Holz-Krise: Was den nachhaltigen Rohstoff so teuer macht
- Veröffentlicht: 06.02.2022
- 19:45 Uhr
- Galileo
Vor allem bei größeren Bauprojekten sind die Preise hoch. Aber auch Verbraucher:innen merken es etwa im Baumarkt: Holz ist teurer als sonst oder teils gar nicht vorrätig. Wie erklärt sich die Knappheit des Rohstoffs? Ist ein Ende der Holz-Krise in Sicht?
Das Wichtigste zum Thema Holz-Krise
Holz ist seit einiger Zeit sehr teuer. Vielleicht sind auch dir beim Werkeln schon die hohen Holz-Preise aufgefallen.
Mittlerweile entspannt sich der Material-Mangel zwar etwas. Ein Ende der sogenannten "Holz-Krise" ist aber noch nicht in Sicht.
So äußert sich die Holz-Krise
Deutschland ist zu rund einem Drittel mit Wald bedeckt. Trotzdem ist in den letzten Monaten häufig von einem "Holz-Mangel" oder einer "Preis-Explosion" beim Holz die Rede.
Tatsächlich merken sowohl die Säge-Industrie als auch das Handwerk, der Holz-Handel und damit auch Verbraucher:innen: Holz - genauer: Schnittholz - ist ein begehrter und knapper Rohstoff.
Für Bauprojekte wie Einfamilienhäuser etwa fallen wegen der Holz-Preise im Vergleich zu Vorjahren ungefähr 20 bis 30 Prozent höhere Kosten an. Selbst für einzelne Holz-Latten im Baumarkt wird oft deutlich mehr verlangt.
Generell sind Preis-Schwankungen in der Baubranche nicht ungewöhnlich. Die anhaltend hohen Preise von Holz sind Fachleuten zufolge allerdings beispiellos. Einige befürchten eine Welle von zeitweise oder ganz gestoppten Bauvorhaben. Auch könnten die Immobilien-Preise weiter steigen.
Inzwischen scheint sich die Lage schrittweise zu entspannen. Kurz- bis mittelfristig wird Holz aber wohl erst einmal teuer bleiben.
Gründe für die Holz-Krise
Zum einen steigt generell die Nachfrage nach Holz als nachhaltigem Rohstoff.
Zusätzlich hat vor allem der Bau-Boom in China und den USA einen großen Einfluss. Dort stecken viele Investor:innen ihr Geld in Zeiten niedriger Zinsen und diverser Konjunkturpakete in Immobilien, für deren Bau wiederum unter anderem Holz gebraucht wird.
Deutsches sowie generell mitteleuropäisches Holz ist daher international sehr gefragt. Und der Export lohnt sich: Auch weil die USA unter Ex-Präsident Donald Trump mit Kanada einen anderen Holz-Lieferanten durch hohe Einfuhrzölle verprellten, sind teils fast 3-fache Erlöse möglich.
Mehr Export bedeutet aber auch weniger Holz, um den Bedarf in Deutschland zu decken. Hier herrscht auch durch die Corona-Pandemie ebenfalls eine hohe Holz-Nachfrage. Zum Beispiel basteln viele Menschen im und am Haus, anstatt in den Urlaub zu fahren.
So entwickelte sich der Holz-Preis im vergangenen Jahrzehnt
Der Anstieg des internationale Holz-Preises spiegelt sich auch an der Börse wider. Zuletzt waren die Preise historisch hoch, wie ein Blick auf die Kurve des vergangenen Jahrzehnts zeigt:
Was gegen die Holz-Krise helfen könnte
🪓 Einfach mehr abholzen und in den Markt bringen ist keine Lösung, denn eine Ausbeutung der Wälder ist nicht nachhaltig.
🌎 Viele Betriebe verfolgen bereits Export-Beschränkungen als Lösungsansatz: Sie liefern weniger bis gar kein Holz mehr in die USA, um den heimischen Handel abdecken zu können.
🔥 Bisher wird der Großteil von Altholz in Deutschland noch verbrannt und nicht recycelt. Dabei ist das Wiederverwerten von Holz eine gute Lösung gegen die Holz-Krise.
♻️ Aus Alt mach Neu: Gehäckseltes Altholz kann bis zu 5 Mal als Möbel-Spanplatte wiederverwertet werden. So eine Spanplatte hält rund 15 Jahre - danach durchläuft sie erneut den Upcycling-Kreislauf.
🌾 Holz ersetzen, zum Beispiel durch das Material Resysta: Das Holz-Imitat besteht hauptsächlich aus Reis-Hülsen, die bei der Ernte sonst als Abfallprodukt übrigbleiben. Die Hülsen werden mit Steinsalz und Mineralöl pulverisiert und anschließend erhitzt und in Form gepresst.
🏡 Es gibt noch weitere Holz-Alternativen, wie etwa Beton aus Essensresten (Chinakohl ist wohl besonders stabil), den Forscher:innen in Japan kürzlich entwickelten.
⬆️ Auch Ziegel aus Hanf kommen bereits zum Einsatz. Bambus ist ein sehr schnell nachwachsender und robuster Rohstoff.
Re-Start für den deutschen Wald?
Die letzten Jahre haben ihre Spuren im Wald hinterlassen: Wegen Stürmen, Trockenheit und Borkenkäfer-Befall weist rund ein Drittel aller Bäume in Deutschland Schäden auf.
Das daraus entstehende Schadholz minderwertiger Qualität ließ den Holz-Preis vor der Holz-Krise deutlich fallen.
In der jetzigen Krise liegt für den Wald daher sogar eine Chance. Durch die hohen Holz-Preise haben Waldbesitzer:innen mehr Geld, das sie in nachhaltige Aufforstungen investieren können.
Denn ein guter Wald-Zustand ist wiederum eine wichtige Voraussetzung für eine funktionierende Forstwirtschaft. Extreme Gegenbeispiele wie etwa in Brasilien, wo teils ganze Wälder gerodet werden und vom Raubbau massiv bedroht sind, verdeutlichen das.
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