Was ist Migräne? Symptome und Auslöser der Migräne mit und ohne Aura
- Veröffentlicht: 12.01.2022
- 15:08 Uhr
- Galileo
Unter starken und anfallsartigen Kopfschmerzen, die oft nur auf einer Kopfseite auftreten, versteht man Migräne. Erfahre hier typische Symptome bei Migräne mit und ohne Aura. Was hilft gegen den Schmerz? Alles über Migräne und was in deinem Körper passiert.
Das Wichtigste zum Thema Migräne
Migräne ist eine neurologische Erkrankung, die im Gehirn entsteht. Man geht davon aus, dass das Gehirn eines Menschen mit Migräne besonders sensibel auf Reize reagiert.
Zu den starken Kopfschmerzen kommen noch andere Symptome hinzu, wie zum Beispiel Übelkeit, Schwäche, Erbrechen oder Licht- und Geruchsempfindlichkeit. Eine Migräne-Attacke kann von mehreren Stunden bis zu 3 Tagen dauern.
Zudem unterscheidet man zwischen einer Migräne mit oder ohne Aura. Bei einer Aura kann es vor dem Einsetzen der Kopfschmerzen unter anderem zu Sehstörungen, Taubheitsgefühlen oder Sprachstörungen kommen.
Neben der Migräne mit oder ohne Aura gibt es auch noch Sonderformen. Dazu zählen die vestibuläre Migräne, Migräne mit Hirnstammaura, abdominelle Migräne (vorwiegend bei Kindern) und die hemiplegische Migräne. Von einer chronischen Migräne spricht man ab 15 Schmerztagen im Monat.
Migräne ist die Bezeichnung für die Erkrankung bzw. die Reizverarbeitungsstörung des Gehirns an sich, bei akuten Schmerzen spricht man von Migräne-Attacken. Man bezeichnet sie als primäre Kopfschmerzerkrankung, sie ist also nicht die Folge einer anderen Ursache wie etwa die so genannten sekundären Kopfschmerzen.
Was ist Migräne?
👨👨👧👧 Migräne ist eine Volkskrankheit. Man schätzt, dass rund 12 bis 15 Prozent der Frauen und rund 8 bis 10 Prozent der Männer in Deutschland Migräne haben.
♀ Hallo Gender Gap: Expert:innen gehen davon aus, dass Frauen womöglich durch Hormonschwankungen stärker betroffen sind.
👧 Oft kommt die Erkrankung in Familien gehäuft vor. Bis zu 90 Prozent der Migräne-Patientinnen und -Patienten hat einen weiteren Fall in der Familie. In einer Studie hat man Gene entdeckt, die das Migräne-Risiko erhöhen. Auch Kinder können schon Migräne haben.
🤯 Nicht jeder Kopfschmerz ist Migräne. Es gibt über 200 verschiedene Kopfschmerzarten. Zu den bekanntesten zählen neben Migräne auch Spannungskopfschmerz oder Cluster-Kopfschmerz. Auch eine Histaminintoleranz oder das Verzehren eiskalter Lebensmittel kann Kopfschmerz auslösen.
Migräne mit Aura
- Bei einer Migräne mit Aura treten neben dem Migränekopfschmerz auch neurologische Symptome auf, die dem Migräneanfall vorausgehen. Sehstörungen, Lichtblitze, Kribbelgefühle, Sprachstörungen, Schwindelgefühle oder Lähmungen kündigen einen bevorstehenden Migräneanfall an.
- Eine Aura dauert in der Regel 5 bis 60 Minuten und betrifft etwa 20 Prozent aller Migräne-Patientinnen und -Patienten. Die Störungen hinterlassen nach dem Abklingen keine bleibenden Schäden.
- Die Bezeichnung "Aura" leitet sich von Aurora, der Göttin der Morgenröte ab. Während die Morgenröte einen neuen Tag ankündigt, kündigen die Ausfallerscheinungen eine Migräne-Attacke an.
Migräne ohne Kopfschmerzen
- Eine Migräne ohne Kopfschmerzen wird auch als "Migraine sans migraine", also "Migräne ohne Migräne" bezeichnet. Die betroffenen Personen nehmen nur eine Aura wahr, ohne dass ein anschließender Migränekopfschmerz auftritt.
- Die Aura dauert 15 bis 60 Minuten und kann auch eher schwach ausfallen, oft wird sie gar nicht mit einer Migräne assoziiert.
- Diese isolierten Auren treten etwa bei 10 Prozent der Menschen auf, die unter Migräne mit Aura leiden.
- Hier sollte im Zweifelsfall anhand der Symptome von Mediziner:innen ein Schlaganfall ausgeschlossen werden. Denn die Anzeichen können sich stark ähneln.
Vestibuläre Migräne
- Bei der Schwindelmigräne oder vestibulären Migräne treten während einer Kopfschmerz-Attacke zusätzlich Schwindel, Übelkeit, Ohrgeräusche, Seh- und Gleichgewichtsstörungen auf.
- Die Beschwerden dauern meist nur wenige Minuten, in Einzelfällen auch mehrere Stunden bis Tage an.
- Die vestibuläre Migräne wird in der Neurologie erst seit den 80er-Jahren als eigenes Krankheitsbild angesehen. Die Symptome sind nicht immer eindeutig und können auch auf andere Krankheiten hinweisen.
- Wenn du Symptome der Schwindelmigräne bei dir beobachtest, solltest du die Ursachen von auf Kopfschmerz spezialisierten Neurolog:innen abklären lassen.
Das passiert bei Migräne in deinem Gehirn
Was ist Migräne? Symptome und Auslöser der Migräne mit und ohne Aura
Migräne: Symptome
🤯 Kopfschmerzen
🤢 Übelkeit
🤮 Erbrechen
😵 Schwindel
😣 Hohe Empfindlichkeit gegen: Licht, Lärm, Gerüche, Geschmäcker
Migräne: Auslöser
🌙 Ein unregelmäßiger Schlafrhythmus bringt das sensible Migräne-Gehirn oft durcheinander. Wichtig ist: Immer ungefähr zur selben Zeit ins Bett gehen und aufstehen - auch am Wochenende.
🍝 Lassen Menschen mit Migräne eine Mahlzeit aus, weil sie im Stress sind, kann das eine Attacke triggern. Auch genügend Flüssigkeit ist wichtig.
☕️ Wer Kaffee trinkt, sollte ungefähr immer die gleiche Menge Koffein zu sich nehmen. Trinkt man unter der Woche viel Kaffee bei der Arbeit, am Wochenende aber keinen, kann der Koffeinentzug Migräne auslösen.
🌩 Einigen Menschen mit Migräne machen Wetterumschwünge zu schaffen. Expert:innen streiten sich jedoch, wie sehr das Wetter wirklich eine Rolle spielt. Temperaturunterschiede wie zum Beispiel beim Gang in die Sauna scheinen hingegen wirklich relevant zu sein.
💪 Sport kann einerseits Migräne begünstigen, aber auch prophylaktisch wirken. Generell gilt moderater Ausdauersport mehrmals die Woche als vorbeugend. Das Heben von schweren Gewichten oder zu intensive Trainingseinheiten sind aber für manche Menschen schon zu viel.
Was hilft gegen Migräne
Regelmäßigkeit ist im Leben von Menschen mit Migräne sehr wichtig, weil ihr Gehirn von äußeren Reizen leichter aus dem Tritt zu bringen ist. Das heißt: Ein ausgeglichener Schlaf-wach-Rhythmus, mindestens 3 Mahlzeiten am Tag, ausreichend Flüssigkeit, die gewohnte Koffein-Menge.
Entspannungs-Übungen haben sich wirksam in der Vorbeugung von Migräne gezeigt. Dazu eignet sich zum Beispiel die Progressive Muskel-Relaxation nach Jacobson. Am besten täglich!
Auch moderater Ausdauersport hat sich bei der Vorbeugung von Migräne bewährt. Am besten 3 Mal die Woche für jeweils 30 Minuten.
Kündigt sich eine Migräne-Attacke an, sollte man nicht zu lange mit der Einnahme von Medikamenten warten. Denn das würde die Migräne in die Länge ziehen. Allerdings ist die 10/20-Regel zu beachten. Sie besagt, dass man an nicht mehr als 10 Tagen im Monat Schmerzmittel oder so genannte Triptane, spezielle Migräne-Medikamente, nehmen sollte.
Persönliche Auslöser (Trigger) herausfinden und nach Möglichkeit vermeiden. Jedoch gilt: Man darf sich nicht verrückt machen, denn die Aufregung kann wiederum selbst Migräne auslösen.
Hausmittel gegen Migräne: Hilft das?
🔥 Wärme: Das empfinden manche Betroffene im Nacken als wohltuend.
❄ Kälte: Auf der Stirn kann ein Eispack Linderung verschaffen.
🥵 Ingwer: Begleitend zu Medikamenten kann Ingwer im Akutfall entzündungshemmend wirken. Es gibt jedoch keine eindeutigen Belege für die Wirksamkeit.
👂 Migräne Piercing
Das Piercing gegen Migräne beruht auf dem Prinzip der Akupunktur und soll, an der korrekten Stelle am Ohr angebracht, die Häufigkeit der Migräne-Anfälle spürbar mindern. Dabei soll der Ohrstecker wie eine dauerhaft angebrachte Akupunkturnadel wirken und einen entsprechenden therapeutischen Reiz auslösen.
Im Internet wurden zahlreiche Erfahrungsberichte zum Migräne Piercing veröffentlicht, Fachleute raten davon ab: Migräne-Piercings sind nicht als medizinisches Heilmittel anerkannt und es gibt keine Studien, die die Wirkung nachweisen.
💉 Botox gegen Migräne
Botox ist in Deutschland zur vorbeugenden Behandlung von chronischer Migräne (mehr als 15 Schmerztage im Monat) zugelassen. Botox wird mit besonders feinen Nadeln in die Muskulatur an Stirn, Kopf und Nacken injiziert und wirkt an den Nervenenden der Muskeln. Die behandelten Muskeln können sich nicht mehr so stark anspannen, die Schmerz-Weiterleitung im Gesicht wird gehemmt. Die Wirkung einer Botox-Behandlung gegen Migräne wurde in mehreren Studien bewiesen und wird in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie empfohlen. Die Anzahl der Kopfschmerztage und die Intensität der Schmerzen konnten bei vielen Betroffenen deutlich verringert werden.
💊 Migräne Tabletten
Eine Migräne-Attacke ist meist nur mit Medikamenten auszuhalten. Generell kommen rezeptfreie Medikamente wie Ibuprofen oder Aspirin aus der Apotheke infrage oder rezeptpflichtige Medikamente wie die speziell für Migräne entwickelten Triptane, die auch die Übelkeit lindern. Häufig werden auch Serotonin-Präparate bei Migräne eingesetzt. Wenn du häufiger unter Migräne leidest, solltest du in Absprache mit deiner Ärztin oder deinem Arzt eine geeignete Akuttherapie besprechen. Neben Hausärzt:innen sind Neurolog:innen mit Schwerpunkt Kopfschmerzen eine gute Anlaufstelle.
💉 Migräne Spritze
Wer bereits verschiedene andere medikamentöse Prophylaxen erfolglos probiert hat, kann es mit der Migräne Spritze versuchen. Die darin enthaltenen Antikörper hemmen das sogenannte "Calcitonin Gene Related Peptide" (CGRP) - ein Botenstoff, der an der Entstehung von Migräne-Attacken beteiligt ist. Die Kosten dafür sind allerdings hoch, deshalb übernehmen die Krankenkassen die Behandlungskosten nur, wenn alle anderen Therapien nicht gewirkt haben.
Migräne vorbeugen
Auch ohne Medikamente kannst du die Häufigkeit der Migräneanfälle reduzieren. Dabei helfen verschiedene Maßnahmen:
- ein regelmäßiger Schlaf-wach-Rhythmus
- regelmäßiger Ausdauersport wie Joggen, Radfahren oder Schwimmen
- Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen (PMR)
- persönliche Migräne-Auslöser mithilfe eines Kopfschmerz-Tagebuchs ermitteln
- regelmäßige Mahlzeiten
Migräne während der Schwangerschaft
Bei vielen Frauen nehmen die Migräne-Attacken während der Schwangerschaft ab oder verschwinden sogar ganz. Der erhöhte Hormonspiegel und häufig auch geänderte Lebensumstände wirken sich positiv auf die Migräne aus. Bei anderen Frauen nehmen die Attacken hingegen zu.
Da sich selbst Expert:innen nicht immer einig sind, ob und welche Medikamente in der Schwangerschaft und Stillzeit infrage kommen, die Empfehlungen immer wieder variieren und sich durch neue Studien die Datenlage immer wieder verändert, sollten hier Neurolog:innen und Gynäkolog:innen gemeinsam mit der Patientin entscheiden. Wichtig: Keine Medikamente ohne vorherige medizinische Rücksprache einnehmen!
Viel Ruhe, abgedunkelte Räume, kühlende Kompressen oder Wärmeanwendungen und andere Hausmittel können bei akuten Attacken Abhilfe schaffen.
Was ist Status migraenosus? Unsere Autorin erklärt es in ihrem eigenen Instagram-Channel zum Thema Migräne
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Die wichtigsten Informationen zu Migräne im Überblick
Migräne äußert sich in anfallsartig auftretenden Kopfschmerzen, die pochend, stechend oder ziehend sein können. Oft befällt der Schmerz den Kopf nur einseitig. Der Kopfschmerz wird von neurologischen Symptomen wie Übelkeit, Licht-, Geruchs- oder Geräuschempfindlichkeit begleitet.
Im Akutfall helfen Schmerzmittel oder spezielle Migräne-Medikamente wie Triptane. Zur Vorbeugung können medikamentöse Prophylaxe-Methoden und ein gesunder und geregelter Lebensstil wie mit Entspannung, Sport etc. helfen. Bei chronischer Migräne können Botox oder die CGRP-Antikörper-Spritze eine Option sein. Ein Migräne-Piercing ist als medizinisches Heilmittel nicht anerkannt und es gibt keine Belege für dessen Wirksamkeit.
Die Migräne-Attacken können mehrmals wöchentlich, alle paar Monate oder auch nur wenige Male im Jahr vorkommen. Treten die Beschwerden über mindestens 3 Monate an mehr als 15 Tagen pro Monat auf, ist die Migräne chronisch. Davon sind weniger als 2 Prozent der Menschen betroffen.
Die Kopfschmerzphase einer Migräne weist eine Dauer von 4 bis 72 Stunden auf. Dauert sie länger, spricht man von einem "Status migraenosus".