Corona und Grippe: Warum es jetzt auf dein Immunsystem ankommt
- Veröffentlicht: 11.11.2022
- 15:45 Uhr
- Galileo
Corona und Grippe haben eine Gemeinsamkeit: Ein fittes Immunsystem scheint einen milderen Verlauf zu begünstigen. Wir erklären, wie du eine Grippe erkennst, ob sich eine Impfung für dich lohnt und wie du deine Abwehr stärkst. Im Clip: Drei gängige Tipps für ein starkes Immunsystem im Fakten-Check.
Das Wichtigste zum Thema Corona und Grippe
Jede:r Deutsche leidet im Durchschnitt zwei- bis fünfmal im Jahr an einer Erkältung (grippaler Infekt). Gehäuft tritt sie in den Wintermonaten auf und ist meist nach sieben Tagen wieder vorbei.
Eine Grippe verläuft deutlich schwerer und braucht auch länger, bis sie komplett ausgeheilt ist. Erfahrungsgemäß dauert die Grippe-Saison von Anfang Oktober bis Mitte Mai.
In den vergangenen zwei Wintern wurden wegen der Corona-Schutzmaßnahmen und einer hohen Impfbeteiligung deutlich weniger Grippefälle registriert. Dieses Jahr könnte die Welle wieder stärker ausfallen.
Der Deutsche Apothekerverband ruft deshalb vor allem Risikogruppen zur Grippe-Schutzimpfung auf. Warum die Impfung gerade in Corona-Zeiten sinnvoll ist und ob du dich trotz Omikron-Booster gegen Grippe impfen lassen kannst, erfährst du weiter unten.
Was ist der Unterschied zwischen Grippe und Erkältung?
Beide Erkrankungen fühlen sich ähnlich an, haben aber unterschiedliche Auslöser: Während die Grippe durch ganz bestimmte Viren ausgelöst wird, die sogenannten Influenza-Viren (deutsch: Grippe-Viren), können hinter einer Erkältung über 100 verschiedene Viren stecken.
Symptome wie Reizhusten, Heiserkeit oder auch Halsschmerzen hast du sowohl bei einer Grippe als auch bei der Erkältung. Aber so erkennst du, was Sache ist:
- Von null auf 100: Eine echte Grippe beginnt meist plötzlich, bei der Erkältung schleichen sich die Symptome eher nach und nach an.
- Fieber ist bei einer Erkältung eher selten, kann bei der Grippe aber schnell über 38,5 klettern. Von Fieber spricht man ab 38,5 Grad Celsius.
- Kopf- und Gliederschmerzen deuten eher auf eine Grippe hin. Zudem bist du deutlich erschöpfter als bei einer normalen Erkältung.
- Dauer: Nach ein paar Tagen fühlst du dich bei einer Erkältung meist besser. Die Grippe dagegen kann dich 5 bis 7 Tage ans Bett fesseln und auch dann noch nicht ausgestanden sein.
Und wenn der Arzt bei dir einen grippalen Infekt diagnostiziert? Dann meint er eine Erkältung.
So beugst du Erkältung und Grippe vor, stärkst dein Immunsystem und kannst Krankheitsverläufe abmildern
🌬 Gutes Raumklima schaffen: Vermeide zu warme Räume, lüfte regelmäßig und befeuchte die Zimmerluft. Aber Achtung: Raumbefeuchter regelmäßig reinigen, sonst entsteht Schimmel.
🤝 Hände waschen! Das minimiert dein Ansteckungsrisiko, vor allem wenn du viel unter Menschen bist. Eine gute Hand-Hygiene ist auch bei Corona das A und O. Über 99 Prozent aller Krankheitserreger können durch Händewaschen eliminiert werden - auch SARS-CoV-2-Viren.
💂 Warmhalten. Warme Winterkleidung ist ein Erkältungs-Schutz, also immer an Mütze, Handschuhe und Co. denken.
🍋 Vitaminreich essen. Iss viel Obst und frisches Gemüse. Zink und Vitamin C (etwa in Zitrone und Ingwer) stärken dein Immunsystem.
🍵 Viel trinken. Das befeuchtet die Schleimhäute, eine wichtige Immun-Barriere. Aber Finger weg von Alkohol, wenn du angeschlagen bist.
😅 Schwitzen. Regelmäßige Saunagänge heizen auf und trainieren die Blutgefäße. Ebenso gut: Anschließendes Runterkühlen im Eisbad oder unter der kalten Dusche.
⛄ Kalt duschen hilft ohnehin. Einmal pro Tag - das härtet ab.
💪 Regelmäßige Bewegung kann zwar keine Infektion mit Erkältungs- und SARS-CoV-2-Viren verhindern. Aber: Unter anderem das Sportmedizinische Instiut der Universität Paderborn weist darauf hin, dass bei körperlich fitten Menschen die Verläufe vermutlich milder sind: Der Körper kann besser auf Infektionen reagieren.
🌞 Vitamin D tanken: Bei Spaziergängen (30 Minuten täglich gelten als optimal), im Winter auch in Tablettenform ergänzbar.
Kann ich gleichzeitig eine Grippe und Corona bekommen?
🤝 Beide Krankheiten werden von verschiedenen Viren ausgelöst, eine Doppelinfektion ist also möglich.
👥 Die Grippe wird durch Influenza-Viren verursacht, Covid-19 hingegen durch das Corona-Virus SARS-CoV-2.
🚑 Bei einer Grippe sind die Abwehrkräfte geschwächt. Dadurch steigt auch das Risiko, sich mit anderen Krankheitserregern zu infizieren und schwer zu erkranken.
💉 Der beste Schutz sind in beiden Fällen die Schutzimpfungen.
Wann sollte ich mich gegen Grippe impfen lassen?
Der ideale Zeitpunkt für die Grippeimpfung ist laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zu Beginn der Saison - also im Oktober. Den Höhepunkt erreicht die Grippewelle aber meistens erst im Februar oder März. Zu spät ist eine Schutzimpfung also auch im November oder Dezember nicht.
Wichtig, wenn du die Impfung machen willst: Du musst mindestens zwei Wochen lang vorher gesund gewesen sein, sonst bringt sie nichts. Auch können durchgemachte Infekte wieder ausbrechen, weil sie einfach noch nicht ausgeheilt sind.
Die natürliche Immunität hat in der Bevölkerung durch zwei milde Grippe-Jahre deutlich abgebaut, vermuten Expert:innen. In der Saison 2021/22 erkrankten nach RKI-Angaben rund 20.000 Menschen an der Grippe. Im Vergleich: In der Vor-Corona-Saison 2019/20 waren es knapp 191.000. Die Zahlen könnten in diesem Jahr deutlich ansteigen, denn das neue Infektionsschutz-Gesetz sieht in diesem Jahr lockerere Regeln vor.
Für wen gilt die Impf-Empfehlung?
Vor allem Risikogruppen ab 60 Jahren und Menschen mit Vorerkrankungen legen Expert:innen deshalb die Schutzimpfung ans Herz. Schwangeren und medizinischem Personal rät die Ständige Impfkommission (STIKO) ebenfalls zum vorsorglichen Piks.
Für jüngere Menschen gibt es keine konkrete Impf-Empfehlung, die STIKO rät allerdings auch nicht davon ab.
Grippe-Impfung trotz Corona-Booster: Schadet die Doppel-Impfung?
💉 Im Herbst und Winter 2022 steht für viele Menschen in Deutschland potentiell auch ein weiterer Corona-Booster an. Gleich zwei angepasste Omikron-Impfstoffe sind bereits zugelassen.
🕛 Laut STIKO ist eine zeitgleiche Injektion von Grippe- und Corona-Impfstoff für das Immunsystem unproblematisch. Denn bei den gängigsten Grippe-Vakzinen handelt es sich um Toten-Impfstoffe - hier ist ein zeitlicher Abstand zu anderen Impfungen nicht relevant.
🥴 Nebenwirkungen und Impfreaktionen könnten allerdings bei einer Doppel-Impfung häufiger auftreten.
💪 Um starke Schmerzen an der Einstichstelle zu vermeiden, sollte der Piks außerdem an zwei verschiedenen Gliedmaßen erfolgen.
Sind wir im Winter wirklich häufiger krank?
Ja, sagt Dr. med Kathrin Hamann, Fachärztin für Allgemein- und Innere Medizin in München. Der Grund ist zum einen die Kälte - wie der Name Erkältung schon sagt.
Und: Die Ansteckungsgefahr ist tatsächlich höher. Bei sehr kaltem Wetter halten wir uns länger in geschlossenen Räumen auf, wo die Heizungsluft die Schleimhäute der Atemwege trockener und damit infektanfälliger macht.
"Die Schleimhäute sind unsere erste Barriere gegen Viren, Bakterien und Keime", so Dr. Hamann. "Sind sie nicht befeuchtet, haben Krankheitserreger leichtes Spiel."
Auch können die Tröpfchen mit den Erregern, die von Erkrankten ausgehustet werden, lange Zeit in der trockenen Raumluft schweben und damit über größere Distanzen auf deine Atemschleimhäute gelangen.
Das gilt auch für SARS-CoV-2-Viren. So fand ein deutsch-indisches Forschungs-Team heraus: Corona-Viren breiten sich bei niedriger Luftfeuchtigkeit in schlecht gelüfteten Räumen schneller aus. Ratschlag der Wissenschaftler:innen: regelmäßig lüften und auf eine Luftfeuchtigkeit von mindestens 40 Prozent achten!