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Tarnung bei Tieren und Pflanzen

Mimikry und Mimese: So genial tarnen sich Tiere und Pflanzen

  • Veröffentlicht: 13.12.2023
  • 05:00 Uhr
  • Alena Brandt
Sind das Fische oder Pflanzen? Diese gelben Schmuck-Geisterpfeifenfisch sind perfekt getarnt.
Sind das Fische oder Pflanzen? Diese gelben Schmuck-Geisterpfeifenfisch sind perfekt getarnt.© Imago Images/imagebroker

Sie passen sich optisch ihrer Umgebung an oder imitieren andere Arten: Wir stellen dir Tiere und Pflanzen vor, die Meister der Tarnung und Täuschung sind. Wie sie das schaffen? Über Mimikry und Mimese. Hinter den Fachbegriffen stecken faszinierende Strategien der Natur zum Überleben der Arten.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Einige Tiere und Pflanzen sind meisterhaft in Täuschung und Tarnung. Sie verschaffen sich Vorteile, indem sie andere Lebewesen gezielt in die Irre führen.

  • Manche imitieren andere Arten, manche verschmelzen förmlich mit der Umgebung dank ihrer Musterung oder Färbung. So schützen sie sich vor Feinden. Zudem hilft eine gute Tarnung auch beim Jagen oder Anlocken von Beute.

  • Die Fachbegriffe dafür lauten "Mimikry" und "Mimese".  Was genau der Unterschied ist, erfährst du weiter unten.

  • Das Tarnen und Täuschen sichert Tieren und Pflanzen das eigene Überleben – und dient letztlich zur Erhaltung der Art.

Beispiel für Mimikry: Die Bolaspinne jagt mit Lasso

Unglaublich: So raffiniert attackieren Bolaspinnen ihre Opfer!

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Was bedeuten die Begriffe Mimikry und Mimese?

Mimikry und Mimese bezeichnen Nachahmungs-Mechanismen, die Tiere und Pflanzen im Laufe der Evolution entwickelt haben. Mimikry kommt vom englischen Wort "mimicry" und heißt übersetzt "Nachahmung". 

Nur wer am besten an seinen Lebensraum angepasst oder perfekt verkleidet ist, wird nicht gefressen. Mimikry und Mimese sind also Methoden der Tarnung und Täuschung. Beide sind raffiniert - funktionieren aber in anderer Weise. Das ist der Unterschied zwischen Mimikry und Mimese:

Mimikry: Die Fähigkeit der Imitation

Mimikry bezeichnet die Fähigkeit von Tieren und Pflanzen, das Aussehen, den Geruch oder die Geräusche von anderen Tieren und Pflanzen zu imitieren. Und zwar so verblüffend gut, dass andere Lebewesen darauf hereinfallen. Gewächse verströmen mitunter bestimmte Duftstoffe. So locken sie Insekten zur Bestäubung an. Ein Bluff-Klassiker: Harmlose Tiere geben sich mittels Warnfarben als gefährlich oder giftig aus – und Fressfeinde machen einen Bogen um sie herum. Gut geschauspielert!

Die tut nur so! Bei diesem Tier droht kein Stich. Die Wespenschwebfliege hat sich mit ihren gelb-schwarzen Streifen nur als Wespe getarnt, ist aber harmlos.
Die tut nur so! Bei diesem Tier droht kein Stich. Die Wespenschwebfliege hat sich mit ihren gelb-schwarzen Streifen nur als Wespe getarnt, ist aber harmlos.© Imago Images/ blickwinkel
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Mimese: Verschmelzen mit der Umgebung

Bei der Mimese ahmen Tiere und Pflanzen belebte oder unbelebte Objekte ihres Lebensraumes nach – in Gestalt, Farbe und Verhalten. Sie verschmelzen teils mit der Umgebung. Manche Tiere erscheinen als Blüten, Blätter oder Äste und lassen sich nicht mehr von der Umwelt unterscheiden. Es gibt auch einige Schmetterlinge, die wie Vogelkot aussehen und daher nicht angerührt werden. Berühmt sind auch Lithops-Pflanzen, die optisch zu Stein geworden sind. Sieh' selbst!

Versteinert! Pflanzen der Gattung Lithops haben sich ihrer toten Umgebung perfekt angepasst und heißen auch lebende Steine.
Versteinert! Pflanzen der Gattung Lithops haben sich ihrer toten Umgebung perfekt angepasst und heißen auch lebende Steine. © Imago Images/Pond5 Images

Mimese-Beispiele: Ich sehe ein Tier, das du nicht siehst!

Mimese: Einfach übersehen - oder erkennst du diese getarnten Tiere?

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Hast du einen Vogel - gesehen? Die Rohrdommel verschwimmt mit der Umgebung. Sie wirkt wie das Schilf in ihrem Lebensraum.
© Imago Images/blickwinkel

Hast du einen Vogel - gesehen? Die Rohrdommel verschwimmt mit der Umgebung. Sie wirkt wie das Schilf in ihrem Lebensraum.

Oh Schreck, ein wandelndes Blatt! Diese Gespenstschrecke ist sogar nach ihrem Aussehen benannt: Wandelndes Blatt. Das Insekt schützt sich vor Fressfeinden mit einem Körper, der wie ein Blatt geformt und gefärbt ist.
© Imago Images/ blickwinkel

Oh Schreck, ein wandelndes Blatt! Diese Gespenstschrecke ist sogar nach ihrem Aussehen benannt: Wandelndes Blatt. Das Insekt schützt sich vor Fressfeinden mit einem Körper, der wie ein Blatt geformt und gefärbt ist.

Blattschwanzgeckos leben auf Madagaskar. Sie sind als totes Blatt getarnt und verschwimmen mit der Umgebung.
© Imago Images/imagebroker

Blattschwanzgeckos leben auf Madagaskar. Sie sind als totes Blatt getarnt und verschwimmen mit der Umgebung.

Dieses Insekt ist so schön, dass es nie gesehen wird! Die Orchideenmantis imitiert das Aussehen einer Orchidee. So getarnt überrascht sie ihre Beute und verschlingt diese.
© Imago Images/Avalon.red

Dieses Insekt ist so schön, dass es nie gesehen wird! Die Orchideenmantis imitiert das Aussehen einer Orchidee. So getarnt überrascht sie ihre Beute und verschlingt diese.

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Mimikry: Welche Arten gibt es und wer hat sie entdeckt?

Forschende unterscheiden verschiedene Tarnarten und Täuschungsmanöver. Sie haben sich im Laufe der Evolution entwickelt. So clever ist die Natur:

Bates'sche Mimikry: Ein besonderer Schutz vor Feinden

  • Von ihr spricht man, wenn harmlose Arten zur Abschreckung und zum Schutz vor Feinden beispielsweise Farbmuster, Schwirr-Töne oder Laute von wehrhaften und/oder ungenießbaren Arten imitieren.
  • Der englische Naturforscher Henry Walter Bates beobachtete das Phänomen der Schutz-Mimikry Mitte des 19. Jahrhunderts in den Urwäldern Brasiliens bei Schmetterlingen und beschrieb es 1862 als Erster.
  • Ungewöhnlich! Forschende wiesen in einer Studie nach, dass Fledermäuse die Geräusche und das Summen von stechenden Bienen, Hornissen und Wespen nachahmen. Das Große Mausohr will sich mit der akustischen Imitation vor Feinden wie Raubvögeln schützen. Diese lassen sich von den Summ-Geräuschen tatsächlich abschrecken. Die Studie belegt damit erstmals akustische Mimikry zwischen Säugetieren und Insekten.
Gar nicht so gefährlich wie sie aussieht! Die Rote Königsnatter imitiert in ihren Farben die giftige Korallenotter.
Gar nicht so gefährlich wie sie aussieht! Die Rote Königsnatter imitiert in ihren Farben die giftige Korallenotter.© Imago Images/Image Source
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Müller’sche Mimikry: Schutz gegen Fressfeinde

  • Zwei oder mehrere wehrhafte und/oder ungenießbare Arten haben die gleichen Fressfeinde und weisen eine ähnliche Warntracht oder Warnsignale auf.
  • Der Clou: Macht ein Raubtier auch nur bei einem Tier eine schlechte Erfahrung, meidet es alle ähnlich aussehenden Tiere.
  • Benannt ist diese Form der Mimikry nach dem deutschen Biologen Johann Friedrich Theodor Müller (1821–1897).
  • Er stellt die Signal-Normierung einst bei Schmetterlingen fest. Heute sind auch ganze Reihen von Insekten mit Müller'scher Mimikry dokumentiert.

Peckham’sche Mimikry: Das Anlocken von Beute

  • In dem Fall dient die Nachahmung spezieller Signale dazu, andere Arten anzulocken.
  • Tiere machen auf diese Weise leichte Beute, Pflanzen wirken dadurch anziehend auf Bestäuber.
  • Diese Art der Mimikry heißt auch Lock-Mimikry und aggressive Mimikry genannt.
  • Benannt ist sie nach Elizabeth und George Peckham. Das US-Forscher-Ehepaar berichtete erstmals 1889 darüber anhand von Spinnen-Studien.
  • Ein Beispiel ist die Bola-Spinne. Siehe Clip oben auf dieser Seite.

Beispiele für Mimikry bei Tieren, Pflanzen und Pilzen

🌺 Orchideenpflanzen sehen aus wie weibliche Bestäuber. Die Ragwurz verströmt sogar einen ähnlichen Duft. Was passiert also? Männliche Bestäuber werden angelocket und fliegen auf die Blüte - im wahrsten Sinne des Wortes. Die Bestäuber versuchen, sich mit der Blüte zu paaren und nehmen die Pollen auf. So sichern sie die Vermehrung der Pflanze. 

🦋 Schmetterlinge ähneln sich oft in ihren Färbungen: Der Monarchfalter und der Vizekönigsfalter etwa sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Manche Arten besitzen auch ein Muster auf den Flügeln, dass Augen imitiert. Diese Warntracht hält Feinde fern.

🐙Tintenfische sind Meister der Täuschung: Sie tarnen sich gezielt und teils nur kurzzeitig etwa als das andere Geschlecht, um ihre Vermehrungschance zu erhöhen und an streng bewachte Weibchen heranzukommen. Oder sie imitieren im Aussehen harmlose Fische und können Beute somit aus der Nähe angreifen.

🌸 Hier riecht es nach Aas! Die Rafflesia besitzt die wohl größte Blüte der Welt. Die Blüte verströmt den Geruch von totem Tier. So lockt sie Fliegen zum Bestäuben an.

🐡Zwergbarsche wechseln ihre Farbe von braun zu gelb - und andersherum. Sie passen sich farblich ihren Beutefischen an, um harmlos zu wirken.

🍄Die Pilzart Fusarium xyrophilum ahmt leuchtend gelbe Blüten nach und lockt Insekten über Duftstoffe an, damit diese die Sporen verbreiten.

🐸 Die kongolesiche Riesenkröte ahmt in Farbe und Muster eine Giftschlange nach. Und damit nicht genug. Auch akustische Mimikry wendet die Kröte an und verteidigt sich mit Zischlauten wie die Schlange.

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  • 08.05.2021
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Mimikry beim Menschen: Warum wir uns gegenseitig nachahmen

Menschen ahmen einander nach, wenn sie Zeit miteinander verbringen: etwa in Verhaltensweisen, Handbewegungen, Gesichtsausdrücken, Körperhaltung und Gesten. Manchmal passiert es ganz unbewusst, manchmal fällt es einem auf. Das Phänomen beschreibt die Psychologie als "Social Mimikry", also soziale Mimikry. Aber warum machen wir das? Weil wir möglicherweise folgende Vorteile im Miteinander daraus ziehen:

  1. Ähnlichkeit macht Freu(n)de: Wer sich sympathisch ist, ahmt sich eher nach. Die Nachahmung bewirkt, dass man beim Gegenüber besser ankommt. Das belegen mittlerweile sogar Studien. Und wer nachgeahmt wird, fühlt sich mehr gemocht. Es ist folglich eine Win-win-Situation.
  2. Paare stärken so ihre Beziehungen. Hast du auch schon gedacht beim Anblick von langjährigen Paaren, dass diese sich immer ähnlicher werden? Auch das geht auf soziale Mimikry zurück. Die Anpassung dient dem gegenseitigen Verständnis und der Bindung.
  3. Mehr Mitgefühl: Das Spiegeln von Gesichtsausdrücken erhöht unsere Fähigkeit, Emotionen von anderen Menschen zu erkennen und mitzufühlen. Das fand die Forscherin Dr. Hanna Drimalla mit computerbasierten Methoden in ihrer preisgekrönten Dissertation heraus.

Häufige Fragen zu Mimikry und Mimese

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