Kluge Kraken: Darum sind die tierischen Tarnkünstler zu clever für die Zucht
- Veröffentlicht: 28.02.2023
- 07:45 Uhr
- Heike Predikant
Kraken sind clevere Tiere - doch leider auch als Speise sehr beliebt. Bald soll vor Gran Canaria deshalb eine Oktopus-Farm entstehen. Ein Leben in Gefangenschaft? Dafür sind Kraken viel zu clever. Außerdem: Was Oktopusse sonst noch draufhaben.
Das Wichtigste zum Thema Kraken
Kraken gehören zur Gruppe der Achtarmigen Tintenfische und werden deshalb auch Oktopus genannt. Sie besiedeln weltweit alle Meeresgewässer und tummeln sich bevorzugt in Bodennähe.
Kraken nutzen ihre Arme zur Fortbewegung. Zudem dienen die mit Saugnäpfen besetzten Tentakel als Greif- und Tast-Organe, die auch bei der Jagd nach Beute zum Einsatz kommen.
Auf ihrem Speiseplan stehen Fische, Krebse, Schnecken, Muscheln. Zu den Fressfeinden der Spezies zählen Robben und Raubfische.
Je nach Art variiert die Größe zwischen wenigen Zentimetern und mehreren Metern. Der Pazifische Riesenkrake erreicht eine Tentakel-Spannweite von bis zu 7 Metern und bringt bis zu 270 Kilo auf die Waage. Im Vergleich dazu wurde 1887 der größte Riesenkalmar mit einer staatlichen Größe von bis zu 18 Metern tot in Neuseeland aufgefunden.
Oktopusse gelten als die intelligentesten Weichtiere - dank ihres leistungsstarken Gehirns. Hinzu kommt eine große Lernfähigkeit, die sich auch in wissenschaftlichen Versuchen zeigt. All das macht ihre Zucht aber auch schwierig.
Kraken-Zucht: Erste Oktopus-Farm soll in Las Palmas entstehen
🐙 Frittierte Tintenfisch-Ringe, Oktopus-Salat und Co. - die vielarmigen Weichtiere sind in der maritimen Küche sehr beliebt. Urlauber:innen im Mittelmeer- oder Atlantik-Raum lieben das zarte Fleisch des Gemeinen Oktopus (Octopus vulgaris).
🎣 Doch seine Fang-Quoten werden aufgrund der Überfischung immer schlechter. Schon seit Jahrzehnten versucht sich die Fischerei-Industrie deshalb an der Kraken-Zucht - bisher kläglich.
🥼 2021 gelang dem galizischen Fischerei-Unternehmen "Nueva Pescanova" in Zusammenarbeit mit dem spanischen Meeresforschungsinstitut (IEO) jedoch das scheinbar Unmögliche: Kraken vermehrten sich über mehrere Generationen erfolgreich in Aquakulturen.
💰 Jetzt will die Firma 50 Millionen Euro investieren, um im Hafen von Las Palmas, der Hauptstadt Gran Canarias, eine Oktopus-Farm zu errichten. Der Plan: 3.000 Tonnen Fleisch pro Jahr ab 2023.
Kraken in Aquakulturen - geht gar nicht, finden Tier-Schützer:innen
🐙 Kraken sind Einzelgänger. Sie leben allein und suchen nur zu Paarungszwecken Gesellschaft. Sie mit Artgenossen auf engem Raum einzusperren wäre purer Stress für die sensiblen Kopffüßer. Artgerechte Haltung? Unmöglich.
💡 Anders als die meisten Fische merken Kraken laut Forschenden, wenn sie eingesperrt sind. Noch dazu haben sie mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Ich-Bewusstsein.
👀 Kraken können sich sogar menschliche Gesichter einprägen - und empfinden ihr Gegenüber als sympathisch oder unsympathisch.
😵 Ein schneller, schmerzfreier Tod ist bei Kraken nur schwer möglich: Ihr Gehirn und somit die Nervenzellen sind über ihren ganzen Körper verteilt und Kraken haben drei Herzen. Deshalb wird bis heute nur über die schmerzfreiste Schlachtung spekuliert.
🎣 Durch die Aquakulturen werden wildlebende Kraken besser geschützt, so das Argument des Fischerei-Unternehmens. Doch Kraken sind Fleischfresser. Schon jetzt werden etwa ein Drittel der weltweiten Fisch-Fangmengen an andere Tiere verfüttert - etwa die Hälfte davon in Aquakulturen. Diese befeuern also die Überfischung.
✋ In England wurden Kraken bereits als "fühlende Lebewesen" geschützt. Forschende sichteten hierfür rund 300 Studien - und kamen zum Ergebnis, dass sie Freude, aber auch Schmerz, Stress und Verzweiflung fühlen können und somit ungeeignet für die Zucht sind.
Kluge Kraken: Was Oktopusse noch alles draufhaben
📍 Orientierung: Wenn Kraken auf Beutefang gehen, suchen sie ihre Umgebung weitläufig ab. Sind sie satt gefressen, kehren sie auf direktem Weg in ihre Höhle zurück. Beim nächsten Mal meiden sie "abgegraste" Gebiete - erinnern sich also offenbar daran, wo sie zuletzt gejagt haben.
💨 Verteidigung: Bei Gefahr pressen Kraken ruckartig einen Wasserstrahl aus ihrem Hautmantel und schießen mit angelegten Armen davon. Artgenossen, die einen Tintensack besitzen, vernebeln Feinden mit einer Farbwolke die Sicht, um sich in Sicherheit zu bringen.
✅ Problemlösung: Vor den Bermuda-Inseln wurde ein Krake beobachtet, der seine Höhle verließ, um Steine zu sammeln. Das Tier legte die Kiesel vor dem Unterschlupf ab und zwängte sich anschließend durch den nun wesentlich kleineren, aber deutlich besser geschützten Eingang in seine Behausung.
🎨 Tarnung: Kraken können an ihrem Körper farbige Punkte oder Balken erscheinen lassen - aufgrund von pigment-tragenden Zellen (Chromatophoren). Auch die Oberfläche ihrer Hautlässt sich binnen Sekunden verändern, je nach Umgebung wirkt sie dann körnig wie Kies oder gezackt wie eine Koralle.
🙂😠 Persönlichkeit: Setzt man Kraken identischen Reizen aus, berührt sie mit einer Bürste oder bietet ihnen Futter an, reagieren die Tiere unterschiedlich: einige schüchtern oder forsch, andere lethargisch oder agil.
Mimik-Oktopus: Der Meister der Verwandlung
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Das Kraken-Kamasutra
Mehr als ein Paarungs-Trieb: Das Sexualverhalten der Kraken ist vielfältig und eigenwillig. Manche liegen sich beim Akt in den Armen, manche lieben sich Maul an Maul, als würden sie sich küssen. Andere führen Balztänze auf: Dann umkreisen Weibchen und Männchen einander, winken mit den Tentakeln und lassen Farbwellen über ihre Körper laufen.
Auch die Dauer des Liebesspiels ist unterschiedlich. Einige Arten bevorzugen eine schnelle Nummer. Bei anderen Tintenfisch-Paaren können drei Stunden vergehen, bis es zur Befruchtung kommt. Dafür nutzen die Männchen ihren dritten linken Arm. Der sogenannte Hectocotylus wird in die Mantelhöhle des Weibchens eingeführt und überträgt eine Kapsel, die mit Spermien gefüllt ist und explosionsartig aufplatzt.
Bei aller Liebe jedoch gibt es kein Happy End: Kraken können sich nur einmal im Leben vermehren. Einen Monat nach der Kopulation schlüpfen die Jungen und die Eltern sterben nur wenig später, da sie während der Bebrütung der Eier üblicherweise nicht fressen.
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Die häufigsten Fragen zum Thema Krake
Oktopus und Krake bezeichnet das gleiche Tier: nämlich die Gruppe der Achtarmigen Tintenfische. Alle anderen Tintenfische haben zehn Arme.
Kraken sind in der Regel nicht aggressiv und nicht gefährlich. Sie können zwar beißen, das machen sie aber nur in Notfällen. Ein Biss tut zwar weh, ist aber harmlos und nicht giftig.
Laut Duden kann man sowohl der Krake als auch die Krake sagen. Die Krake gilt aber als umgangssprachlich.