Wie in Trance! Funktioniert Hypnose wirklich?
- Veröffentlicht: 26.03.2021
- 19:45 Uhr
- Galileo
Alles nur Hokuspokus? Was bei Hypnose in deinem Gehirn passiert und wofür sie heute eingesetzt wird.
Das Wichtigste zum Thema Hypnose
Bei einer Hypnose-Behandlung werden Patient:innen in Trance versetzt. Sie sind zugleich super entspannt und hochkonzentriert.
Trance ist übrigens nichts Ungewöhnliches: Laut Studien des US-Psychologen Ernest Rossi befindet sich jeder Mensch täglich für 45 bis 90 Minuten in einem leichten Trance-Zustand, etwa beim Lesen oder wenn du einen spannenden Film siehst.
Bei etwa 10 Prozent der Bevölkerung funktioniert Hypnose gar nicht, 10 Prozent sprechen sehr stark darauf an. Der Rest liegt dazwischen.
Etwa 10.000 Ärzt:innen und Psycholog:innen bieten in Deutschland Hypnose-Behandlungen an.
Einige gesetzliche Krankenkassen übernehmen auf Antrag die Kosten von Hypnose-Behandlungen: zum Beispiel für Angstpatient:innen beim Zahnarztbesuch oder bei Allergie gegen Narkosemittel, wenn als Ersatz eine Hypnose eingesetzt wird.
Gut zu wissen: Du kannst nicht gegen deinen Willen hypnotisiert werden. Falsch ist auch die Vorstellung, dass man unter Trance alles mit dir anstellen kann und du wie ein Roboter mitmachst.
Was kann Hypnose? Im Galileo Podcast
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Wie läuft eine Hypnose-Behandlung ab?
Hypnose-Therapierende beginnen dich durch beruhigende Worte und Gesten in Trance zu versetzen - manchmal auch mithilfe eines Pendels, auf das du dich konzentrierst.
Mit der "Hand-Levitation" (zu deutsch etwa "Hand-Schweben"), kann man überprüfen, ob du bereits in Trance bist. Je höher sich deine Hand auf Aufforderung hebt, desto tiefer die Trance.
In diesem Zustand führen dich Therapierende in die problematische Situation - etwa wenn du zur Zigarette greifst oder Lampenfieber spürst. Sie machen dir Vorschläge, wie du anders reagieren könntest. Du probierst zum Beispiel, dich an einen Wohlfühl-Ort zu versetzen.
Langsam wird die Hypnose beendet. Bis zur gewünschten Veränderung können aber mehrere Sitzungen nötig sein.
🧠 Das passiert in deinem Gehirn unter Hypnose
Unter Hypnose werden besonders die Bereiche im Gehirn angeregt, die für das "implizite Gedächtnis" wichtig sind - also für Erfahrungen, die dein Verhalten beeinflussen, ohne dass dir dazu spezielle Erinnerungen bewusst sind.
Viele Handlungen machst du automatisiert, etwa Bewegungen, wie das Anzünden einer Zigarette. Versetzt du dich jetzt gedanklich in die Situation, führt nicht wie sonst deine hirneigene Chef-Etage Regie, also der laterale frontale Cortex, sondern du probierst mit Hilfe der Hypnose-Therapierenden neue, andere Verhaltensweisen und Gefühle aus und speicherst sie ein.
Für diese Probleme wird Hypnose heute eingesetzt
🚬 Um mit dem Rauchen aufzuhören, probieren viele eine Hypnose-Behandlung.
🛑 Zur Unterstützung bei Depressionen, Burnout oder Angststörungen kann dir Hypnose möglicherweise helfen.
👩⚕️ Für Menschen, die allergisch auf Narkosemittel sind, kann Hypnose ein Ersatz bei Operationen sein.
🤹 Auch Kopfschmerzen und Migräne sollen sich durch Hypnose in bestimmten Fällen lindern lassen.
⚡ Manchen Patienten mit chronischen Schmerzen bringt Hypnose Linderung.
🛌 Bei Schlafstörungen kommst du mit Hypnose vielleicht besser zur Ruhe.
💃 Auch Lampenfieber soll sie mildern können.
Aus der Geschichte der Hypnose
Das Verfahren der Hypnose wird in den unterschiedlichsten Kulturen schon seit tausenden von Jahren praktiziert. Erste schriftliche Zeugnisse über Hypnose als Heilmethode stammen von 2.000 vor Christus.
Der Wiener Arzt Franz Anton Messner griff die Methode im 17. Jahrhundert wieder auf - damals kannte man sie als Mesmerismus.
Der schottische Arzt Dr. James Braid (siehe Bild) kam 1843 auf die Bezeichnung Hypnose, angelehnt an den griechischen Gott des Schlafs, Hypnos. Damals dachte man noch, dass hypnotisierte Menschen in einen tiefen Schlaf fallen.