Gegen Schwarzfahren versichern: Geht das auch bei uns?
- Veröffentlicht: 13.01.2021
- 18:00 Uhr
- Carina Neumann-Mahlkau
"Die Fahrkarten, bitte!" Ein Satz, den jeder Schwarzfahrer fürchtet. In Stockholm gibt es für das Bußgeld eine Versicherung - und dahinter stecken politische Absichten. Welche das sind und ob das schwedische Modell auch bei uns funktionieren würde.
Das Wichtigste zum Thema Versicherung gegen Schwarzfahren
Schwarzfahren für politische Zwecke? In den schwedischen Städten Stockholm und Göteburg passiert genau das. Die Initiative planka findet: Öffentliche Verkehrsmittel sollten kostenlos sein.
Mitglieder der Bewegung zahlen 10 Euro Monatsbeitrag - und planka begleicht ihre Bußgelder. Quasi eine Versicherung für Schwarzfahrer. Mit großem Gewinn: Eine Monatskarte würde rund 90 Euro kosten.
Dahinter steckt aber weit mehr als Geldsparen. Es ist ein Appell an die Regierung, die Öffis durch Steuergelder zu finanzieren - und nicht aus privater Tasche.
So könnte die Stadt den Verkehr reduzieren, dem Klimawandel entgegenwirken und die Öffis auch Menschen mit weniger Geld zugänglich machen. Aktuell zahlt jeder für sein Ticket gleich viel - egal ob Student, Rentner oder Börsenmakler.
Ginge das auch bei uns? Der entscheidende Unterschied: In Schweden ist wiederholtes Schwarzfahren nicht strafbar, in Deutschland aber schon. "Erschleichen von Leistungen" (§ 265a STGB) kann sogar im Knast enden.
Diese Städte haben schon kostenlose oder günstige ÖPNV-Konzepte
🚍 Seit April 2020 können die Einwohner der deutschen Stadt Monheim am Rhein kostenlos den öffentlichen Nahverkehr nutzen.
🚏 In Estlands Hauptstadt Tallinn fahren die Einwohner schon seit 2013 kostenlos mit Bus und Bahn. Seit 2018 geht das sogar fast im ganzen Land. Aber nur für Einheimische - Touristen müssen zahlen.
🚇 In Wien gibt es das 365-Euro-Ticket. So viel zahlst du, um ein ganzes Jahr das öffentliche Verkehrsnetz zu nutzen - also 1 Euro pro Tag.
🚉 In Aubagne, Frankreich, cruisen schon seit 2009 kostenlose Busse durch die Stadt.
🚌 In Manchester, England, fahren 3 umweltfreundliche Elektro- und Hybrid-Busse kostenlos durch die City.
Eine Stadt ohne Autos - kannst du dir das vorstellen?
Apps, KI, Chip-Schranken: Wie moderne Technik das Schwarzfahren schwieriger macht
🏙️ Immer mehr Städte modernisieren ihre öffentlichen Verkehrsmittel. Teil davon sind elektronische Chip-Karten, auf die du per App oder am Automaten deine Fahrkarte lädst.
🛑 Die Schranke vor der U-Bahn öffnet sich also nur, wenn du elektronisch stempelst. Auch der Busfahrer lässt dich nur so vorbei - Schwarzfahren ist vielerorts unmöglich.
🤖 Erwischt - die Kontrolleure sollen durch technische Hilfsmittel noch mehr Schwarzfahrer schnappen. In Spanien zum Beispiel entwickelt ein Start-Up eine mit Kamera ausgestattete KI. Sie meldet den Kontrolleuren Personen, die sich unter der U-Bahn-Schranke hindurch schleichen.
👨💻 In Leipzig programmiert die Software Indeework individuelle Fahrpläne für Kontrolleure. So können sie sich gleichmäßig in den Verkehrsmitteln verteilen - und Schwarzfahren wird schwerer.