Deonyme im Deutschen: Warum das Wort "Tempo" für alle Taschentücher steht
- Veröffentlicht: 10.05.2022
- 08:45 Uhr
- Heike Predikant
"Tempo", "Tesa", "Uhu" sind Deonyme, also Markennamen, die wir auch als Produkt-Bezeichnungen verwenden. Warum das so ist, erfährst du hier. Außerdem verraten wir dir, welche Begriffe von Orten oder Personen abgeleitet sind - und welche Tiere nach Promis benannt wurden.
Das Wichtigste zum Thema Deonyme
Deonyme sind Bezeichnungen, die durch Ableitungen von Eigennamen entstanden sind. Das können unter anderem Namen von Produkten, Orten oder Personen sein.
Je ein Beispiel: "Tempo" steht für Taschentuch, ein Pils wird nach der Brauart der Stadt Pilsen gebraut und die Röntgenstrahlen entdeckte der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen.
Deonymische Verben gibt’s ebenfalls. Wenn wir "googeln", suchen oder recherchieren wir im Internet, wenn wir "merkeln", bleiben wir untätig und machen keine konkreten Angaben.
Markennamen, die sich verselbständigt haben
Deonyme im Deutschen: Warum das Wort "Tempo" für alle Taschentücher steht
3 städtische Leckereien aus Deutschland
- Berliner: Das kugelige Gebäck mit Marmeladen-Füllung bereitete 1756 ein Berliner Bäcker zu, der als Kanonier unter Friedrich dem Großen dienen wollte.
- Frankfurter: Der Name "Frankfurter Würstchen" darf in Deutschland seit 1929 nur für Würstchen verwendet werden, die aus dem Raum Frankfurt kommen.
- Limburger: Der Käse mit Rotschmiere-Rinde wurde bereits im 13. Jahrhundert von Mönchen in den Klöstern des damaligen Herzogtums Limburg hergestellt.
Deonyme aus Personennamen
- Axel (Sprung im Eiskunstlauf) - den zeigte der norwegische Eiskunstläufer Axel Paulsen erstmals 1882
- Diesel (Kraftstoff) - bezieht sich auf Rudolf Diesel und seinen Dieselmotor, für den der deutsche Ingenieur 1893 das Patent erhielt
- Erlenmeyerkolben (gläsernes Labor-Gefäß zum Mischen von Flüssigkeiten) - eine Entwicklung des deutschen Chemikers Emil Erlenmeyer aus dem Jahr 1860
- Litfaßsäule (Säule, an die Plakate angebracht werden) - wurde vom Berliner Druckerei-Besitzer Ernst Litfaß erfunden, die Erlaubnis zum Aufstellen bekam er 1854
- Newton (Einheit für die Stärke einer Kraft) - geht auf den Engländer Isaac Newton zurück, der im 17. Jahrhundert mit den 3 Newtonschen Gesetzen die Grundlagen der klassischen Mechanik schuf
- Semperoper (Opernhaus in Dresden) - entwarf der deutsche Architekt Gottfried Semper, gebaut wurde dann von 1838 bis 1841
Wau! Tier-Arten, die nach Promis benannt sind
Die Benennung von Tier-Arten nach bedeutenden Personen ist in der Biologie durchaus üblich. Damit wurden früher vor allem Forscher:innen geehrt. Die Darwinfinken beispielsweise haben namentlich mit Charles Darwin zu tun: Bei einem Aufenthalt auf den Galápagos-Inseln im Jahr 1835 entdeckte der Naturwissenschaftler die Vögel, die wesentlich zur Begründung seiner Evolutionstheorie beitrugen.
Heute bekommen neue Arten manchmal auch die Namen von Schauspieler:innen, Musiker:innen oder Politiker:innen. Oft deswegen, weil die Tiere ein spezielles Merkmal haben, das an einen bestimmten Promi erinnert. Es kann aber auch eine andere Gemeinsamkeit sein. Oder der prominente Name wird genutzt, um Aufmerksamkeit zu gewinnen, insbesondere wenn es um gefährdete Arten und bedrohte Lebensräume geht.
Auszug aus dem Namenregister der tierischen Stars
- Agra schwarzeneggeri: Ein Laufkäfer, der stark ausgebildete Gliedmaßen aufweist - ähnlich wie der Muskelmann Arnold Schwarzenegger.
- Campsicnemius charliechaplini: Die Langbeinfliege bewegt ihre Hinterbeine so, dass man sich an die Gangart des einstigen Komikers und Schauspielers Charlie Chaplin erinnert fühlt.
- Jaggermeryx neida: Ausgestorbenes Sumpfschwein mit dicken Lippen. Wegen dieser Auffälligkeit kam vor allem einer als Namensgeber infrage: Mick Jagger, der Sänger der „Rolling Stones".
- Leporinus enyae: Der Fsch stammt aus dem südamerikanischen Fluss Orinoco. Und weil die Sängerin Enya mit "Orinoco Flow" einen Hit hatte, ist der Knochenfisch nach ihr benannt.
- Nelloptodes gretae: Die Zwergkäfer-Art wurde 2019 von Michael Darby beschrieben. Die Fühler des winzigen Käfers ließen den Forscher an die Zöpfe der Klima-Aktivistin Greta Thunberg denken.