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Deutschland wird älter: Diese Folgen hat der demografische Wandel

  • Veröffentlicht: 04.04.2023
  • 13:20 Uhr
  • Galileo

Die Bevölkerung in Deutschland ist überdurchschnittlich alt. Und: Es werden zu wenig Kinder geboren. Dieser demografische Wandel, der die Alterung der Gesellschaft beschreibt, könnte in Zukunft ein Problem werden. Warum: Das erfährst du hier. Im Clip: Alles über das Altern.

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Das Wichtigste zum Thema Demografischer Wandel

  • Der Begriff "Demografie" leitet sich von den griechischen Ausdrücken "demos" (= Volk) und "graphein" (= schreiben) ab.

  • Unter Demografie wird folglich die (wissenschaftliche) Volksbeschreibung verstanden. Es geht darum, vor allem die Bevölkerungsgröße, Geburtenraten, Altersstruktur sowie Zu- und Abwanderung zu erfassen.

  • Solche Daten sind eine unverzichtbare Grundlage für politische Entscheidungen der Zukunft, zum Beispiel hinsichtlich des Baus von Wohnungen und Schulen sowie der Rente.

  • In Deutschland wird der demografische Wandel seit einiger Zeit vorwiegend mit der Alterung der Gesellschaft in Verbindung gebracht.

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Demografischer Wandel in Deutschland

Der Begriff "demografischer Wandel" umfasst die Entwicklung der Bevölkerung eines Landes insbesondere hinsichtlich der Anzahl an Einwohner:innen, deren Alter und Herkunft sowie der Frage, ob und wie viele Kinder geboren werden.

Zu den zentralen Faktoren bei der Volksbeschreibung zählen dementsprechend die Bevölkerungsgröße, die Verteilung in Altersklassen, die Geburten-Quote sowie der Bereich der Migration.

Die daraus resultierenden Gegebenheiten bilden die Basis für langfristige politische Beschlüsse. Für Deutschland ist - grob zusammengefasst - kennzeichnend, dass die Gesellschaft zum einen immer älter und zum anderen durch beständige Zuwanderung zugleich vielfältiger wird.

Prognosen zum demografischen Wandel sind jedoch lediglich Schätzungen. Wie sich die Bevölkerungszusammensetzung tatsächlich entwickelt, hängt unter anderem von kaum vorhersehbaren Einflüssen wie Konflikten, Krisen und Kriegen ab. Je weiter der geschätzte Zeitpunkt in der Zukunft liegt, desto komplizierter wird eine Vorausschau.

Bevölkerungsgröße in Deutschland

Die Zahl der Menschen, die in Deutschland leben, nimmt - von kurzen Phasen des leichten Rückgangs abgesehen - in den letzten Jahrzehnten stetig zu.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lag die Zahl der Einwohner:innen im früheren Bundesgebiet Deutschlands im Jahr 1950 noch bei rund 50,9 Millionen Menschen. Im Jahr 1990 nach der Wiedervereinigung betrug dieser Wert 79,7 Millionen. Ende des Jahres 2022 lebten rund 84,3 Millionen Menschen in Deutschland - mehr als je zuvor.

Schätzungen zufolge wird die Bevölkerungszahl Deutschlands abhängig von den Geburten, der Lebenserwartung sowie der Zu-/Abwanderung im Jahr 2070 zwischen ungefähr 70 und 90 Millionen Menschen liegen.

Seit 1950 ist die Zahl der Einwohner:innen Deutschlands rasant gestiegen.
Seit 1950 ist die Zahl der Einwohner:innen Deutschlands rasant gestiegen.© Galileo
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Geburtenziffer in Deutschland

Nie in der Nachkriegszeit wurden in Deutschland mehr Kinder geboren als in der Mitte der 60er-Jahre ("Baby-Boom"). Folglich erreichte die sogenannte Geburtenziffer in den Jahren 1964 und 1966 mit 2,54 Kindern pro Frau im früheren Bundesgebiet ihren Höchstwert.

Zur Erklärung: Die Geburtenziffer ist eine Art Schätzwert. Sie gibt die durchschnittliche Zahl von Kindern an, die eine Frau bei gleichbleibenden Lebensumständen im Laufe ihres Lebens bekommen würde.

Durch die Verbreitung der Anti-Baby-Pille in den 70er-Jahren ist eine selbstbestimmtere Familienplanung möglich. Seitdem gibt es weniger Geburten pro Frau.

Im Jahr 1994 sank die Geburtenziffer auf den Tiefstand von 1,24 im wiedervereinigten Deutschland. Zuletzt betrug der Wert 1,58 Kinder pro Frau. Damit liegt Deutschland leicht über dem Durchschnittswert in der Europäischen Union (EU) von 1,50.

Im Vergleich zu 1950 werden heutzutage in Deutschland deutlich weniger Kinder geboren. Die Quote stieg in den letzten Jahren jedoch wieder etwas.
Im Vergleich zu 1950 werden heutzutage in Deutschland deutlich weniger Kinder geboren. Die Quote stieg in den letzten Jahren jedoch wieder etwas.© Galileo

Demografischer Wandel: Altersstruktur in Deutschland

Vor allem dank medizinischen Fortschritts erwartet Neugeborene in Deutschland ein immer längeres Leben. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung mehr als verdoppelt. Seit jeher werden Frauen im Mittel älter als Männer.

Laut der ersten Berechnung für die Zeit zwischen 1871 und 1881 konnten damals geborene Jungen und Mädchen wegen der hohen Kindersterblichkeit von gerade einmal 35,6 beziehungsweise 38,5 Lebensjahren ausgehen. Nach der jüngsten Kalkulation können neugeborene Jungen auf 78,5 und Mädchen auf 83,4 Lebensjahre hoffen.

Im Durchschnitt erwartet Menschen, die in Deutschland geboren wurden, ein zunehmend längeres Leben.
Im Durchschnitt erwartet Menschen, die in Deutschland geboren wurden, ein zunehmend längeres Leben.© Galileo
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Ungleichgewicht bei den Altersgruppen

Aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung und der starken Geburtenjahrgänge in den 60er-Jahren bilden die "Baby-Boomer" die größte Altersgruppe. Diese Gruppe wird in den nächsten Jahrzehnten mit dem Arbeiten aufhören und in einen zu erwartend langen Ruhestand wechseln.

Gleichzeitig wird die Gruppe der Erwerbstätigen im Vergleich dazu voraussichtlich schrumpfen. Dies führt insbesondere zu Herausforderungen bei der Finanzierung der Rente.

Regionale Abweichungen bei den Altersklassen

Was die Verteilung der Altersgruppen betrifft, herrschen bereits jetzt teils deutliche Unterschiede, wie eine interaktive Karte des Statistischen Bundesamts zeigt.

Zum Beispiel leben aktuell im Süden und Westen Deutschlands deutlich mehr Menschen unter 18 Jahren als andernorts. Demgegenüber ist im Osten des Landes fast zehn Prozent der Bevölkerung 80 Jahre oder älter.

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Zu- und Abwanderung in Deutschland

Derzeit verfügen rund 27 Prozent der Bevölkerung in Deutschland über Migrationsgeschichte. Auffällig ist dabei das Verhältnis je nach Altersklasse: So verfügen rund 40 Prozent der Unter-15-Jährigen über Migrationsgeschichte, jedoch nur rund 13 Prozent der Menschen über 65 Jahre.

Zur Einordnung: Statistisch zählt eine Person als Mensch mit Migrationsgeschichte, wenn sie oder ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde. Einige Fachleute kritisieren diese Einordnung als ungenau und potenziell diskriminierend.

Deutschland hat eine lange Geschichte als Einwanderungsland. Seit Jahrzehnten kommen in der Regel wesentlich mehr Menschen nach Deutschland, als dass Menschen abwandern. Zwischen den 1950er und 1970er Jahren etwa kamen Millionen sogenannter Gastarbeiter:innen, insbesondere aus der Türkei, nach Deutschland.

Im Jahr 2012 wanderten viele Menschen aus Spanien, Griechenland und Italien ein. Im Jahr 2015 gab es eine hohe Zahl an schutzsuchenden Menschen unter anderem aus Syrien. Durch Russlands Krieg gegen die Ukraine flüchteten 2022 wiederum viele Menschen, auch nach Deutschland.

Deutschland ist ein Einwanderungsland. In den letzten Jahrzehnten kamen in der Regel deutlich mehr Menschen nach Deutschland, als dass Menschen abwanderten.
Deutschland ist ein Einwanderungsland. In den letzten Jahrzehnten kamen in der Regel deutlich mehr Menschen nach Deutschland, als dass Menschen abwanderten.© Galileo

Demografischer Wandel: Was ist der Plan für Deutschland?

🇩🇪 Die Bundesregierung verfolgt die Demografiestrategie mit dem Titel "Jedes Alter zählt", die seit 2012 besteht und seitdem weiterentwickelt worden ist.

🤔 Zu den strategischen Zielen dieses Plans zählen vor allem die Sicherung des Sozialsystems (Rente, Krankenversicherung etc.), das Anwerben von Fachkräften, der Einsatz für eine jugendgerechte und inklusive Gesellschaft sowie die Förderung von sowohl städtischen als auch ländlichen Regionen (Infrastruktur, Bildung etc.).

🤝 Eine wichtige Rolle für diese Ziele wird - wie schon zuletzt - voraussichtlich weiterhin die Zuwanderung von Menschen, insbesondere von fachlich qualifizierten Arbeitskräften, einnehmen.

🧑 Zum Beispiel sind die Menschen, die nach Deutschland kommen, im Durchschnitt über zehn Jahre jünger als die hiesige Bevölkerung. Das kann die Alterung der Gesellschaft zwar nicht umkehren, aber zumindest abbremsen.

😌 Letztendlich lässt sich die Veränderung der Bevölkerungszusammensetzung jedoch nicht starr vorschreiben. Schließlich ist sie - zum Glück - das Ergebnis der freien Entscheidungen zur Lebensgestaltung jedes einzelnen Menschen.

Häufige Fragen zu demografischer Wandel

Willst du noch mehr zum Thema Demografischer Wandel erfahren?

Demografie-Portal des Bundes und der Länder

Bundeszentrale für politische Bildung (bpb): Demografischer Wandel

Statistisches Bundesamt: Demografischer Wandel

Robert Koch Institut (RKI): Demografischer Wandel

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