Riesen-Pilz in den USA
Hallimasch-Pilz: So sieht das größte Lebewesen der Welt aus
- Aktualisiert: 30.10.2024
- 19:10 Uhr
- Julia Wolfer
Das größte Lebewesen der Welt versteckt sich nicht in den Tiefen des Meeres oder im Regenwald – sondern nahe der Zivilisation. Der Hallimasch-Pilz in Oregon ist der größte Organismus auf diesem Planeten. Doch wie konnte der Pilz überhaupt so groß werden? Im Video: Die größten Lebewesen der Welt.
Das Wichtigste zum Dunklen Hallimasch in Kürze
Der Pilz Dunkler Hallimasch (Armillaria ostoyae) gilt als größtes Lebewesen der Welt.
Im Malheur National Forest im US-Bundesstaat Oregon wurde ein Dunkler Hallimasch entdeckt, der sich in der Erde über eine Fläche von neun Quadratkilometern ausgebreitet hat. Das entspricht 1.200 Fußballfelder.
Hallimasche sind weltweit in gemäßigten und tropischen Gebieten verbreitet. Von den 30 entdeckten Arten kommen fünf auch in Europa vor, darunter auch der Dunkle Hallimasch.
Sie sind gefürchtete Parasiten, die lebende Bäume befallen und ganze Wälder vernichten können. Befallene Bäume können nur noch gefällt werden - eine Rettung ist nicht möglich.
Hallimasche sind bedingt essbar. Vor dem Verzehr müssen sie aber gut durchgegart werden. Roh sind sie giftig.
Das ist das größte Lebewesen der Welt: der Hallimasch in Oregon
Beim größten Lebewesen der Welt mag man zuerst an einen Blauwal denken. Tatsächlich lebt das größte Lebewesen unseres Planeten im Malheur National Forest im US-Bundesstaat Oregon in der Erde und ist ein Pilz: Der Dunkle Hallimasch (Armillaria ostoyae). Doch es ist nicht der Fruchtkörper, der bei diesem Pilz ein so gigantisches Ausmaß annimmt: Es ist sein Pilzgeflecht in der Erde, das sogenannten Myzel.
Hallimasch in Oregon: Merkmale und Zahlen
- Größe: Das unterirdische Pilzgeflecht erstreckt sich über eine Fläche von neun Quadratkilometern – das entspricht rund 1.200 Fußballfeldern.
- Gewicht: Das größte Lebewesen der Welt soll insgesamt 400.000 Kilogramm auf die Waage bringen.
- Alter: Forscher:innen schätzen, dass er bis zu 2.400 Jahre alt sein könnte.
- Besonderes Merkmal: Hallimasche bilden wurzelähnliche Stränge aus, sogenannte Rhizomorphen. Damit können sie neue Nahrungsquellen erschließen und in Bäume eindringen.
- Größe der Fruchtkörper: Die überirdischen Teile des Pilzes sind bis zu 15 Zentimetern groß. Der Hut hat einen Durchmesser von drei bis zehn Zentimetern.
- Farbe der Fruchtkörper: Der Hut ist fleischfarben bis rötlich-braun mit losen, dunklen Schüppchen. Am Rand ist der Hut heller. Stil und Lamellen des Pilzes sind weiß.
- Standort: Die Fruchtkörper wachsen auf totem oder lebendem Holz, oft in Büscheln dicht beieinander.
Das zeichnet den Dunklen Hallimasch aus
Aus ökologischer Sicht ist der Hallimasch ein Nützling: Er hilft dabei, Totholz abzubauen und spielt damit eine wichtige Rolle im natürlichen Waldökosystem. In der Forstwirtschaft sind Pilze der Gattung Hallimasch gefürchtete Schädlinge, da sie als Parasiten lebende Bäume befallen und töten können. Kaum eine Strauch- und Baumart ist vor dem Befall sicher.
Denn diese Pilze haben eine besondere Taktik entwickelt, mit der sie sich an ihre Opfer "anschleichen" können: Stoffe, die Bäume normalerweise auf die Anwesenheit von parasitären Pilzen aufmerksam machen und Abwehrmechanismen in Gang setzen, werden von Hallimaschen aus dem Boden absorbiert. So können sie sich Bäumen unbemerkt nähern.
Bei Pilzsammlern sind die Fruchtkörper dieser Pilzart wegen ihres Geschmacks aber durchaus beliebt. Vor dem Verzehr müssen sie allerdings gut durchgegart werden.
Beeindruckende Bilder: So sieht der Dunkle Hallimasch aus
Beeindruckende Bilder: So sieht der Dunkle Hallimasch aus
Hallimasch in Oregon: Die Entdeckung des Riesenpilzes
- Obwohl der größte Organismus der Welt von Wissenschaftler:innen auf ein Alter von rund 2.400 Jahre geschätzt wird, wurde er erst 1998 entdeckt.
- Wie gigantisch der Dunkle Hallimasch in Oregon tatsächlich ist, wurde durch Zufall herausgefunden, als es in einem Waldgebiet in Oregon in den 90er-Jahren zu einem mysteriösen Waldsterben kam.
- Um die Ursache des Waldsterbens zu erforschen, nahmen Wissenschaftler:innen Wurzelproben von 112 erkrankten Bäumen in der Region.
- Im Labor fanden die Forscher:innen in fast allen Proben Erbmaterial des Dunklen Hallimasch, das sie fünf verschiedenen Pilz-Individuen zuordnen konnten - nur fünf Pilze waren also für die Erkrankung der 112 beprobten Bäume verantwortlich.
- Die größte Entfernung zweier Proben, die vom gleichen Pilz befallen waren, betrug rund vier Kilometer. Das war der Beweis, dass sich ein Pilz über mehrere Kilometer Fläche erstrecken kann.
Größter Organismus der Welt: Wie konnte der Dunkle Hallimasch so groß werden?
Um herauszufinden, wie es dem Dunklen Hallimasch gelingt, so groß zu werden, haben Forscher:innen in einer Studie die Gene der Pilze untersucht. Sie fanden heraus, dass Hallimasche im Vergleich zu verwandten Pilzarten sehr viel mehr Gene besitzen: Durch Kopien haben sie ihr Genom deutlich erweitert. Das ermöglicht es ihnen offenbar, besonders schnell zu wachsen und sich über große Flächen auszubreiten. Durch das vergrößerte Genom verfügt der Dunkle Hallimasch auch über überdurchschnittlich viele Enzyme, mit denen er sehr effektiv auch lebende Bäume befallen und zersetzen kann.
Hallimasch: Systematik und Vorkommen des größten Lebewesens der Welt
Die Gattung Hallimasche (Armillaria oder auch Honigpilze) zählt zur großen Gruppe der Ständerpilze (Basidiomycetes), zu der die meisten Speise- und Giftpilze gehören. Bislang sind rund 30 verschiedene Arten bekannt, die zum Teil schwer voneinander zu unterscheiden sind.
Hallimasche sind in gemäßigten bis tropischen Zonen weltweit verbreitet und durchaus häufig. Ihre überirdisch wachsenden Fruchtkörper bilden sie in Mitteleuropa von September bis Dezember aus. Die Pilze wachsen auf lebenden oder toten Bäumen, manchmal scheinbar auch auf bloßem Waldboden, wenn sie aus darunterliegenden Baumwurzeln hervorsprießen.
Die verschiedenen Arten des Hallimasch-Pilzes
Derzeit sind 30 Arten aus der Gattung der Hallimasche bekannt. Fünf von ihnen kommen auch in Europa vor:
- Dunkler Hallimasch (Armillaria ostoyae)
- Honiggelber Hallimasch (Armillaria mellea)
- Nördlicher Hallimasch (Armillaria borealis)
- Zwiebelfüßiger Hallimasch (Armillaria cepistipes)
- Fleischfarbener Hallimasch (Armillaria gallica)
Der Honiggelbe Hallimasch ist einer der häufigsten in Deutschland. Die einzelnen Arten sind recht schwer voneinander zu unterscheiden. Eine eindeutige Identifizierung gelingt häufig nur durch Laboruntersuchungen.
Hallimasch als Speisepilz: Ist der Pilz essbar?
- Hallimasche gelten bedingt als Speisepilze. Sie sind in gegartem Zustand zwar essbar, allerdings treten immer wieder Unverträglichkeiten auf, weshalb sie von der Liste der Speisepilze gestrichen wurden.
- Alle Arten enthalten chemisch noch ungeklärte Magen-Darm-Reizstoffe und sind roh giftig.
- Die Reizstoffe werden bei höherer Temperatur abgebaut. Daher müssen sie vor dem Verzehr ausreichend gut gegart werden.
- Ein kurzes Schwenken in der Pfanne genügt nicht: Hallimasche sollten mindestens 15 Minuten gekocht werden.
- Auch in ausreichend gegartem Zustand können Hallimasche unverträglich sein und bei manchen Menschen zu Magen-Darm-Problemen führen.
- Laut Angaben von Expert:innen vertragen rund 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung den Pilz nicht.
- Wenn du Hallimasche essen möchtest, solltest du zuerst mit einer kleinen Menge Pilze testen, ob du sie verträgst.
- Als schmackhaft gelten nur die jungen Pilze. Sie haben ein säuerlich-herbes Aroma.
- Hallimasche können leicht mit dem Sparrigen Schüppling oder Stockschwämmchen verwechselt werden. Diese Pilze wachsen auch auf Laub- und Nadelbäumen. Stockschwämmchen gelten als sehr gute Speisepilze. Auch der Sparrige Schüppling ist ungiftig, aber geschmacklich ungenießbar.
Hallimasch im Garten: So kannst du den Befall erkennen und bekämpfen
Da Hallimasche in Mitteleuropa vorkommen, können sie auch Bäume und Sträucher im heimischen Garten befallen. Im Anfangsstadium äußert sich der Befall meist in einem verminderten Triebwachstum und Kleinblättrigkeit. Auch weiße Myzellappen zwischen Rinde und Holz sind ein untrügliches Zeichen. Nachts kann man einen Befall auch durch ein Leuchten im Holz erkennen, denn der Hallimasch besitzt die Fähigkeit zur Biolumineszenz.
Später kommt es zu gelblich-grünen Verfärbungen der nachwachsenden jungen Nadeln oder Blätter. Typisch ist ein vorzeitiger Nadel- oder Laubabwurf, der von der außen nach innen fortschreitet: Die Bäume sind an den Außenseiten kahl, während sie im Inneren der Krone noch Laub oder Nadeln tragen. Etwa ein Jahr vor Absterben des Baumes kommt es verstärkt zu einer Zapfen- oder Fruchtbildung mit kleineren Samen. An Nadelbäumen ist auch oft ein verstärkter Harzfluss an der Stammbasis zu beobachten. Die Zeit von der Infektion bis zum Tod des Baumes kann einige Jahre bis Jahrzehnte dauern.
Hat man einen Hallimasch-Befall entdeckt, ist es meist schon zu spät. Die Rettung befallener Bäume ist kaum möglich: Man kann sie nur fällen und das Wurzelwerk gründlich aus dem Garten entfernen, um eine Infektion weiterer Bäume zu verhindern. Um dem Befall vorzubeugen, solltest du nicht mit schwerem Gerät über den Gartenboden fahren. Das kann zu Verletzungen an den Wurzeln führen, wodurch der Pilz leichter in das Holz eindringen kann.