Monsterwellen - die riesige Gefahr im Ozean
- Veröffentlicht: 02.12.2022
- 16:15 Uhr
- Sven Hasselberg
Auf Schiffen und Ölplattformen sind sie gefürchtet. Monsterwellen entstehen scheinbar aus dem Nichts und bringen selbst große Schiffe zum Kentern. Wir erklären dir, was dahinter steckt.
Das Wichtigste zum Thema Monsterwellen
Tausende Tonnen Wasser wälzen sich in einer Monsterwelle bis zu 40 Meter hoch. Schätzungen zufolge sind sie dafür verantwortlich, dass in den vergangenen 20 Jahren 200 Frachter gesunken sind.
Es gibt verschiedenen Modelle zur Entstehung der Wellen. So können sich schnelle Wellen auf langsamere addieren. Die Universität Oxford geht in einem weiteren Modell davon aus, dass verschieden Wellen in einem 120-Grad-Winkel aufeinandertreffen müssen, um eine Monsterwelle zu erzeugen.
Ist die Welle gebrochen, und das Wasser stürzt frei auf das Schiff, wiegt jeder Kubikmeter eine Tonne. Das entspricht dem Aufprall von mehreren Kleinwägen auf der relativ begrenzten Schiffsfläche.
Bislang konnte kein ausreichendes Frühwarnsystem entwickelt werden. Zwar gibt es ein Wellenradar, doch das erkennt die Welle erst, wenn sie fast zu nah ist.
Erst 1995 konnte die Wissenschaft das Phänomen nachweisen. Zuvor wurden die Monsterwellen als Märchen von Seemännern abgetan. Willst du mehr über die Entstehung und den Unterschied zu einem Tsunami wissen? Lies weiter.
Wind, Winkel, Wirbel - Ursachen der Monsterwelle
Forscher definieren eine Monsterwelle als zwei- bis dreimal so hoch wie die durchschnittlichen Wellen in der derselben Umgebung. Diese "Freak Waves" entstehen schätzungsweise bis zu dreimal wöchentlich auf dem offenen Ozean.
Es gibt verschiedene Modelle, wie diese Wassergiganten entstehen. Das Huckepack-Modell beschreibt, wie schnelle Wellen langsamere einholen und sich so addieren. Unsere Grafik unten zeigt das.
Das Kreuzseen-Modell zeigt Wellen aus verschiedenen Richtungen, die durch Wind oder Wirbel angepeitscht werden und sich türmen. Das Strömungs-Modell jagt Wellen verschiedener Strömungen aufeinander, die zu einem Berg anwachsen.
Ein Team der Oxford University fand bei einem Experiment heraus, dass beim Treffen zweier Wellen im 120-Grad-Winkel auch bei normalem Seegang eine Monsterwelle entstehen kann.
Die Technische Universität Hamburg greift auf nichtlineare Wellentheorien aus der Quantenmechanik zurück. Demnach sollen Riesenwellen aus eigener Dynamik, nicht durch äußere Umstände wie Strömung entstehen können.
Bestätigt wurde die Existenz der Monsterwellen erst 1995. Damals traf eine 25-Meter-Welle die norwegische Ölplattform "Draupner-E". Ihre Messgeräte zeichneten die Höhe auf. Auch der Luxusliner "Queen Elizabeth 2" wurde 1995 vor Neufundland von einer 30-Meter-Welle erfasst.
Willst Du noch mehr über Monsterwellen erfahren? Die Technische Universität Hamburg zeigt im Labor mit Hilfe eines Lego-Piraten wie die Monsterwelle zuschlägt.
So kann eine Monsterwelle entstehen
4 Typen der Monsterwelle
🌊 Kaventsmänner: Die gigantische Einzelwelle verläuft nicht in Richtung des gewöhnlichen Seegangs. Im Vergleich kann sie eine relativ hohe Geschwindigkeit erreichen und gilt als unförmig.
3️⃣ Die Drei Schwestern: Mindestens drei Wellen folgen aufeinander. Auch wenn das Schiff die erste noch packt, kommt es nicht mehr schnell genug aus dem Wellental, und scheitert an den Folgewellen.
🧱 Weiße Wand: Diese Einzelwelle fällt besonders steil ab und ähnelt deshalb einer Wand. Da sie oft von Gischt gekrönt ist, wirkt sie weiß. Schätzungen zufolge kann sie bis zu zehn Kilometer breit sein. Ihr folgt ein besonders tiefes Wellental.
🕳 Löcher: Es ist unklar, ob diese auch alleine auftreten. So wie eine Welle nach oben ausschlägt, kann sie auch in ein extremes Tal nach unten ausschlagen. Seeleute berichten, es sehe wie ein Loch im Meeresspiegel aus.
Monsterwelle und Tsunami: Der Unterschied
Die Ursache eines Tsunamis ist meist ein Erdbeben auf dem Meeresgrund. Der Meeresboden bricht auf, hebt oder senkt sich. Durch die veränderte Topographie stürzt das Wasser nach oder türmt sich. Es entstehen Riesenwellen.
Das japanische Wort Tsunami bedeutet "Hafenwelle". Auf offener See ist das Phänomen kaum zu bemerken. Die Wissenschaftsplattform Erde und Umwelt des Helmholtz-Zentrum Potsdam rechnet vor: Bei einem Beben in 5.000 Metern Tiefe ist die Welle an der Oberfläche nur wenige Dezimeter hoch. Sie kann eine Geschwindigkeit von 800 km/h haben. Im flachen Wasser wird die Welle langsamer, kann sich aber auf bis zu 30 Meter auftürmen. Trifft der Tsunami auf die Küste, kann er bis 30 km/h schnell sein.
Auch Erd- und Hangrutsche oder Vulkanausbrüche können Tsunamis auslösen. Da damit immer Beben verbunden sind, gibt es Frühwarnsysteme, die die Erdbewegung anzeigen. Für Monsterwellen gibt es noch keine solchen Systeme.
5 Fakten zu den Monsterwellen
🛰 Messung: Angaben zu historischen Monsterwellen beruhen auf Berichten von Überlebenden. Heute beobachten Satelliten und Bojen die Wellen. Der Rekord lag hier 2019 bei einer 30,2 Meter hohen Welle vor Neufundland. 2020 gab es vor Irland eine ähnliche Messung.
🛳 Gegenmanöver: Seeleuten wird geraten, die Welle schräg anzuschneiden. Dies soll sowohl die Gefahr des Kenterns als auch des Durchbrechens des Schiffes reduzieren.
🇵🇹 Portugal: Die Surferwellen an der Küste vor Nazaré werden oft als Monsterwellen bezeichnet, sind aber keine. Die "Big Waves" entstehen durch eine Schlucht im Meeresboden, deren Wand bremst die Wellen. Die stauen und addieren sich auf 20 bis 30 Meter.
🔭 Lichtwellen: Forschende jagten rotes Licht durch Glasfasern. Ab und zu verwandelte sich der rote Lichtpuls in einen weißen mit allen Spektralfarben. Die Wellenpakete zerfallen in Lichtwellen mit höherer Energie.
🖼 Kunst: Eine der berühmtesten Wellen der Kunst ist "Die große Welle von Kanagawa" des Japaners Katsushika Hokusai. Er fertigte Farbholzschnitt zwischen 1830 und 1832 an. Es wird heute teilweise als Beobachtung einer Monsterwelle gedeutet. Das Werk inspirierte das Emoji 🌊.