Nagetier
Murmeltiere: Darum sind die Nager so besonders
- Aktualisiert: 02.02.2024
- 13:23 Uhr
- Galileo
Murmeltiere sind Multi-Talente: Sie können pfeifen, lange Tunnel konstruieren und ganze Winter ohne Nahrung überstehen. In den USA haben sie als „Wetter-Orakel“ sogar ihren eigenen Murmeltiertag. Wir stellen dir die pelzigen Nager genauer vor!
Das Wichtigste zu Murmeltieren
Murmeltiere gehören der Familie der Hörnchen an. Ihr wissenschaftlicher Name lautet Marmota.
Murmeltiere sind die drittgrößten Nager in Europa. Noch größer sind nur Biber und Stachelschweine.
Sie leben vor allem über Europa, Asien und dem nordamerikanischen Kontinent verteilt. Am häufigsten sind sie im Hochgebirge oder in kalten Steppen zu beobachten.
Am 2. Februar ist Murmeltiertag in den USA. Dabei soll der kleine, pelzige Nager das Wetter für die nächsten sechs Wochen voraussagen.
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Murmeltier-Tag: Was steckt dahinter?
Murmeltiere im Allgemeinen heißen Marmot auf Englisch. Viel bekannter ist allerdings das Wort Groundhog. Das bezeichnet das vor allem in den USA vorkommende Waldmurmeltier. Nach ihm ist auch der Groundhog Day, also der Tag des Murmeltiers, benannt.
Dieser Feiertag findet jedes Jahr am 2. Februar in den USA statt. Er kommt von dem Mythos, dass überwinternde Tiere die Ankunft des Frühlings vorhersagen können. Traditionell werden als Spektakel Murmeltiere nach ihrem Winterschlaf aus dem Bau gelockt. Wenn das Tier seinen Schatten auf dem Boden sieht, dauert der Winter laut Glaube noch weitere sechs Wochen.
Der älteste Beleg für den Brauch findet sich im US-Bundestaat Pennsylvania. In dem Ort Punxsutawney wird jedes Jahr ein Waldmurmeltier namens Punxsutawney Phil befragt. Insgesamt gibt es in Nordamerika etwa zwei Dutzend solcher Murmeltier-Orakel.
Aber haben die Murmeltiere mit ihren Wettervorhersagen recht? Eher selten. Es gibt viele Statistiken, die genau das untersucht haben. Je nachdem, welche man sich anschaut, liegen die kleinen Nager zwischen 28 und 47 Prozent richtig.
Alle wichtigen Fakten zum Murmeltier
Alle wichtigen Fakten über Murmeltiere
Steckbrief zum Murmeltier
- Name: Murmeltier
- Lateinischer Name: Marmota
- Klasse: Säugetiere
- Familie: Hörnchen
- Größe: 30 bis 60 Zentimeter
- Gewicht: 3.000 bis 7.000 Gramm
- Alter: zehn bis 17 Jahre
- Aussehen: grau-braunes Fell
- Ernährungstyp: vorwiegend Pflanzenfresser (herbivor)
- Nahrung: Gras, Wurzeln, Kräuter, Insekten
- Verbreitung: Asien, Europa, Nordamerika
- Schlaf-Wach-Rhythmus: tagaktiv
- Lebensraum: Steppe, Hochland
- Natürliche Feinde: Raubvögel
- Tragzeit: fünf Wochen
Murmeltiere: Aussehen und Verhalten
Im Vergleich zu anderen Nagetieren sind Murmeltiere mit ihren 30 bis 65 Zentimetern untypisch groß. Wird ihr Schwanz mit gemessen, kommen noch mal zehn bis 25 Zentimeter dazu. Zudem können Murmeltiere zwischen drei und sieben Kilogramm schwer werden.
Auch wenn sich die Fellfarben in den verschiedenen Murmeltier-Arten unterscheiden, sind die Nager meistens bräunlich oder gräulich gefärbt. Besonders auffällig sind ihre riesigen gelben Front-Nagezähne.
Mit seinem gedrungenen, etwas plumpen Körper und den kleinen Ohren ist das Murmeltier kaum mit anderen Hörnchen-Arten in Einklang zu bringen. Seine kurzen Beine sind auch nicht darauf ausgelegt, zu klettern. Stattdessen besitzen die Nager lange Krallen, mit denen sie ihre unterirdischen Bauten graben.
Klare Familienstrukturen
Die meisten Murmeltiere sind Herdentiere und leben in Kolonien von bis zu 20 Tieren. Die genaue Anzahl hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel dem verfügbaren Lebensraum, der Nahrungsversorgung und den sozialen Bedingungen. Die Gruppen bestehen aus einem Murmeltierpaar und dessen Nachwuchs. Alle paar Jahre wirft ein Murmeltier-Weibchen bis zu sechs Junge. Diese verlassen ihre Familie erst nach rund drei Jahren, um eigene Rudel zu gründen.
Wenn Murmeltiere geboren werden, sind sie nur 30 Gramm schwer sowie blind, taub, nackt und zahnlos. Erst nach rund 24 Tagen öffnen sich ihre Augen. 40 Tage nach ihrer Geburt suchen sie sich draußen Nahrung und müssen nicht mehr gesäugt werden.
Die Tiere einer Gruppe spielen miteinander und pflegen sich gegenseitig das Fell. Dennoch herrschen innerhalb der Familie strenge geschlechterspezifische Hierarchien. Heißt: Selbst zwischen den Familienmitgliedern gibt es sowohl unter den Männchen als auch unter den Weibchen eigene Rangordnungen. Innerhalb einer Gruppe darf sich nur das "Alpha-Weibchen" fortpflanzen. Für männliche Tiere existiert diese Regel nicht - hier dürfen rangniedere Tiere ebenfalls Nachkommen erzeugen.
Nach außen sind Murmeltiere sehr territorial und verteidigen ihre rund fünf Hektar großen Reviere gegenüber Eindringlingen. Auch hier gibt es eine Trennung der Geschlechter: Revierfremde Männchen werden vom ranghöchsten Männchen, Weibchen vom ranghöchsten Weibchen vertrieben.
Was fressen Murmeltiere?
Im Sommer sind Murmeltiere tagsüber meistens draußen unterwegs. Sie sind hauptsächlich damit beschäftigt, für den Winter vorzusorgen, indem sie sich eine Fettschicht anfressen. Ihre Hauptnahrung sind vor allem Gräser, Wurzeln, Kräuter, Triebe und Blüten.
Alpenmurmeltiere fressen besonders gerne Alpenklee, Mutterwurz, Wegerich-Arten oder Labkräuter.
Die Ernährung der Murmeltiere variiert je nach Jahreszeit. Im Frühling und Sommer, wenn das Nahrungsangebot reichlich ist, fressen sie hauptsächlich frisches Grünzeug und Kräuter. Im Herbst sammeln sie Nahrungsvorräte und fressen vermehrt Beeren und Samen, um sich auf den kommenden Winter vorzubereiten. Während des Winterschlafs nehmen Murmeltiere keine Nahrung zu sich.
Lebensraum der Murmeltiere: So leben die Nager
🏔 Murmeltiere leben vor allem an Südhängen im Gebirge, da dort der Schnee im Frühling schneller taut. So können sie früher mit der Futtersuche beginnen. Weil sie sich hauptsächlich von Gräsern ernähren und in unterirdischen Bauten leben, sind sie in Lebensräumen mit starker Vegetation oder alpinem Rasen und lockeren Böden zu Hause.
⛰ In unseren Breiten kannst du das Alpenmurmeltier beobachten. Es lebt beispielsweise in Regionen der Allgäuer Alpen, im Karwendelgebirge oder in den Zillertaler Alpen. Am wohlsten fühlt es sich zwischen rund 900 und 3.000 Metern Höhe.
⛏ Murmeltiere bauen sehr ausgedehnte, unterirdische Gangsysteme. Ihre Bauten haben unterschiedliche Funktionen. Der wichtigste ist der Winterbau. Er liegt bis zu sieben Meter unter der Erdoberfläche, damit die Tiere vor Kälte geschützt sind und den harten Winter sicher überstehen können. Ein Sommerbau liegt viel weiter oben und dient als Rückzugsort und Schattenspender. Zudem bauen sich Murmeltiere Fluchtröhren und sogar eigene Toiletten.
🛤 Die Gänge können sehr lang werden – der bislang gemessene Rekord war ein Tunnel von 113 Metern Länge.
Murmeltiere und Winterschlaf: Clevere Energiesparer
Der Winterschlaf von Murmeltieren kann zwischen sechs und neun Monaten dauern und geht zumeist von Oktober bis März/April. Zusammen mit Siebenschläfer sind Murmeltieren damit Winterschlaf-Rekordhalter in der Tierwelt.
Während des Winterschlafs begeben sich die Körper der Tiere in den Ruhemodus. Ihre Körpertemperatur sinkt auf rund fünf Grad Celsius. Sie atmen nur noch zweimal pro Minute und ihre Herzfrequenz sinkt von 200 auf 20 Schläge pro Minute.
Damit schaffen es Murmeltiere mit nur 1.200 Gramm Körperfett-Reserven zu überwintern. Etwa einmal im Monat wachen sie kurz auf, um "auf Toilette" zu gehen.
Wann der Winterschlaf vorbei ist, bestimmt die Außentemperatur.
Wie bereiten sich Murmeltiere auf den Winterschlaf vor?
Weil Murmeltiere meist in Gegenden leben, wo es im Winter viel schneit und sie daher kein Futter finden, ist es sehr wichtig, dass sie solange von ihrer Körperfett-Schicht zehren können.
Wenn im Herbst die erste Kältewelle hereinbricht und Murmeltiere merken, dass ihnen die Nahrung nicht mehr ausreichend Energie liefert, ist es Zeit für den Winterschlaf.
Kurz davor haben Murmeltiere ihren Schlafbau mit Nistmaterial ausgepolstert. Wenn sie schlafen gehen, verschließen sie den Eingang mit einem Gemisch aus Erde, Steinen, Gras und Kot.
"Schlafen wie ein Murmeltier": Daher kommt die Redewendung
Der lange Winterschlaf der Murmeltiere hat es sogar bis in unseren Sprachgebrauch geschafft. Von ihm ist die Redewendung "Schlafen wie ein Murmeltier" geprägt: Sie bezeichnet eine Person, die besonders tief und lang schläft.
Der- oder diejenige erweckt also einen ähnlichen Eindruck wie ein Winterschlaf haltendes Murmeltier.
Der Murmeltier-Schrei: Pfeifen als Warnruf
Murmeltiere sind für ihre lauten Pfiffe bekannt. Mit ihnen warnen sie sich gegenseitig vor herannahenden Gefahren.
Es wurde beobachtet, dass sich ihre Pfiffe je nach Gefahrenquelle unterscheiden: Ein langer Pfiff warnt vor einer bereits sehr nahen Gefahr, mehrere kurze Pfiffe zeigen einen noch fernen Reviereindringling an.
So klingen Murmeltier-Pfiffe
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Diese Murmeltier-Arten gibt es
Murmeltiere: Diese Arten gibt es
Kann ich ein Murmeltier als Haustier halten?
Murmeltiere sind süß und wirken kuschelig. Trotzdem: Als Haustiere eignen sie sich nicht.
Murmeltiere sind Wildtiere und müssen dementsprechend leben. In einem Käfig beziehungsweise im Haus wären sie nicht artgerecht zu halten, denn Murmeltiere sind für ein Leben unter der Erde geschaffen. Auch die scharfen Krallen und großen Zähne sind nicht zum Kuscheln gedacht. Zudem leben sie in großen Familien - du müsstest also rund 20 Tiere gleichzeitig beherbergen.
Murmeltiere würden deinen Garten untergraben und deine Wiese auf der Suche nach Futter zerrupfen. Und: Für mehrere Monate im Jahr bekämst du sie gar nicht zu Gesicht, weil sie irgendwo tief unter der Erde schlafen.
Es ist übrigens verboten, Murmeltiere zu fangen und als Haustier zu behalten. Neben dem Stress, dem das Wildtier dabei grundsätzlich ausgesetzt wäre, würdest du seine Familie auseinander reißen oder vielleicht sogar Jungtieren ihre Mutter wegnehmen.
Wie selten sind Murmeltiere?
Murmeltiere sind selten. Die meisten Arten gelten aktuell aber als nicht gefährdet. Zwar wurden sie früher intensiv gejagt und auch heute gelten sie nicht als geschützte Tiere. Meist werden sie aber geschont. Ihr Bestand scheint stabil zu sein. Das liegt auch daran, dass ihre natürlichen Feinde ebenfalls nur selten vorkommen.
Warum werden Murmeltiere gejagt?
Es gibt mehrere Gründe für die Jagd auf Murmeltiere. In manchen Regionen, zum Beispiel in der Schweiz, gilt Murmeltierfleisch als Delikatesse.
Besonders Alpenmurmeltiere werden wegen ihrer langen Nagezähne gejagt, die als Jagdtrophäen beliebt sind.
Aus dem Fett des Murmeltiers kann zudem Murmeltier-Öl gewonnen werden, das man für Murmeltier-Salben verwendet.
Wie gut kennst du dich mit den alpinen Nagern aus? Teste dich im Murmeltier-Quiz!
Murmeltiere: Wir beantworten die häufigsten Fragen
Der Winterschlaf von Murmeltieren dauert je nach Winter zwischen sechs und neun Monaten. Der Anfang fällt oft mit dem ersten Schnee zusammen - das kann im Hochgebirge schon im September passieren. Sobald der Schnee taut und die Murmeltiere wieder genügend Fressen finden, werden sie wieder aktiv. Oft geschieht das zwischen Februar und März.
Murmeltiere paaren sich zwischen Mai und Juni, allerdings nicht zwingend im Ein-Jahres-Rhythmus. Innerhalb einer Murmeltier-Familie darf nur das ranghöchste Weibchen Junge bekommen. Nach einer Tragzeit von rund fünf Wochen werden bis zu sieben Murmeltier-Babys geboren.
Der Bau von Murmeltieren kann zwischen drei und sieben Meter in die Tiefe gehen. Sie sind weit verzweigt und mit Wegen versehen, deren Durchmesser circa 20 Zentimeter beträgt.
Murmeltier-Fleisch ist essbar und gilt beispielsweise in der Schweiz und in Vorarlberg als Delikatesse. In Graubünden wird es sogar "Alpenkaviar" genannt. Allerdings scheint der Geschmack gewöhnungsbedürftig zu sein. Er wird als heuig und grasig mit einer harzigen Note beschrieben - als würde man selbst in eine saftige Almwiese beißen.