Bioprinting: Kommen deine Chicken Nuggets bald aus dem 3D-Drucker?
- Veröffentlicht: 24.08.2020
- 12:30 Uhr
- Galileo
Die Fast-Food-Kette KFC experimentiert bereits mit Bioprinting: Ab Herbst können sich Moskauer einen Eimer Chicken Nuggets drucken lassen. Wie funktioniert das? Und kann das helfen, den Klimawandel einzudämmen?
Das Wichtigste zum Thema Bioprinting
Wie viel Fleisch isst du im Jahr? Im Schnitt liegt der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland bei knapp 60 Kilogramm. Am beliebtesten ist Schweinefleisch.
Problem: Die massenhafte Herstellung ist klimaschädlich. Trauriger Spitzenreiter ist Rindfleisch: Bis ein Kilo Rind auf dem Teller landet, hat es in der Herstellung bis zu 13 Kilo CO2 produziert. Zum Vergleich: 30 Kilo Kartoffeln haben die gleiche CO2-Bilanz.
Auch deswegen arbeiten viele Unternehmen daran, künstliches Fleisch herzustellen: mit einem 3D-Drucker.
Das Verfahren, bei dem organische Stoffe "gedruckt" werden, heißt Bioprinting. Wie das genau funktioniert, erfährst du auf dieser Seite.
Chicken Nuggets aus dem Drucker: das KFC-Experiment
Ab Herbst will KFC in Moskau Chicken Nuggets aus dem 3D-Drucker anbieten.
Dafür arbeitet die US-Fast Food-Kette mit dem Forscherteam "3D Bioprinting Solutions" zusammen. Ziel: den Verbrauch von Energie (um die Hälfte), Wasser (um das 25-Fache) und Fläche (um das 100-Fache) deutlich zu senken.
Wie die Nuggets schmecken, weiß man noch nicht. Nur, dass auch Geschmacks-Experten an der Entwicklung beteiligt sind.
Fleisch aus dem 3D-Drucker: So funktioniert Bioprinting
🖨 Wie beim "normalen" 3D-Drucker schichtet man beim Bioprinting das Material in der gewünschten Form übereinander.
✍ Kleiner Unterschied: Hier wird kein Kunststoff verwendet.
🐥 Das Material besteht teils aus Tierzellen, bei Chicken Nuggets sind das Zellen aus Hühnern, …
🌿 … aber auch aus pflanzlichen Stoffen. Jetzt noch die perfekte Mischung - und fertig ist das künstliche Fleisch aus dem Drucker.
🧂 Richtig gewürzt soll es auch geschmacklich kaum von echtem Fleisch zu unterscheiden sein.
Künstliches Fleisch: eine Chance für Tier und Klima
Fleisch aus dem 3D-Drucker hat viele Vorteile. So müssten Tiere nicht mehr in Massenkäfigen gehalten und in Schlachthöfen industriell "verarbeitet" werden. Das Tierleid würde also erheblich sinken.
Forscher versprechen sich davon aber auch positive Effekte auf den Klimawandel. Denn die Massentierhaltung verbraucht viel Platz - zum Beispiel durch neue Weideflächen, wo zuvor noch Regenwald stand. Auch der hohe CO2-Ausstoß bei der Aufzucht ist ein Problem.
Wenn sich alle Deutschen vegetarisch ernähren, würde der jährliche CO2-Ausstoß um etwa 37 Millionen Tonnen sinken. Zum Vergleich: Deutsche Inlandsflüge haben 2019 etwa 2 Millionen Tonnen CO2 verursacht.
Wie Bioprinting auch die Medizin verändern könnte
Im September 2019 verkündete das US-Unternehmen "BioLife 4D": "Wir haben ein menschliches Herz gedruckt." Tatsächlich hatte das Herz aus dem Drucker die gleiche Struktur wie ein natürliches. Das Print-Verfahren war dabei ähnlich wie das bei den Chicken Nuggets.
Allerdings ist die Forschung bei menschlichen Organen noch nicht so weit wie beim Fast Food. Denn das gedruckte Herz ist (noch) zu klein. Aber eines Tages könnten Kranke nicht mehr auf eine Organspende angewiesen sein.