Gen-Test: Wie hoch ist mein Risiko für Krankheit XY?
- Veröffentlicht: 16.03.2021
- 12:00 Uhr
- Galileo
Gen-Tests zeigen, ob du ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krankheiten hast. Doch die Tests sind umstritten. Wann sie sinnvoll sind und ob die Billigen aus dem Internet mit denen beim Arzt mithalten können, erfährst du hier.
Das Wichtigste zum Thema Gen-Tests
Deine Gene entscheiden mit über deine zukünftige Gesundheit. Mit einem Gen-Test kann dein Erbgut gezielt auf bestimmte Risiko-Gene hin untersucht werden. Abhängig vom Test sind dafür Speichel oder Blut nötig.
Viele Menschen wollen wissen, ob ihr Risiko für bestimmte Krankheiten erhöht ist - besonders, wenn bereits mehrere Familien-Mitglieder an ein und derselben Erb-Krankheit leiden.
In Deutschland sind medizinische Gen-Analysen nur erlaubt, wenn ein Arzt sie anordnet, über Risiken aufklärt und die Ergebnisse erläutert. Das regelt das Gen-Diagnostik-Gesetz.
Übers Internet kannst du jedoch einen Gen-Test bei ausländischen Anbietern durchführen lassen - und das schon für 70 bis 200 Euro. Dazu musst du dich registrieren und eine Speichel-Probe einschicken. 4 bis 8 Wochen später erfährst du online die Ergebnisse.
Gen-Test aus dem Internet liefern laut vielen Expert:innen jedoch kaum belastbare Ergebnisse. Willst du es genau wissen, solltest du besser einen medizinischen Gen-Test in einer speziellen Praxis machen. Der kostet allerdings tausende Euro. Wann die Krankenkassen zahlen, erfährst du unten.
Was kann ich online testen lassen? Dein Risiko für…
🧬 Krebs-Erkrankungen, Diabetes, Alzheimer, Osteoporose, Asthma
🧬 Herz-Kreislauf-Erkrankung, Blut-Hochdruck, Übergewicht, Parkinson
🧬 Depression, Burnout, Schizophrenie, Spielsucht
🧬 angeborene Laktose-Intoleranz und Fruktose-Intoleranz
📑 Je nach Anbieter gibt es hunderte weitere Auswahl-Möglichkeiten
🧐 Online kannst du zudem checken lassen, was deine Gene über Lifestyle-Faktoren verraten - etwa wie stress-beständig du bist, oder wie gut dein Körper Umwelt-Gifte oder Alkohol abbauen kann. Ein Zusammenhang mit einzelnen Genen ist allerdings oft noch gar nicht belegt.
Wann übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
Möchtest du rein aus Interesse einen medizinischen Gen-Test machen lassen, zahlst du in spezialisierten Praxen meist mehrere tausend Euro.
Bei einem begründeten Verdacht übernehmen die Krankenkassen die Kosten: zum Beispiel, wenn in deiner Familie erblich bedingte Krankheiten gehäuft auftreten etwa Darm-Krebs, Brust-Krebs, Eierstock-Krebs oder Stoffwechsel-Störungen wie Typ-1-Diabetes.
Und auch bei Verdacht auf eine Entwicklungs-Störung oder eine seltene Erkrankung musst du nichts zahlen.
Sollen Krankenkassen auch für Homöopathie zahlen? Was dafür und was dagegen spricht.
Medizinische Gen-Tests: Wann sie sinnvoll sein können
Vor allem, wenn mehrere deiner Verwandten an der gleichen Krebs-Art leiden, solltest du mal über einen Gen-Test nachdenken. 5 bis 10 Prozent der Krebs-Erkrankungen beruhen nämlich auf einer erblichen Veranlagung.
Zeigt der Test, dass du ebenfalls ein erhöhtes Risiko hast, kannst du frühzeitig und regelmäßig zur Krebs-Vorsorge gehen. Außerdem kannst du bewusst auf bestimmte Symptome achten und dann die Ursache schnell abklären.
So kann der Krebs früh entdeckt und behandelt werden - das erhöht die Heilungs-Chancen enorm. Andererseits ist es oft sehr belastend von einem erhöhten Risiko zu wissen. Ob du wirklich krank wirst, und wenn ja wann, zeigt der Test nicht.
Manchmal prüfen Ärzte mittels Gen-Test, ob jemand ein bestimmtes Medikament verträgt. Der Hintergrund: Es gibt Personen, die aufgrund genetischer Veranlagung manche Inhaltsstoffe schneller, langsamer oder gar nicht abbauen. Die Mittel wirken bei ihnen schlechter oder können sogar richtig gefährlich sein.
Gut zu wissen
👉 In deutschen Praxen werden oft nur Gen-Krankheiten untersucht, gegen die du etwas tun kannst.
🧠 So nutzt es dir etwa wenig, zu wissen, dass dein Alzheimer-Risiko erhöht ist: Aktuell gibt es kein Heilmittel und auch nichts was du effektiv zur Vorbeugung tun kannst.
🤰 Einige Gen-Defekte können auch bereits vor der Geburt festgestellt werden - Down Syndrom beispielsweise.
Was gegen Gen-Tests spricht
😫 Bei vielen Krankheiten und Lifestyle-Faktoren, die du online untersuchen lassen kannst, mangelt es an Studien, die einen Zusammenhang mit Genen belegen.
📊 Die Entstehung vieler Krankheiten ist sehr komplex. Oft spielen mehrere Gene eine Rolle. Womöglich wird deine DNA nicht auf alle getestet, oder entscheidende Gene sind noch gar nicht bekannt. Es kann also sein, dass du trotz negativen Test-Ergebnis ein erhöhtes Risiko hast.
⚖ Ferner könnte es auch schützende Gene geben. Eventuell hast du ein schlechtes Gen dafür aber 2 schützende - und so sogar ein geringeres Erkrankungs-Risiko.
🍰 Bei der Entstehung von Volks-Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Blut-Hochdruck spielen der Lebensstil (Ernährung, Bewegung, Rauchen, Alkohol) und andere äußere Einflüsse (Luft-Verschmutzung, UV-Strahlung) eine sehr große Rolle.
😰 Wenn du weißt, dass dein Risiko für eine Erkrankung erhöht ist, kann das sehr belastend sein. Es besteht die Gefahr, dass du dann auf alle Veränderungen im Körper achtest und schon bei kleinen Beschwerden Angst bekommst. Gerade im Hinblick auf Erkrankungen, gegen die man nichts machen kann, ist dies kritisch zu hinterfragen.
🚨 Andererseits könntest du das Wissen kein erhöhtes Risiko zu haben, fälschlich als Frei-Brief für einen ungesunden Lebensstil nutzen.
👨💻 Ein weiteres Problem ist der Datenschutz. Deine genetischen Daten interessieren auch Versicherer und Arbeitgeber. Einmal im Internet veröffentlicht, sind sie kaum löschbar. Es muss sichergestellt sein, dass die Anbieter deine persönlichen DNA-Informationen, nicht ohne deine Zustimmung veröffentlichen oder verkaufen.