Gasspeicher in Deutschland: Bringen sie uns durch den Winter?
- Veröffentlicht: 04.01.2023
- 17:45 Uhr
- Galileo
Gasspeicher sollen Deutschland nach dem Ende der russischen Gasimporte durch den Winter bringen. Wie funktionieren sie? Und wie viel Gas können sie fassen? Im Clip: Galileo hat sich im Oktober 2022 angeschaut, was Deutschland zur Bekämpfung der Gaskrise tut.
Das Wichtigste in Kürze
Deutschland bekommt kein Gas mehr aus Russland. Lange Zeit bezog Deutschland den großen Teil seiner Gasimporte aus dem Land.
Inzwischen importiert Deutschland Gas vor allem aus Norwegen, Belgien und den Niederlanden - erreicht dabei aber nicht die Mengen, wie sie Russland geliefert hatte.
Neben den LNG-Terminals sollen vor allem die Gasspeicher eine ausreichende Gasversorgung sicherstellen.
Zwar lag der Speicherstand Anfang Dezember bei 97 Prozent. Allerdings zeigte die Kältephase Mitte Dezember, dass der Speicherstand spürbar sank. Vor dem Winter wurde immer wieder davor gewarnt, dass Deutschland im schlimmsten Fall in eine Gas-Mangellage drohe.
Poren- vs. Kavernenspeicher: Diese Gasspeicher gibt es
Es gibt in Deutschland zwei Arten von Gasspeichern: Kavernenspeicher und Porenspeicher.
- Kavernenspeicher sind große Hohlräume in Salzstöcken tief unter der Erdoberfläche, entstanden durch Bergbau.
- Als Porenspeicher werden natürliche Gasspeicher bezeichnet. Sie bestehen aus einem schwamm-artigen Gestein, in dem in der Vergangenheit natürlich Erdgas gespeichert worden war.
Beide Gasspeicher-Arten befinden sich mehrere hundert Meter bis zu 2.000 Meter tief in der Erdoberfläche.
Die Karte zeigt, wo die Gasspeicher in Deutschland liegen
Wie viel Gas kann in den Speichern gelagert werden?
Der größte deutsche Erdgasspeicher im niedersächsischen Rehden fasst etwa 3,9 Milliarden Kubikmeter Gas. Bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von Gas in Höhe von etwa 20.000 kWh könnten damit ungefähr 195.000 Haushalte ein Jahr lang versorgt werden.
Insgesamt verfügt Deutschland über Gasspeicher-Kapazitäten in Höhe von 23 Milliarden Kubikmeter.
Wie kommt das Gas in die Speicher - und wie wird es entnommen?
⬇️ Das Erdgas kommt über eine Fernleitung zur Speicherstation. Dort wird es aufbereitet und mit hohem Druck über Leitungen in die Erde gedrückt.
💶 Die Gasspeicher werden von Unternehmen betrieben, die den Platz im Gasspeicher an Gashändler vermieten.
⬆️ Wird das Gas benötigt, kann es über die Rohrleitungen und die Speicherstation wieder dem Speicher entnommen und in das Gasnetz gepumpt werden.
🔍 Gasspeicher gelten durch ihre Lage unter der Erde als sicher. Die Speicheranlagen an der Erdoberfläche zählen zur kritischen Infrastruktur und werden besonders geschützt.
Wie funktioniert ein Gasspeicher?
So versucht Deutschland, dem Gasmangel entgegenzuwirken
In den letzten Jahren war Deutschland beim Gasimport von keinem Land so abhängig wie von Russland. So kamen 2020 etwa 55 Prozent des importierten Gases aus Russland.
Mit vollen Speichern und gleichzeitiger Erhöhung der Importe von anderen Energielieferanten soll das Gasdefizit zumindest eingegrenzt werden.
Flüssiggas-Terminals wie in Wilhelmshaven sollen in Zukunft Flüssiggas nach Deutschland bringen und so Gasimporte über Pipelines aus Russland ersetzen.
Eine wichtige Rolle als Ersatz für Gas aus Russland könnte in Zukunft Wasserstoff spielen. Der Vorteil: Die vorhandenen unterirdischen Gasspeicher könnten auch für den erneuerbaren Wasserstoff genutzt werden.
Wie du mithelfen kannst, die Gasziele zu erreichen
📊 Sollte deine Heizung über Gas betrieben werden, kannst du mit sparsamem Heizen im Winter sowohl Geld sparen als auch weniger Gas verbrauchen.
🔌 Gas wird teilweise in Gaskraftwerken auch für die Stromerzeugung genutzt. Damit kann auch ein reduzierter Stromverbrauch den Gasverbrauch senken.
📉 Laut Bundesnetzagentur müssten zwischen 15 und 20 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren beim Gasverbrauch gespart werden - dann kommt Deutschland mit dem eingespeicherten Gas, den neu eingerichteten LNG-Terminals sowie den laufenden Importen durch den Winter.
☃️ Expert:innen warnen schon jetzt vor einer möglichen Gas-Mangellage im Winter 2023/24. Denn im Frühjahr 2022 kam noch Gas aus Russland - das fällt 2023 weg. Damit muss noch mehr Gas ersetzt werden als bereits vor dem Winter 2022/23.
📈 Wichtig für den Winter 2023/24: Je mehr Gas am Ende des Winters 2022/23 noch in den Gasspeichern ist, desto besser ist Deutschland schon für den kommenden Winter gerüstet.
FAQs
Die Bundesnetzagentur erwartet, dass volle Gasspeicher den kompletten Gasverbrauch in Deutschland für zwei winterlich kalte Monate decken können. Deutschland bezieht aber gleichzeitig Gas unter anderem aus Norwegen sowie über die neuen Flüssiggas-Terminals.
Bei einem Gasspeicher wird in einer Speicherstation das über eine Pipeline angelieferte Gas aufbereitet und unter hohen Druck in den unterirdischen Gasspeichern gepresst. Über die gleichen Rohrleitungen kann es auch wieder entnommen werden, wenn es benötigt wird.
Wie voll die Gasspeicher in Deutschland aktuell sind, hängt vor allem davon ab, wie mild der Winter in Deutschland wird. Im Dezember zeigte sich: In der Dauerfrostphase sank der Stand in den Gasspeichern, während der wärmeren Temperaturen konnte wieder Gas eingelagert werden. Den aktuellen Stand findest du auf dieser Seite der Bundesnetzagentur.