Weltraummission
Europa Clipper: Darum sucht die Sonde beim Jupiter-Mond Europa nach Leben
- Veröffentlicht: 29.01.2024
- 17:00 Uhr
- Peter Michael Schneider
2024 soll die Raumsonde Europa Clipper zu Jupiters Eismond Europa abheben. Ihr Ziel: Rauszufinden, ob es unter seiner dicken Eisdecke Leben gibt - oder geben könnte. Allerdings wartet auf die Sonde ein tödlicher Strahlungsgürtel. Welche Herausforderungen es noch gibt, das erfährst du hier.
Inhalt
- Die Europa Clipper-Mission in Bildern
- Steckbrief Europa Clipper
- Im Video: Erfahre mehr zum Jupiter
- Falcon-Heavy-Rakete bringt Europa Clipper ins All
- Reiseroute: Wie der Europa Clipper die tödliche Strahlung umschiffen soll
- Was Europa Clipper aufspüren soll
- Was ist ein Eismond überhaupt?
- Der Traum der Wissenschaft: Auf Europa landen
- Häufige Fragen zur Raumsonde Europa Clipper
Das Wichtigste in Kürze zur Raumsonde Europa Clipper
Die NASA schickt eine Raumsonde zum Eismond Europa - einer geheimnisvollsten Orte des Sonnensystems.
Auf dem viertgrößten Mond des Gasriesen Jupiter gibt es womöglich mehr flüssiges Wasser als in allen irdischen Ozeanen, verborgen unter einem kilometerdicken Panzer aus Eis.
Der Roboter soll in dreieinhalb Jahren knapp 50 Male über Europa hinweg- und dabei bis auf 25 Kilometer an die Eiswüste heranfliegen.
Ihre Messungen sollen beweisen, dass die Kruste des 3.121 Kilometer großen Monds tatsächlich aus Wassereis besteht. Eine wichtige Voraussetzung für erdähnliches Leben.
Die Europa Clipper-Mission in Bildern
Die Europa Clipper-Mission in Bildern
Steckbrief Europa Clipper
Die Sonde wiegt etwa sechs Tonnen. Fast die Hälfte davon ist am Anfang allerdings Treibstoff für ihre 24 Triebwerke.
Weil es billiger ist, zieht Europa Clipper seine Energie aus Solarzellen anstatt aus einer Nuklear-Batterie wie üblich im äußeren Sonnensystem. Mit ausgeklappten Solar-Paneelen misst die Sonde etwa 30 Meter, weiter als ein Tennisplatz.
Trotzdem kostet die Europa-Clipper-Missionen umgerechnet fast fünf Milliarden Euro.
Der Name der Mission hat seinen Ursprung in den schnellen Segelschiffes des 19. Jahrhunderts, die in nur drei Monaten Tee von China nach London transportierten.
Allerdings ist Europa Clipper nicht wirklich schnell. Sie wird fast sechs Jahre durch All reisen und erst 2030 bei Jupiter und Europa ankommen.
Im Video: Erfahre mehr zum Jupiter
Jupiter: Der größte Planet und seine Monde
Falcon-Heavy-Rakete bringt Europa Clipper ins All
Läuft alles nach Plan, könnte die Sonde im Oktober 2024 starten, sich im Laufe der Reise mehrmals Schwung an Mars und Erde holen und im April 2030 am Jupiter eintreffen.
Eigentlich sollte die Sonde mit der neuen Mondrakete SLS starten, was eine nur dreijährige Reise bedeutet hätte. Aber die SLS hätte umgerechnet mehr als zwei Milliarden Euro mehr gekostet.
Nun startet die Sonde mit der etwa schwächeren Falcon-Heavy-Rakete von SpaceX. Das spart Geld, dauert aber entsprechend länger. Die SLS ist nicht nur teurer: Die Mondrakete hat so mächtige Triebwerke, dass alles auf ihr extrem vibriert. Die Sonde hätte für eine zusätzliche Milliarde umgebaut werden müssen.
Reiseroute: Wie der Europa Clipper die tödliche Strahlung umschiffen soll
- Europa Clipper soll zwar untersuchen, ob es unter dem Eis womöglich gute Bedingungen für Leben gibt, doch über dem Eismond droht der Sonde zerstörerische Gefahr.
- Denn über Europa prasselt die Strahlung von Jupiter auf die Sonden-Elektronik ein.
- Doch auch die 150 Kilogramm schweren Panzerung aus Titan und Aluminium würde die empfindlichen Geräte nur wenige Monate schützen.
- Daher wollen die Missionsanalyst:innen den Roboter auf eine lang gestreckte Bahn um Jupiter schicken, die dicht an Europa vorbeiführt. So verbringt der Roboter nur wenige Stunden in den Strahlungsgürtel des Gasriesen ein. Den Rest der Zeit kurvt sie sicher weit draußen im All.
Was Europa Clipper aufspüren soll
- Um rauszufinden, ob es unter dem Eis Leben geben könnte, hat Europa Clipper neun wissenschaftliche Instrumente an Bord.
- Eisvulkane soll die Sonde mit einem Wärme-Detektor aufspüren, denn sie sind wärmer als ihre Umgebung.
- Aus der Entfernung kann die Sonde beispielsweise messen, ob und welche Substanzen sich auf der Oberfläche befinden – vor allem organische Moleküle, aus denen normalerweise Lebewesen bestehen.
- Die Kameras der Sonde können das Gelände der Mondoberfläche in besonders interessanten Regionen bis auf einen halben Meter auflösen.
- Um rauszufinden, ob und wo sich flüssiges Wasser im Eispanzer befindet, soll die Sonde ihn mit Radarstrahlen durchdringen ("ice penetrating radar").
Was ist ein Eismond überhaupt?
Auf Europa gibt es Unmengen an Wasser, womöglich mehr als auf der Erde. Da den Mond aber kaum Sonnenlicht erreicht, erstarrt dort alles zu Eis. Auf Europa zum Beispiel wird es nicht wärmer als minus 130 Grad Celsius. Deswegen bezeichnen Planetologen solche Trabanten als Eismonde. Im äußeren Sonnensystem jenseits von Mars gibt es mehr als 20 solcher vereisten Trabanten, drei davon um Jupiter.
Häufig umgeben ihre Kernen aus Metall und Gestein dicke Panzer aus Eis - oft über 100 Kilometer mächtig. Darunter vermuten Wissenschaftler Schichten und Linsen aus flüssigem Wasser. Ob sie lebensfreundlich Bedingungen bieten oder eher giftige Brühen aus Salzlauge und Säuren sind, darüber streitet die Wissenschaft.
Der Traum der Wissenschaft: Auf Europa landen
Der Traum der Wissenschaftler:innen ist es, auf Europa zu landen. Da sie den Eismond aber nicht gut genug kennen, muss erst Europa Clipper seine Oberfläche nach einem guten Landeplatz absuchen. Erst dann schickt die Nasa - vielleicht den Europa Lander, der mit einem Robote-Arm den zerklüfteten Eispanzer direkt ankratzen und untersuchen könnte.