafträder der Marke Simson zusammen, 1991 kam die Produktion schließlich zum Erliegen. Heute ist die Schwalbe ein begehrtes Sammlerstück, das bei Liebhabern immer noch hohe Preise aufruft. Aufgrund einer Sonderregelung dürfen die 60 km/h schnellen Zweiräder auch heute noch mit einem Rollerführerschein gefahren werden.
NARVA-Glühbirnen
Die NARVA-Glühbirnenfabrik war einer der größten Hersteller von Beleuchtungstechnik in der DDR. Nach der Wende konnte das Unternehmen der Konkurrenz durch internationale Marken nicht standhalten und die Produktion wurde weitgehend eingestellt. Heute gibt es NARVA nur noch in stark verkleinerter Form.
Minol-Pirol
Minol-Pirol war das Maskottchen der staatlichen DDR-Tankstellenkette Minol. Nach der Wiedervereinigung wurde Minol von westlichen Konzernen übernommen und schließlich nach und nach von der Bildfläche verdrängt. Die Figur Minol-Pirol, eine Mischung aus Ölkanne und Vogel, ist heute ein nostalgisches Symbol für eine längst vergangene Zeit.
Kunsthonig
Da echte Bienenhonig in der DDR knapp und teuer war, wurde Kunsthonig entwickelt. Der preisgünstige DDR-Brotaufstrich bestand vor allem aus Zucker und enthielt - wenn überhaupt - lediglich einen geringen Anteil Honig.
DDR-Volksradio "Type R 160"
Das Kombinat Sternradio in Weißensee stellte sämtliche in der DDR vertriebenen Radios her, darunter das Modell "Type R 160" mit Kassettendeck im Holzgehäuse. Doch schon bald nach der Wende wurde das staatseigene Unternehmen abgewickelt und alle Mitarbeiter:innen entlassen - damit waren Sternradio und das "Type R 160" Geschichte.
Karo-Zigaretten
Im Westen rauchte man Marlboro, im Osten Karo. Die filterlosen Zigaretten kamen ohne Zusätze aus und gehörten zu den günstigsten Tabakmarke im Osten. Heute werden Karo-Zigaretten von Philip Morris weiter vertrieben, aber nicht mehr durchgängig produziert. Es gibt sie heute also theoretisch noch – aber sie sind nicht leicht aufzutreiben.
Handrührgerät Komet RG28
Der der Komet RG28s war ein unverwüstlicher Küchenhelfer in der DDR. In gelb, orange oder rot wurde er im thüringischen Suhl produziert und in mehr als 20 Ländern vertrieben – darunter auch in der BRD. Das Kombinat VEB Elektrogerätewerk wurde nach dem Mauerfall abgewickelt, neu ist der RG28 daher nicht mehr zu bekommen. In vielen Küchen lebt er jedoch weiter und kann offenbar mit aktuellen Handrührgeräten mithalten: Von "Stiftung Warentest" erhielt er 2020 das Prädikat "sehr gut".