Hintergründe zum Nahost-Konflikt
Der Gazastreifen: Die wichtigsten Fakten
- Aktualisiert: 26.10.2023
- 08:55 Uhr
- Galileo
Der Gazastreifen ist flächenmäßig etwas kleiner als das Bundesland Bremen, hat dafür aber knapp 2 Millionen Einwohner:innen. Das dicht besiedelte Gebiet steht im Zentrum des Nahost-Konflikts. Wir beleuchten seine Geschichte und klären die wichtigsten Fakten.
Gazastreifen: Das Wichtigste in Kürze
Nach dem Angriff von Hamas-Terroristen am 7. Oktober 2023 auf Israel mit etwa 1.400 israelischen Todesopfern sowie über 200 entführten Menschen steht der Gazastreifen, aus dem die Hamas agiert, im Mittelpunkt israelischer Militär-Aktionen.
Immer wieder gab es historisch im und um den Gazastreifen militärische Konflikte mit vielen Opfern sowohl auf israelischer als auch auf palästinensischer Seite.
Die Situation für die Bewohner:innen des abgeriegelten Gazastreifens ist seit Jahren angespannt. Viele Menschen leben in Flüchtlingslagern, der gesamte Gazastreifen ist auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Verfolge die aktuellen Entwicklungen zum Krieg in Israel und dem Gazastreifen.
Gazastreifen: Die größten Städte und Lage der Grenzübergänge
Zahlen rund um Gaza
Der Gazastreifen ist ein Küstenstreifen mit 40 Kilometer Länge. Im Süden ist er bis zu 14 Kilometer breit, im Norden 6 Kilometer.
Etwa zwei Millionen Menschen leben auf 365 Quadratkilometern. Zum Vergleich: München hat eine Fläche von etwa 311 Quadratkilometern - hier leben etwa 1,47 Millionen Menschen.
Auf der Westseite liegt das Mittelmeer, im Norden und Osten grenzt Gaza an Israel, im Süden an Ägypten. Während Israel den Gazastreifen über Land und Meer blockiert, ist die Grenze zu Ägypten ebenfalls schwer gesichert.
Die größte Stadt im Gazastreifen im Norden ist Gaza - mit etwa 600.000 Bewohner:innen. Die zwei weiteren Städte Khan Yunes und Rafah haben jeweils etwa 200.000 Einwohner:innen.
Fast die Hälfte der Bewohner:innen in Gaza sind jünger als 18 Jahre.
Lage des Gazastreifens und Israels im Nahen Osten
Die Geschichte des Gazastreifens
📅 Palästina war bis zum Ersten Weltkrieg Teil des Osmanischen Reiches.
📅 Ab 1922 übernahm Großbritannien das Mandat für das Gebiet, auf dem neben Araber:innen auch immer mehr Jüdinnen und Juden wohnten. Großbritannien hatte bereits 1917 versprochen, in Palästina eine Heimat für das jüdische Volk zu schaffen.
📅 Aufgrund der politischen Verfolgung vor allem in Deutschland wanderten bis 1941 viele Jüdinnen und Juden aus Europa nach Palästina ein. Zwischen ihnen und den dort ansässigen Araber:innen kam es immer wieder zu gewalttätigen Konflikten. So wurden aus dem heutigen Gazastreifen 1929 die damals dort lebenden Jüdinnen und Juden vertrieben.
📅 Schließlich sollte Palästina laut einem Teilungsplan der Vereinten Nationen von 1947 in einen jüdischen und einen arabischen Staat aufgeteilt werden. Während die Palästinenser:innen den Teilungsplan ablehnten, rief Israel 1948 seine Unabhängigkeit aus.
📅 Am Tag nach der Unabhängigkeitserklärung griffen arabische Nachbarstaaten Israel an - diesen Krieg konnte Israel für sich entscheiden. Im Waffenstillstand mit Ägypten wurde vereinbart, dass Ägypten den Gazastreifen kontrollieren sollte.
📅 Im Sechs-Tage-Krieg gegen Ägypten 1967 - den Israel aufgrund eines befürchteten Angriffs der ägyptischen Armee begann - besetzte Israel unter anderem den Gazastreifen. Das änderte sich auch mit dem Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel nicht.
📅 Im Zuge des Osloer Friedensabkommens wurden im Jahr 1993 der größte Teil des Gazastreifens und Teile des Westjordanlandes als palästinensische Autonomiegebiete festgelegt. Sie wurden von der palästinensischen Autonomiebehörde verwaltet.
📅 Während im Westjordanland immer noch neue illegale israelische Siedlungen entstehen, ist die israelische Armee seit 2005 nicht mehr im Gazastreifen präsent. Auch jüdische Siedlungen im Gazastreifen wurden damals geräumt. Unterschiedlich ist auch die Verwaltung: Im Westjordanland ist die gemäßigte Fatah aktiv, im Gazastreifen die radikalislamische Hamas.
Wer regiert im Gazastreifen?
Die Hamas konnte die Wahlen 2006 in den palästinensischen Gebieten gegen die Fatah für sich entscheiden. Nach einem Konflikt mit der Fatah drängte die Hamas diese aus dem Gazastreifen und regiert seitdem ohne neue Wahlen allein in Gaza.
Das Ziel der Hamas ist es, den Staat Israel zu vernichten und im gesamten Palästina einen eigenen islamischen Staat zu errichten.
Teile der Hamas-Führung regieren allerdings nicht aus dem Gazastreifen heraus, sondern halten sich im Ausland auf. Die Hamas selbst ist in einen politischen und einen militärischen Arm unterteilt.
Der Iran, der Israel zu seinem Erzfeind erklärt hat und es nicht als eigenen Staat anerkennt, unterstützt die Hamas westlichen Geheimdiensten zufolge unter anderem mit militärischer Ausrüstung. Auch aus Katar fließt finanzielle Hilfe an die Hamas.
Der Gazastreifen ist Teil des Staates Palästina, der 1988 von der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) ausgerufen wurde. Dazu zählen auch das Westjordanland sowie Ost-Jerusalem. Der Staat Palästina wird zwar von einigen Ländern international anerkannt – die USA, Deutschland sowie zahlreiche andere westliche Staaten lehnten die Anerkennung allerdings ab.
Wie ist die Lage der Menschen im Gazastreifen
Der Gazastreifen ist von seinen angrenzenden Nachbarn Israel und Ägypten durch massive Grenzbefestigungen inklusive teilweise acht Meter hohen Mauern abgeschnitten. Die Menschen, größtenteils muslimischen Glaubens, im Gazastreifen sind auf humanitäre Hilfslieferungen von außen angewiesen. Dazu zählen unter anderem Nahrungsmittel und Treibstoff.
Die Ausreise aus dem abgeriegelten und sehr dicht besiedelten Gazastreifen wird streng kontrolliert. Viele Menschen im Gazastreifen leben in Flüchtlingslagern.
Kommt es im Gazastreifen zu militärischen Konflikten zwischen der israelischen Armee und der Hamas, ist es für die Menschen aufgrund der begrenzten Fläche und der abgeriegelten Grenze sehr schwierig, den Kampfhandlungen auszuweichen.