Stechende Schmerzen
Nerv eingeklemmt: Was dahinter steckt und wie du den Schmerz los wirst
- Veröffentlicht: 08.12.2023
- 05:00 Uhr
- Julia Wolfer
Eine falsche Bewegung und ein Stich schießt in den Rücken: Ein "eigeklemmter Nerv" kann plötzlich Schmerzen und Taubheitsgefühl verursachen. Hier erfährst du, wie man einen eingeklemmten Nerv behandeln und vorbeugen kann.
Das Wichtigste zum Thema "eingeklemmter Nerv"
In der Medizin spricht man von einem eingeklemmten Nerv, wenn Nervengewebe unter Kompression oder Druck steht. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von Muskelverspannung bis Bandscheibenvorfall.
Typisch sind plötzlich einschießende Schmerzen. Häufig betroffen sind Rücken, Schultern, Hals oder Nacken. Auch Symptome wie Empfindungsstörungen, Taubheitsgefühl und Lähmungserscheinungen können auftreten.
Verspannungen lassen sich mit Wärme oder sanfter Dehnungen lösen. Im Zweifel solltest du die Ursache für die Schmerzen aber von einem:r Ärzt:in abklären und behandeln lassen.
Durch Muskeltraining und Stressabbau kannst du eingeklemmten Nerven vorbeugen.
Was ist ein eingeklemmter Nerv und wie entsteht er?
Wenn plötzliche Schmerzen im Rücken, Schulter, Hals oder Nacken auftreten, kann es sich anfühlen, als ob ein Nerv "eingeklemmt" ist. Tatsächlich ist dies jedoch äußerst selten der Fall. In der Medizin bezieht sich der Begriff "eingeklemmter Nerv" auf die Kompression von Nervengewebe.
Diese Kompression wird oft durch Muskelverspannungen verursacht, die aufgrund von falscher Haltung oder unangemessenen Bewegungen entstehen können. Auch bei Bandscheibenvorfällen spricht man oft von einem eingeklemmten Nerv, wenn die Bandscheibe auf das umgebende Nervengewebe drückt.
Eingeklemmter Nerv: Das sind die Symptome
- Plötzliche auftretende Schmerzen, die sich stechend, elektrisierend oder brennend anfühlen. Manchmal entwickeln sich die Symptome jedoch auch allmählich.
- Neurologische Anzeichen wie Schwäche, Kribbeln, Gefühlsstörungen bis hin zu Taubheitsgefühlen, Schwindel und Erbrechen können auftreten, abhängig davon, welcher Nerv betroffen ist.
- Die Schmerzen können entlang der betroffenen Nervenbahn auch in Arme oder Beine ausstrahlen.
- Die Beschwerden treten unabhängig von Bewegungen auf.
- Häufig betroffen von einem eingeklemmten Nerv sind Rücken, Schultern, Hals und Nacken.
Eingeklemmter Nerv: Mögliche Ursachen
Ein eingeklemmter Nerv wird häufig durch Muskelverspannungen verursacht, die aufgrund von Fehlhaltungen oder falschen Bewegungen entstehen. In solchen Fällen drückt die verspannte Muskulatur auf den Nerv und löst dadurch die Beschwerden aus.
Ein plötzlicher Schmerz im Rücken während des Sports oder körperlicher Arbeit wird oft als Hexenschuss (Lumbago) bezeichnet. Dies betrifft häufig die Lendenwirbelsäule und das Kreuzbein. Muskelverspannungen, entzündliche Reizungen oder Arthrose im Zwischenwirbelgelenk können die Ursachen dafür sein. Ein eingeklemmter Nerv kann auch durch einen Bandscheibenvorfall verursacht werden: Dabei drückt der weiche Kern der Bandscheiben nach außen und kann die umliegenden Nerven blockieren.
Eine weitere Ursache kann eine Spinalkanalstenose sein. Diese Verengung des Wirbelkanals kann dazu führen, dass Nerven eingeklemmt werden und Schmerzen im Rücken, Nacken oder der Schulter auftreten. Dabei handelt sich um eine altersbedingte Verschleißerscheinung, von der meist ältere Personen betroffen sind. Auch Gewebewucherungen können Nerven einengen und Beschwerden auslösen.
Wo können Nerven eingeklemmt werden?
Halswirbelsäule (HWS)
Wenn ein Nerv im Bereich der Halswirbelsäule eingeklemmt ist, haben Betroffene oft Schwierigkeiten, den Kopf zu drehen. Meist wird dies durch verspannte Muskeln im Nacken verursacht. Auch etwa zehn Prozent der Bandscheibenvorfälle führen zu einer Nervenkompression im Hals-Nacken-Bereich. Dies äußert sich häufig in einem ziehenden Schmerz im Ober- und Unterarm, der bis in die Finger ausstrahlen kann. Oft treten dabei Sensibilitätsstörungen und Lähmungserscheinungen auf.Seltener kann es auf Höhe der Halswirbelsäule zu einer Kompression des Rückenmarks kommen, was zu Gangstörungen und sogar zur Querschnittssymptomatik führen kann.
Eingeklemmter Ischiasnerv
Der Ischiasnerv (Nervus ischiadicus) führt vom unteren Rücken über das Gesäß bis zum Knie, wo er sich gabelt und weiter bis zu den Füßen verläuft. Er gilt als der stärkste Nerv im menschlichen Körper – und entsprechend groß sind die Auswirkungen, wenn der Ischiasnerv gereizt oder blockiert wird.
Eine häufige Ursache dafür ist ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule, in dessen Folge der Ischiasnerv komprimiert wird. Die Schmerzen werden als "einschießend" beschrieben und strahlen typischerweise bis ins Bein und sogar bis in den Fuß aus. Mediziner sprechen dabei auch von Ischialgie. Je nach Schwere der Kompression können Kribbeln, Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen auftreten.
Eingeklemmter Achselnerv
Der Nervus axillaris oder Achselnerv verläuft von der Halswirbelsäule durch die seitliche Achsellücke entlang zur Armrückseite und steuert Teile der Schultermuskulatur. Häufig kommt es durch ein ausgekugeltes Schultergelenk zu einer Kompression des Achselnervs, der sehr nah an der Kapsel des Schultergelenks verläuft.
Ist der Achselnerv eingeklemmt, macht sich dies meist durch Schmerzen an der Außen- oder Rückseite der Schulter sowie motorische Funktionseinschränkungen beim Armheben bemerkbar.
Eingeklemmter Peroneusnerv
Der Peroneusnerv oder Wadenbeinnerv verläuft auf der Außenseite und teilt sich dort weiter auf. Wird er eingeklemmt, kann das eine Lähmung des langen Wadenbeinmuskels nach sich ziehen. Dabei kommt es häufig zu Empfindungsstörungen am Fußrücken und an der Unterschenkelseite.
Ein weiteres typisches Symptom für einen eingeklemmten Peroneusnerv ist der sogenannte Storchen- oder Hahnengang, bei dem das Bein ungewöhnlich hochgehoben wird.
Wie hängt ein eingeklemmter Nerv mit einem Bandscheibenvorfall zusammen?
Bandscheiben sind knorpelige Strukturen zwischen den Wirbeln der Wirbelsäule, die Stöße absorbieren und die Wirbelsäule beweglich machen. Im Laufe des Alterungsprozesses, durch übermäßige Belastung oder falsche Haltung können sich Bandscheiben im Laufe der Zeit abnutzen. Dies kann dazu führen, dass der weiche Kern der Bandscheibe nach außen gedrückt wird und umliegende Nerven blockiert werden. Je stärker die Bandscheibe auf den Nerv drückt, desto schwerwiegender sind die Beschwerden.
Oftmals nutzen sich Bandscheiben über Jahre hinweg ab, ohne dass dabei Beschwerden auftreten. Doch irgendwann reicht eine ungeschickte Bewegung aus, um die Symptome auszulösen. Typischerweise kommt es dann zu plötzlich einschießenden Schmerzen. Es können darüber hinaus auch Sensibilitätsstörungen, verringerte Muskelkraft und Lähmungserscheinungen auftreten.
Geht ein eingeklemmter Nerv von alleine weg?
Wie lange es dauert, bis sich ein eingeklemmter Nerv löst, hängt von Ursache und Schweregrad ab. In milden Fällen kann sich ein eingeklemmter Nerv von selbst innerhalb weniger Tage lösen. Zum Beispiel, wenn Verspannungen durch eine ungewöhnliche Schlafposition die Ursache sind. Sobald sich die Verspannung löst, sollte auch der Schmerz nachlassen.
In anderen Fällen kann es Wochen oder sogar Monate dauern, bis die Beschwerden nachlassen. Wenn eine anhaltende Fehlhaltung, ein Bandscheibenvorfall oder eine Spinalkanalstenose die Ursache ist, bleibt der Druck auf den Nerv meist dauerhaft bestehen und die Beschwerden verschwinden nicht von alleine. Da anhaltender Druck zu langfristigen Schäden an den Nerven führen kann, ist es wichtig, dass die Ursache von einer Ärztin oder einem Arzt abgeklärt und behandelt wird.
Behandlung: So lässt sich ein eingeklemmter Nerv wieder lösen
Was kann man bei einem eingeklemmten Nerv selbst tun?
Von Bewegungen, die den eingeklemmten Nerv reizen und die Schmerzen verschlimmern könnten, solltest du absehen. Es ist jedoch wichtig, schmerzhafte Bewegungen nicht vollständig zu vermeiden, da eine unnatürliche Schonhaltung dazu führen kann, dass andere Muskeln übermäßig beansprucht werden und zusätzliche Beschwerden auftreten.
Starke Verspannungen kannst du durch sanfte Gymnastik, Dehnübungen, Yoga oder Massagen zu lösen versuchen. Dabei solltest du jedoch behutsam und langsam vorgehen und dich nicht abrupt bewegen.
Auch Wärme kann bei Verspannungen sehr wohltuend sein und helfen, die Muskulatur zu lockern. Dafür kannst du beispielsweise ein Kirschkernkissen, eine Wärmflasche, eine Rotlichtlampe oder Wärmepflaster aus der Apotheke oder Drogerie verwenden.
Die vorübergehende Einnahme von rezeptfreien Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Diclofenac kann bei einem eingeklemmten Nerv hilfreich sein, um die Schmerzen zu verringern. Falls die Beschwerden jedoch über mehrere Tage hinweg anhalten, ist es ratsam, sich von einer Ärztin oder einem Arzt behandeln zu lassen.
Wie kann ein eingeklemmter Nerv behandelt werden?
Wenn sich der eingeklemmte Nerv nicht von selbst löst, ist es unerlässlich, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sonst kann der Nerv dauerhaft geschädigt werden.
Um die Ursache für den Schmerz zu diagnostizieren, werden häufig Ultraschall, Röntgenaufnahmen oder Magnetresonanztomografie eingesetzt. Denn wie ein eingeklemmter Nerv behandelt wird, hängt entscheidend von der Ursache ab. Die Behandlungsmethoden sind genauso vielfältig wie die möglichen Ursachen. Bei Fehlhaltungen oder einem leichten Bandscheibenvorfall kann bereits eine Physiotherapie helfen, die Symptome zu lindern. Generell werden Übungen zur Stärkung der Muskulatur empfohlen. Oft kommen auch schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente in Form von Tabletten oder Injektionen zum Einsatz.
Falls die Ursache und die Beschwerden durch konservative Behandlungsmethoden nicht gelindert werden können, könnte eine Operation erforderlich sein.
Eingeklemmten Nerv vorbeugen
- Halte Normalgewicht, um eine Überlastung der Muskeln zu vermeiden.
- Stärke Bauch- und Rückenmuskulatur durch gezielte Übungen. Das sorgt für eine gesunde Körperhaltung und beugt Verspannungen vor.
- Versuche, Stress abzubauen, zum Beispiel durch Sport, Yoga oder Meditation. Auch das hilft, Verspannungen zu vermeiden.
- Du solltest möglichst rückenschonendes arbeiten. Achte auf geeignete, auf deine Körpermaße angepasste Schreibtischmöbel und vermeide es, schwere Lasten aus dem Rücken heraus anzuheben.