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Lebenskünstler

Bärtierchen: Sind sie wirklich unsterblich?

  • Aktualisiert: 21.05.2024
  • 18:23 Uhr
  • Galileo

Bärtierchen sind echte Wunderwesen: Die winzigen Organismen sehen unter dem Mikroskop nicht nur putzig aus, sondern können unter den widrigsten Bedingungen überleben - selbst im Weltall! Erfahre mehr über die unzerstörbaren Winzlinge.

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Das Wichtigste zum Thema Bärtierchen

  • Bärtierchen sind echte Überlebenskünstler: Durch die sogenannte Kryptobiose, einen todesähnlichen Zustand, können sie extreme Umgebungen für eine lange Zeit überstehen.

  • Sogar das Weltall ist für sie erwiesenermaßen kein Problem. Vermutlich sorgt ihr besonderes Erbgut für enorme Widerstandskraft gegen Strahlung und Wetter.

  • Ihren Namen haben die Wesen von ihrer tapsigen Gangart, die an Bären erinnert. Auch ihre wissenschaftliche Bezeichnung "Tardigrada" ist daran angelehnt: Sie setzt sich aus den lateinischen Wörtern "tardus" ("langsam") und "gradus" ("Schritt") zusammen.

Was sind Bärtierchen und wo leben sie?

Bärtierchen stechen aus den faszinierenden Geschöpfen der Natur heraus. Die "Tardigraden", lose übersetzt "langsame Schritte-Macher", sind Organismen, die zwischen 500 und 1.500 Mikrometer groß sein können. Das ist circa nur 1/5 einer durchschnittlichen Schneeflocke.

Bärtierchen sind geformt wie eine kleine Tonne und haben acht Stummelbeine mit einziehbaren Klauen. Markant ist auch die röhrenförmige Mund-Öffnung. Diese ist rundherum mit sogenannten Stiletten (kleine Nadeln) besetzt, mit denen die Tierchen ihre Nahrung aufstechen und aussaugen.

Dabei sind die kleinen Wesen nicht wählerisch, denn sie sind Omnivoren (Allesfresser): Sie ernähren sich sowohl von Pflanzenzellen als auch von anderen Lebewesen wie Fadenwürmer oder Rädertierchen.

Die achtbeinigen Tiere leben weltweit in Meeren, Mooren, Süßgewässern und anderen feuchten Gebieten - einige Arten leben sogar in Moos oder Waldböden.

So sieht ein Bärtierchen im 3D-Modell aus. Die Mikro-Organismen sind zu klein, um sie mit bloßem Auge erkennen zu können.
So sieht ein Bärtierchen im 3D-Modell aus. Die Mikro-Organismen sind zu klein, um sie mit bloßem Auge erkennen zu können.© Getty Images
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Was ist das Besondere an Bärtierchen?

Besonders macht sie ihre Robustheit. So können sie laut National Geographic bis zu 30 Jahre lang ohne Wasser und Nahrung überleben.

Selbst extreme Wetter-Schwankungen, radioaktive oder UV-Strahlung und das Vakuum des Weltalls können den wirbellosen Bärtierchen kaum etwas anhaben. Im Laufe der Erdgeschichte überlebten die Tiere Asteroiden-Einschläge, Vulkan-Ausbrüche und weitere Natur-Katastrophen.

Der Forscher Rafael Alves Batista von der Oxford Universität erklärt: "Bärtierchen sind die unzerstörbarsten Organismen, die wir auf der Erde haben."

Die größte Superkraft der Bärtierchen ist wohl die Kryptobiose - eine Art Schockstarre, bei der das Wasser im Inneren des Organismus zu Protein verwandelt wird. Das lässt die Tiere austrocknen und so lange in dem Zustand verweilen, bis die äußerlichen Umstände ihr Fortleben wieder zulassen.

Dieses Mikroskop-Bild zeigt ein Bärtierchen in der Kryptobiose. Dieser todesähnliche Zustand erlaubt es den Wesen, sogar im Weltall zu überleben.
Dieses Mikroskop-Bild zeigt ein Bärtierchen in der Kryptobiose. Dieser todesähnliche Zustand erlaubt es den Wesen, sogar im Weltall zu überleben.© picture-alliance/ dpa | Ralph O. Schill

Bärtierchen hautnah: Die interessantesten Bilder

Bärtierchen hautnah: Die interessantesten Bilder

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Ein illustriertes Bärtierchen schwimmt durchs Wasser.
© Getty Images

Ein illustriertes Bärtierchen schwimmt durchs Wasser.

Eine ganz nahe Aufnahme von einem Bärtierchen unter dem Mikroskop.
© IMAGO / ZUMA Wire

Eine ganz nahe Aufnahme von einem Bärtierchen unter dem Mikroskop.

Eine Illustration vom Gesicht eines Bärtierchens.
© IMAGO / ZUMA Wire

Eine Illustration vom Gesicht eines Bärtierchens.

Ein Bärtierchen unter dem Mikroskop.
© picture alliance / blickwinkel/F. Fox | F. Fox

Ein Bärtierchen unter dem Mikroskop.

Bärtierchen in ihrer wahren Größe in einer Petrischale vor der biologischen Untersuchung.
© picture alliance / dpa | Waltraud Grubitzsch

Bärtierchen in ihrer wahren Größe in einer Petrischale vor der biologischen Untersuchung.

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Die faszinierendsten Fakten über Bärtierchen

😴 Wenn ein Bärtierchen in den Zustand der Kryptobiose verfällt, kann es extrem niedrige sowie hohe Temperaturen und sogar Radioaktivität aushalten. Dabei reduzieren sich sein Sauerstoff-Verbrauch und die körperliche Aktivität auf ein kaum messbares Minimum.

🐻 Ihren Namen haben sie von ihrem langsamen, tapsigen Gang, der unter dem Mikroskop beobachtet werden kann. Da sie zusätzlich noch etwas pummelig aussehen, liegt der Vergleich mit einem Bären nicht fern.

🌑 Bei einer gescheiterten privaten israelischen Mond-Mission namens Beresheet im Jahre 2019 wurden Bärtierchen auf dem Mond freigesetzt. Die Raumsonde krachte auf die Mond-Oberfläche - was mit den tierischen Passagieren passierte, ist nicht bekannt. Aufgrund ihrer Robustheit könnten sie aber auf dem Mond im gefriergetrockneten Zustand überleben und theoretisch durch Wärme wieder aufgeweckt werden.

🌞 Ein 2020 entdecktes Bärtierchen namens Paramacrobiotus widersteht stärkster UV-Strahlung, indem es diese in blaues Licht umwandelt. Je brauner ein Bärtierchen ist, desto besser können die in ihrem Körper enthaltenen Farbstoffe die Strahlung entschärfen.

👽 Ein Grund für die Robustheit der Bärtierchen könnte die sogenannte Alien-DNA sein. Diese hat nichts mit Außerirdischen zu tun, sondern bezeichnet die Verschiedenheit ihres Erbguts. Laut einer Studie stammt jedes sechste Gen eines Bärtierchens von anderen Bakterien oder Pflanzen. Solch eine außergewöhnliche Mischung würde für enorme Stabilität sorgen. Dabei würde die DNA nicht von Generation zu Generation vererbt werden, sondern zwischen verschiedenen Arten. Eine andere Studie bezweifelt jedoch das Ergebnis und vermeldet nur maximal zwei bis drei Prozent fremde DNA bei Bärtierchen.

Sind Bärtierchen wirklich unsterblich?

Auch wenn Bärtierchen theoretisch ewig leben können, besitzen sie trotzdem einen Schwachpunkt: Hitze. Wenn die Kreaturen über längere Zeit extremer Hitze und Trockenheit ausgesetzt sind, schwinden ihre Überlebens-Chancen.

Um normal leben zu können, müssen die Tiere ständig von einem Wasserfilm bedeckt sein - deshalb werden sie manchmal auch Wasserbären genannt.

Bärtierchen brauchen mindestens einen dünnen Wasserfilm, um überleben zu können.
Bärtierchen brauchen mindestens einen dünnen Wasserfilm, um überleben zu können.© ProSieben

Je länger sie also ununterbrochen Temperaturen von über 37 Grad Celsius ohne jegliches Wasser ausgesetzt sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sterben.

Komplett ohne den kryptobiotischen Zustand hat ein Bärtierchen allerdings gerade mal eine maximale Lebensdauer von zwei Jahren. Nur durch den Wechsel aus todesähnlichem Schlaf und Wiederauferweckung kann sich ihr Leben bei optimalen Bedingungen fast bis ins Unendliche verlängern.

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