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"Hey, Spacko!" Das kannst du gegen Mobbing tun

  • Veröffentlicht: 29.09.2020
  • 21:00 Uhr
  • Carina Neumann-Mahlkau

Das "hässliche Entlein" ist kein Einzelschicksal. Gemobbt wird in der Schule, bei der Arbeit, im Netz. Woher das Phänomen stammt und wo du dir Hilfe holen kannst, erfährst du hier.

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Das Wichtigste zum Thema Mobbing

  • Mobbing kennt kein Alter: In der Schule wird etwa jedes 3. Kind gemobbt. Viele haben deshalb Angst, in die Schule zu gehen. Oft leiden sie noch Jahre später unter dem Erlebten. Mobbing auf der Arbeit zum Beispiel kann zu Burnout führen.

  • Im Job geht Mobbing weiter. Rund 1,6 Millionen Deutsche leiden am Arbeitsplatz unter Demütigung, Ausgrenzung und Feindseligkeit - das entspricht der Einwohnerzahl Münchens.

  • Die Folge: Minderwertigkeitsgefühle, Trauer, Wut und nicht selten ernste psychische Erkrankungen - bis hin zur Arbeitsunfähigkeit.

  • In Deutschland verursacht diese jährlich einen volkswirtschaftlichen Schaden von 15 bis 25 Milliarden Euro.

  • Mobbing ist oft Chefsache: In rund 50 Prozent der Fälle geht Mobbing vom Vorgesetzten aus oder er ist zumindest beteiligt.

  • Instagram und Co. machen es Mobbern leicht: Bei Belästigung, Drohungen, Stalking, Beleidigung oder dem Hochladen privater Inhalte im Netz spricht man von "Cybermobbing".

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Hilfe, ich werde gemobbt - was kann ich tun?

Jetzt bloß nicht einschüchtern lassen, zurückziehen und die Angriffe herunterspielen. Suche dir eine Vertrauensperson und erzähle ihr von den Vorfällen.

Schreibe auf, was passiert ist. Wie habe ich reagiert und wie geht es mir mit der Situation? Ein "Mobbing-Tagebuch" hilft dir beim Verarbeiten und dient notfalls auch als Beweismaterial.

Warte nicht, bis dich das Mobbing zermürbt. Suche so schnell wie möglich Hilfe. Vertraue dich unbedingt deiner Familie und Freunden an. Mögliche offizielle Ansprechpartner in der Arbeit sind zum Beispiel der Betriebs- oder Personalrat, der Betriebsarzt sowie der Chef (sofern er nicht selbst der Mobber ist).

Du wirst Zeuge, wie andere um dich herum gemobbt werden? Misch dich ein! Je mehr etwas sagen, desto schwächer wird der Mobber.

Dein Kind will nicht mehr in die Schule gehen, kommt niedergeschlagen nach Hause, hat oft Bauchweh und schläft schlecht? Frag, ob es gemobbt wird. Hier helfen Gespräche mit den Lehrern, Schulpsychologen und den Eltern des Mobbers.

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© Getty Images

Hilft alles nichts? Dann wende dich an eine externe Anlaufstelle

🆘 Beratungsstellen, die sich mit Mobbing befassen, findest du in jeder größeren Stadt.

🧒 Hilfsorganisationen wie die Caritas bieten kostenlose Beratung und Workshops für Kinder und Jugendliche an.

💪 Gewerkschaften können dir ebenfalls helfen.

☎️ Speziell für Frauen gibt es das Hilfetelefon vom Bundesarbeitsministerium (hilfetelefon.de).

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Mobbing - ist das denn rechtens?

In einigen Ländern wie Schweden, Finnland oder Frankreich gibt es ein Anti-Mobbing-Gesetz. In Deutschland gibt es (noch) kein direktes Gesetz, das Mobbing verbietet.

Trotzdem schützen dich:

  • das Grundgesetz ("Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit")
  • das Betriebsverfassungsgesetz (Störung des Betriebsfriedens durch Mobbing)
  • das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (bei Mobbing wegen Hautfarbe, Religion, sexueller Identität, Behinderung, etc.)

Außerdem hat dein Arbeitgeber eine Fürsorgepflicht: Wird durch Mobbing der Schutz seiner Angestellten verletzt und er unternimmt nichts, kann er bestraft werden.

Galileo

Mobbing im Tierreich

Bei uns Menschen verbindet man Mobbing mit Psychoterror, unseren tierischen Verwandten dient es als Angriffs- und Abwehrstrategie. Wie und in welchen Situationen Tiere mobben - Mehr dazu im Video.

  • Video
  • 07:13 Min
  • Ab 12
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Warum mobben Menschen und Tiere eigentlich?

Tiere derselben Art mobben sich wie Menschen ebenfalls gegenseitig. Affen etwa üben teils wahren Psychoterror auf ihre Artgenossen aus. Bei ihnen liegt der Grund dafür vermutlich in der Sozialstruktur.

Wer zu einer starken Gruppe gehört, ist besser gegen Feinde gewappnet, kommt in den Genuss des gegenseitigen Lausens und gründet im besten Fall eine Familie. Zudem gilt: Um potenzielle Konkurrenten zu verdrängen, drängt man die Schwächsten schon mal an den Rand - oder aus dem Nest, wie es bei Nahrungsknappheit oft bei Vögeln der Fall ist.

Die Gründe, warum sich Menschen mobben, sind vielseitig. Eine Rolle spielen Machtgehabe, eigene Unzufriedenheit und eine gewisse Gruppendynamik: Andere Menschen schließen sich oft der vermeintlich "starken" Gruppe der Mobber an - teils allerdings aus Angst, selbst zum Opfer zu werden.

Extremer Fall: Knast wegen Mobbing

In Frankreich gelangte ein Extremfall von Mobbing zu trauriger Berühmtheit. Die obere Etage der France Télécom (heute: Orange) wurde verklagt. Der Grund: Zwischen 2006 und 2010 gab es rund 60 Selbstmorde von Angestellten. Ferner erkrankten unzählige an Depression.

Hintergrund: Durch das Streichen von Tausenden Stellen wollte der Konzern Milliarden einsparen. Das Problem: Rund 65 Prozent der Mitarbeiter waren Beamte - also unkündbar. Was folgte, war "organisiertes Mobbing", um die Angestellten rauszuekeln. "Ob durch das Fenster oder durch die Tür", so die Ansage.

10 Jahre nach der Suizid-Serie wurde den Top-Managern in Frankreich der Prozess gemacht. Das Urteil: Knast und Geldstrafen.

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