Homöopathie: Warum Globuli keine wirksame Medizin sind
- Veröffentlicht: 21.08.2023
- 14:45 Uhr
- Galileo
Viele Menschen vertrauen auf die Heilkraft der Homöopathie. Kritiker:innen hingegen verweisen auf die fehlende medizinische Wirksamkeit von Globuli und Co. Hintergründe zur Homöopathie erfährst du auf dieser Seite.
Das Wichtigste zum Thema Homöopathie
Die Homöopathie wurde vor mehr als 200 Jahren von dem deutschen Arzt Samuel Hahnemann (1755-1843) erfunden. Bis heute gibt es keine wissenschaftlichen Studien, die eine medizinische Wirksamkeit von Homöopathie nachweisen.
Der Ausdruck "Homöopathie" leitet sich aus den griechischen Wörtern "Homoion" (= ähnlich) und "Pathos" (= Leiden) her. Wörtlich übersetzt bedeutet der Ausdruck "Homöopathie" also so viel wie "ähnliches Leiden".
So erklärt sich auch ihr Grundsatz: das sogenannte Ähnlichkeits-Prinzip. Dahinter steckt die Idee, eine Krankheit könne am besten mit dem Mittel behandelt werden, das bei einem gesunden Menschen ähnliche Beschwerden auslöst.
Als Beispiel dient häufig die Zwiebel: Sie löst bei fitten Menschen tränende Augen und eine laufende Nase aus. Daher wird sie bei den ähnlichen Beschwerden einer Erkältung eingesetzt.
Fachleute ordnen die Homöopathie der sogenannten Alternativ-Medizin zu, die sich als Ergänzung zur Schul-Medizin versteht. Andere Beispiele hierfür sind die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), Schüssler-Salze, Bachblüten-Therapie und Ayurveda.
Globuli und Co.: So entstehen homöopathische Mittel
Die Ausgangssubstanz von homöopathischen Mitteln bildet eine sogenannte "Ur-Tinktur". Dies können etwa pflanzliche, tierische oder mineralische Stoffe sein.
Diese Ur-Tinktur wird wiederholt verdünnt und geschüttelt, bis die gewünschte "Potenz" erreicht ist - so lange, bis die ursprüngliche Substanz nicht mehr nachweisbar ist. Der verdünnte Mix wird auf Träger gegeben, die anschließend eingenommen werden können. Zu den bekanntesten zählen Globuli, also Zuckerkügelchen. Es gibt jedoch auch Salben, Tropfen und Tabletten.
Unter der Potenz versteht die Homöopathie einen Indikator, der angibt, wie stark die Ausgangssubstanz verdünnt (potenziert) wurde. Die Überzeugung: Je verdünnter die Substanz, desto höher ihre Wirksamkeit.
Anders als Arzneimittel benötigen homöopathische Mittel in der Regel keine Zulassung, sondern lediglich eine Registrierung. Ihre Wirksamkeit wird also nicht geprüft - weil sie aufgrund der Verdünnung keine Wirksamkeit haben können.
Dementsprechend sind homöopathische Mittel auch nicht mit natürlichen, pflanzlichen Mitteln zu verwechseln. Diese enthalten im Gegenteil sehr wohl nachweisbare Wirkstoffe.
Potenz als vermeintlicher Indikator der Wirksamkeit
Die Potenz von homöopathischen Mitteln wird durch Hinweise wie "D12" oder "C200" angegeben.
Eine Potenz von D12 heißt: Der Stoff wurde zwölfmal im Verhältnis 1:10 verdünnt. Das "D" leitet sich vom lateinischen "decem" ab, was "zehn" bedeutet.
Bei einer Potenz von C200 erfolgte die Verdünnung zweihundertmal im Verhältnis 1:100. Das "C" leitet sich vom lateinischen "centum" ab, was "hundert" bedeutet.
Hoffnung auf Wirkung als Rechtfertigung für Homöopathie
👨⚕️ Befürworter:innen von Homöopathie argumentieren häufig abseits von Wissenschaft und Fakten. Schließlich sei nicht alles belegbar.
😌 Schon der Glaube an die Wirksamkeit von Homöopathie könne Menschen in verzweifelten Lebenslagen helfen.
💉 Zudem betonen Befürworter:innen die gute Verträglichkeit von homöopathischen Mitteln mit weniger Nebenwirkungen sowie auch die Kombinierbarkeit mit der Schul-Medizin.
👨⚕️ Darüber hinaus wehren sie sich gegen ein vermeintliches Verbot von Homöopathie mit Verweis auf das Recht der Wahl der Heilmethode: Jede:r darf im Rahmen der Aufklärungspflichten von behandelnden Ärzt:innen das Verfahren wählen, das angemessen erscheint.
Homöopathie: Nicht mehr als Placebo-Effekt
Wissenschaftlich ist längst bewiesen, dass die Homöopathie - auch mehr als 200 Jahre nach ihrer Erfindung - keine spezifische substanzbezogene Wirkung abgesehen von Placebo-Effekten hat.
Vom Placebo-Effekt spricht man, wenn sich eine Erkrankung bessert, nachdem die betroffene Person lediglich ein Placebo (Schein-Medikament ohne Wirkstoff) zu sich genommen hat.
Durch den Placebo-Effekt können homöopathische Mittel also - wie auch Wasser oder Traubenzucker - durchaus eine spürbare Wirkung haben. Es hat jedoch lediglich irrtümlich den Anschein, als wäre das eingenommene Mittel für die Verbesserung verantwortlich.
Aufgrund der hochverdünnten Zusammensetzung ohne nachweisbaren Wirkstoff können homöopathische Mittel schließlich keine medizinische Wirkung entfalten.
Vielmehr bewirken eine entsprechende Erwartungshaltung und andere Kontextfaktoren wie eine seriös erscheinende Verpackung oder Erzählungen vom Freundeskreis den Placebo-Effekt.
Homöopathie als gesellschaftliches Streitthema
Laut einer Umfrage im Auftrag der Deutschen Homöopathie-Union (DHU) hat mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland (54 Prozent) Erfahrungen mit der Verwendung von Homöopathie.
Eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD) hat ergeben, dass fast ein Viertel der Bevölkerung (23 Prozent) uneingeschränkt von der Wirksamkeit homöopathischer Mittel überzeugt ist. Derweil hält rund jede:r Siebte (14 Prozent) Homöopathie für wirkungslos. Eine Mehrheit von 51 Prozent hält Homöopathie für teilweise wirksam.
Bei der Frage nach dem Sinn von Homöopathie stehen somit bisweilen überzeugte Befürworter:innen vehementen Gegner:innen gegenüber. Diskussionen rund um das Thema, egal ob im Freundeskreis oder in der Verwandtschaft, bergen dementsprechend reichlich Zündstoff.
Befürworter:innen schwören auf diese Art der alternativen Medizin, obwohl homöopathische Mittel erwiesenermaßen nicht substanziell medizinisch wirksam sind. Gegner:innen sehen einen Grund für den Glauben an Homöopathie - neben weiteren - in Fehlschlüssen zur Einnahme.
Zum Beispiel findet Homöopathie häufig bei einfachen Erkrankungen wie einer Erkältung Anwendung, deren Symptome sich auch ohne die Einnahme von Medikamenten nach kurzer Zeit lindern. Das kann dazu führen, dass die Verbesserung fälschlicherweise den eingenommenen homöopathischen Mitteln zugeschrieben wird.
Auch nehmen manche Menschen homöopathische Mittel zusätzlich zu wirklichen Arzneien. Deren medizinische Wirksamkeit wird wiederum zu Unrecht den homöopathischen Mitteln zuerkannt.
Homöopathie bald keine Kassenleistung mehr?
🤑 Trotz der Faktenlage übernehmen einige Krankenkassen mitunter zumindest einen Teilbetrag homöopathischer Behandlungen.
💶 Zur Einordnung: Der jährliche Umsatz mit homöopathischen Mitteln in Höhe von rund einer halben Milliarde Euro entspricht im Vergleich zum Umsatz mit rezeptfreien Arzneimitteln, mit denen zuletzt über fünf Milliarden Euro umgesetzt wurden, knapp einem Zehntel.
🤔 Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist schon länger ein Kritiker der Homöopathie: Er prüft eine Streichung der Homöopathie als eine Zusatz-Leistung der Krankenkassen.
📈 Unabhängig davon, ob sie zur Alternativ-Medizin zählen, sollen nur Methoden mit nachgewiesenem Nutzen anerkannt werden. Dies schütze das solidarisch finanzierte Gesundheitswesen und die Versicherten vor unberechenbaren Risiken.
Hier erfährst du noch mehr zum Thema Homöopathie
Apotheken Umschau: Hat Homöopathie eine Wirkung?
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: Homöopathische Arzneimittel
MAITHINK X: Homöopathie wirkt doch
Deutsche Homöopathie-Union (DHU): forsa-Umfrage zur Homöpathie
Institut für Demoskopie Allensbach (IfD): Homöopathie. Nutzung und Wertschätzung in der Bevölkerung
Lübbers, C. + Endruscheit, U. (2021) - Homöopathie - eine Therapieoption für die Praxis?
Grams, N. + Endruscheit, U. (2020) - Medien und Homöopathie
Schmacke, N. (2020) - Homöopathie: Heilslehre 'ohne Substanz'
Frank, R. (2004) - Globalisierung 'alternativer' Medizin
Häufige Fragen zum Thema Homöopathie
Homöopathie basiert auf dem sogenannten Ähnlichkeits-Prinzip. Das beinhaltet die Überzeugung, dass Krankheiten am besten mit Mitteln behandelt werden, die bei einem gesunden Menschen ähnliche Beschwerden auslösen. Durch dieses Prinzip erklärt sich auch die Benennung: Der Ausdruck "Homöopathie" setzt sich aus den griechischen Wörtern "Homoion" (= ähnlich) und "Pathos" (= Leiden) zusammen. Wörtlich übersetzt bedeutet er folglich so viel wie "ähnliches Leiden".
Ein häufig genanntes Beispiel für das Ähnlichkeits-Prinzip der Homöopathie ist die Zwiebel. Sie löst bei gesunden Menschen in der Regel tränende Augen und eine laufende Nase aus. Weil etwa eine Erkältung ähnliche Beschwerden mit sich bringt, findet die Zwiebel bzw. deren Bestandteile in der Homöopathie aus diesem Grund bei einer Erkältung Anwendung.
Homöopathische Mittel haben keine spezifische substanzbezogene Wirksamkeit, sondern können lediglich Placebo-Effekte bewirken. Demnach können homöopathische Mittel zwar einen spürbaren Effekt haben. Das eingenommene homöopathische Mittel ist dafür aber lediglich scheinbar verantwortlich. Stattdessen führen etwa eine entsprechende Erwartungshaltung, eine seriös erscheinende Verpackung oder Erzählungen vom Freundeskreis zum Placebo-Effekt.
Laut einer Umfrage der Deutschen Homöopathie-Union (DHU) hat mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland Erfahrungen mit der Verwendung von homöopathischen Mitteln. Darüber hinaus kann sich ungefähr jede:r Sechste vorstellen, Homöopathie anzuwenden - obwohl homöopathische Mittel abgesehen von Placebo-Effekten nicht substanziell medizinisch wirksam sind. Demgegenüber halten Menschen, die wissenschaftlichen Fakten folgen, Homöopathie für zwecklos.