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Umstrittener Whistleblower

Vom Hacker zum Häftling: So tickt Julian Assange

  • Aktualisiert: 21.02.2024
  • 08:46 Uhr
  • Galileo
In den Vereinigten Staaten steht ihm eine Haftstrafe von bis zu 175 Jahren bevor: Die Gerichtsverhandlung um Julian Assange beginnt am 20. Februar 2024 in London. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob Großbritannien ihn an die USA ausliefern wird.
In den Vereinigten Staaten steht ihm eine Haftstrafe von bis zu 175 Jahren bevor: Die Gerichtsverhandlung um Julian Assange beginnt am 20. Februar 2024 in London. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob Großbritannien ihn an die USA ausliefern wird.© picture alliance / empics | Dominic Lipinski

Die einen sehen in ihm einen Helden und Whistleblower, die anderen einen Hacker: Die Rolle von WikiLeaks-Gründer Julian Assange ist umstritten. Wer der Mann ist und warum ihm in den USA 175 Jahre Haft drohen.

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Das Wichtigste in Kürze zu Julian Assange

  • Julian Assange ist Gründer der Enthüllungs-Plattform WikiLeaks. Der in Australien geborene Hacker hat staatlichen Machtmissbrauch aufgedeckt.

  • Wegen Vergewaltigungs-Vorwürfen zweier Frauen in Schweden wurde 2010 ein internationaler Haftbefehl gegen Assange ausgestellt. Im November 2019 hat die schwedische Justiz alle Ermittlungen gegen Assange eingestellt.

  • 2012 flüchtete Assange in die ecuadorianische Botschaft in London und bat um politisches Asyl. Er befürchtete, wegen seiner Arbeit für WikiLeaks von Schweden an die USA ausgeliefert zu werden. Aktuell sitzt er in britischer Haft. Es läuft ein Auslieferungs-Verfahren an die USA. Am 20. und 21. Februar 2024 findet im High Court in London eine Anhörung zu dem Fall statt. Ursprünglich wurde die Auslieferung an die USA im Jahr 2021 gerichtlich genehmigt und anschließend von der damaligen Innenministerin angeordnet.

Galileo sich hat 2020 genauer angeschaut, wie Assange tickt - hier im Video

Wie tickt eigentlich Julian Assange?

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Das ist WikiLeaks

🗂 WikiLeaks ist eine 2006 gegründete Enthüllungs-Plattform, auf der anonym Dokumente veröffentlicht werden (Whistleblowing). Die veröffentlichten Dokumente sind gewöhnlicherweise durch Geheimhaltung, Verschlusssachen-Status oder andere Zugangsbeschränkungen eingeschränkt. Die Plattform setzt auf ein grundsätzliches öffentliches Interesse an den Informationen und ermöglicht das Hochladen von Dateien über das Anonymisierungs-Netzwerk Tor.

💻 Damit entstand für Whistleblower die Chance, Informationen an die Öffentlichkeit zu geben - aber selbst anonym zu bleiben.

🇺🇸 Große Wellen schlugen die Veröffentlichungen geheimer Dokumente über den US-Militäreinsatz im Irak und in Afghanistan sowie interne Berichte der US-Botschaften in aller Welt.

🇩🇪 Die Bundesregierung geriet 2009 durch einen von WikiLeaks veröffentlichten Bericht zur Bombardierung zweier Tanklaster durch die Bundeswehr in Afghanistan in die Kritik.

📧 WikiLeaks veröffentlichte kurz vor der US-Präsidentschafts-Wahl 2016 zehntausende E-Mails aus dem Wahlkampf-Team von Hillary Clinton. Kurz zuvor hatte Clintons Gegner Donald Trump genau das gefordert.

Warum Assange so umstritten ist

  • Assange sieht sich selbst als investigativen Journalisten. Seine Plattform arbeitete in der Vergangenheit unter anderem mit der New York Times, dem Spiegel und dem Guardian zusammen.
  • Für die ungekürzte Veröffentlichung von Telegrammen aus dem US-Außenministerium wurde WikiLeaks scharf kritisiert: Damit seien Quellen gefährdet worden.
  • Während WikiLeaks bereitgestellte Informationen unbearbeitet veröffentlicht, prüfen und erklären Journalist:innen die Enthüllungen.
  • Assange wird immer wieder Nähe zu Russland vorgeworfen. So sollen etwa die E-Mails aus Clintons Wahlkampf-Team von russischen Agenten an WikiLeaks weitergegeben worden sein.
  • Große Medienhäuser wie die New York Times oder die Süddeutsche Zeitung übernahmen zuletzt eine Funktion von WikiLeaks: Dokumente und Dateien können den Journalist:innen anonym zugespielt werden.
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Warum wollen die USA Assange vor Gericht stellen?

Insgesamt 18 Anklagepunkte haben die USA formuliert. Im Zentrum steht dabei der Vorwurf, Assange soll der Whistleblowerin Chelsea Manning geholfen haben, geheimes Material von US-Militär-Einsätzen zu veröffentlichen. Zudem soll damit die Sicherheit von US-Informant:innen gefährdet worden sein. Assange drohen in den USA bis zu 175 Jahre Haft oder möglicherweise die Todesstrafe.

Der Fall Assange: Kritik an dem Vorgehen der Justizbehörden

  • Der Gesundheitszustand von Assange verschlechterte sich in den letzten Jahren zunehmend. Seit mittlerweile vier Jahren ist er inhaftiert. Seine Gefängniszelle misst gerade einmal zwei mal drei Meter - auf diesem engen Raum ist er 21 Stunden am Tag eingesperrt.
  • Das Anwaltsteam von Assange warnt, seine Auslieferung wäre ein schwerer Schlag gegen die Pressefreiheit.
  • Laut Nils Melzer (UN-Sonderberichterstatter für Folter) soll an Assange ein Exempel statuiert werden. Das Ziel: Journalist:innen einschüchtern.
  • So sei die Meinungs- und Pressefreiheit in Gefahr, wenn Journalist:innen für Veröffentlichungen verurteilt werden könnten.
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Julian Assange: Die wichtigsten Momente des WikiLeaks-Gründers

Julian Assange: Die wichtigsten Momente des WikiLeaks-Gründers

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Bereits 1992, im Alter von 21 Jahren, steht Assange wegen illegalen Hackens in Melbourne vor Gericht.
© Getty Images

Bereits 1992, im Alter von 21 Jahren, steht Assange wegen illegalen Hackens in Melbourne vor Gericht.

2010 veröffentlicht WikiLeaks geheime Dokumente und Videos über Kriegsverbrechen der USA in Afghanistan und im Irak. Assange ist Gründer und Sprecher der Plattform.
© picture alliance /AP Photo

2010 veröffentlicht WikiLeaks geheime Dokumente und Videos über Kriegsverbrechen der USA in Afghanistan und im Irak. Assange ist Gründer und Sprecher der Plattform.

Die Enthüllungs-Plattform steht vor allem in den USA stark unter Druck.
© Getty Images

Die Enthüllungs-Plattform steht vor allem in den USA stark unter Druck.

Wegen Vergewaltigungs-Vorwürfen von zwei Frauen in Schweden stellt sich Assange 2010 der britischen Polizei. Er versucht, eine Auslieferung nach Schweden zu verhindern.
© dpa

Wegen Vergewaltigungs-Vorwürfen von zwei Frauen in Schweden stellt sich Assange 2010 der britischen Polizei. Er versucht, eine Auslieferung nach Schweden zu verhindern.

Assange wird von der britischen Polizei unter Auflagen freigelassen - unter anderem muss er eine elektronische Fußfessel tragen.
© Imago Images/Rüdiger Wölk

Assange wird von der britischen Polizei unter Auflagen freigelassen - unter anderem muss er eine elektronische Fußfessel tragen.

Im Juni 2012 flüchtet er in die ecuadorianische Botschaft in London und beantragt dort politisches Asyl - in den USA droht ihm eine 175 Jahre lange Haftstrafe oder sogar die Todesstrafe.
© Imago Images/United Archives International

Im Juni 2012 flüchtet er in die ecuadorianische Botschaft in London und beantragt dort politisches Asyl - in den USA droht ihm eine 175 Jahre lange Haftstrafe oder sogar die Todesstrafe.

Ein Bericht der UN 2016 stuft die Zeit von Assange in der ecuadorianischen Botschaft als unrechtmäßige Haft ein und fordert die Freilassung des WikiLeaks-Gründers.
© picture alliance/AP Photo

Ein Bericht der UN 2016 stuft die Zeit von Assange in der ecuadorianischen Botschaft als unrechtmäßige Haft ein und fordert die Freilassung des WikiLeaks-Gründers.

In der Botschaft teilt Assange sein Leben mit einer Katze, ein Geschenk seiner Kinder. Das Tier hat sogar einen eigenen Twitter-Account: https://twitter.com/embassycat.
© Imago Images/imagebroker

In der Botschaft teilt Assange sein Leben mit einer Katze, ein Geschenk seiner Kinder. Das Tier hat sogar einen eigenen Twitter-Account: https://twitter.com/embassycat.

2017 entscheidet der neue ecuadorianische Präsident Lenin Moreno, Assange strenge Auflagen zu erteilen und unter anderem seinen Internetzugang einzuschränken.
© picture alliance/AP Photo

2017 entscheidet der neue ecuadorianische Präsident Lenin Moreno, Assange strenge Auflagen zu erteilen und unter anderem seinen Internetzugang einzuschränken.

Assange wird im April 2019 von der Londoner Polizei in der Botschaft Ecuadors verhaftet.
© Imago Images/Xinhua

Assange wird im April 2019 von der Londoner Polizei in der Botschaft Ecuadors verhaftet.

Aktuell befindet er sich seit vier Jahren im britischen Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Ein Gericht entscheidet über seine Auslieferung an die USA.
© picture alliance/empics

Aktuell befindet er sich seit vier Jahren im britischen Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Ein Gericht entscheidet über seine Auslieferung an die USA.

Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) als letzte Hoffnung?

Falls Julian Assange in London keine Berufungs-Möglichkeit gewährt wird, könnte er nur noch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anrufen, wobei der Ausgang unsicher ist. 

Die britische Regierung steht unter Druck und versucht, die Zuständigkeit des EGMR zu begrenzen. Das gilt nicht nur für den Fall Assange, sondern auch im Kontext der britischen Flüchtlingspolitik

Auch Australien verfolgt den Fall aufmerksam. Julian Assange hat die australische Staatsbürgerschaft. Das Parlament hat kürzlich die Forderung nach einem zügigen Abschluss der Angelegenheit unterstützt, um Assange die Rückkehr zu seiner Familie nach Australien zu ermöglichen.

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Julian Assange bei den Simpsons

In der 500. Folge der Simpsons hat Julian Assange einen Gastauftritt. Im englischen Original sprach Assange selbst seinen Text ein - per Telefon.  

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Die wichtigsten Fragen zu Julian Assange

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