Aufs Bauchgefühl hören: Darum trendet jetzt "intuitiv essen"
- Veröffentlicht: 07.03.2020
- 13:30 Uhr
- Chris Tomas
Ob Low Carb oder Clean Eating: Gerade jagt ein Ernährungstrend den nächsten. Warum du dir den neuesten Hype, "intuitiv essen", trotzdem anschauen solltest.
Das Wichtigste zum Thema intuitiv essen
Beim intuitiven Essen geht es nicht darum, strengen Regeln zu folgen oder Kalorien zu zählen. Du darfst jederzeit alles essen, worauf du Lust hast - selbst Süßigkeiten.
Befürworter von intuitivem Essen glauben, dass dein Körper ohnehin weiß, was er braucht, und die entsprechenden Signale sendet. Die Idee: Wer auf sein Bauchgefühl hört, ernährt sich automatisch richtig.
Intuitives Essen ist ein Gegenentwurf zu skurrilen Ernährungstrends und Diätwahn. Die Idee kam schon in den 1980er Jahren auf, geriet dann aber in Vergessenheit. Jetzt erlebt sie ein Comeback.
Studien zeigen: Menschen, die intuitiv essen, sind seltener von Essstörungen betroffen. Es gibt zudem Hinweise darauf, dass intuitives Essen Fettleibigkeit besser entgegenwirkt als Diäten.
Achtsamkeit statt Verbote: So funktioniert intuitives Essen
😋 Wichtig ist, auf die Zeichen des Körpers zu achten. Das bedeutet: Iss, wenn du Hunger hast, und zwar das, worauf du Lust hast. Genieß das Essen und hör auf, wenn du satt bist.
📞 Iss nicht aus Gewohnheit oder weil du gestresst oder frustriert bist. Überleg dir für solche Fälle einen Ausgleich. Ruf Freunde an oder geh um den Block.
🛑 Tschüss, Verbote: Jedes Lebensmittel ist erlaubt. Wenn dich die Lust auf Süßes überkommt, gönn es dir bewusst.
🤔 Frag dich, was deinem Körper gut tut. Morgens nur Kaffee oder ein ausgiebiges Frühstück? Obstvitamine gegen das Mittagstief? Bewegung nach einem langen Bürotag? Jeder tickt anders.
Aber wenn mein Körper nur Schokolade will? 5 Fragen an Dr. Mareike Awe, Ärztin und Expertin für intuitives Essen
❓ Was unterscheidet intuitives Essen davon, ganz normal zu essen?
💬 Was wir für normal halten, ist oft nicht intuitiv. Viele essen zu festen Zeiten, nicht, wenn sie Hunger haben. Sie hören auf, wenn der Teller leer ist, nicht, wenn sie satt sind. Bei Kindern ist das anders.
❓ Warum verlernen wir das mit den Jahren?
💬 Wir verinnerlichen Regeln, zum Beispiel: Erst das Gemüse, dann der Nachtisch. Dann ist Essen oft an Belohnungen gekoppelt. Für gute Noten kriegst du Schokolade. Und wir lernen, dass wir einem Körperideal entsprechen und dafür Diäten machen müssen. So verlieren wir das Gefühl für unseren Körper.
❓ Wie kommt dieses Gefühl zurück?
💬 Es ist wichtig, in sich hineinzuhören. Hunger macht sich durch Signale bemerkbar: leeres Gefühl im Bauch, Konzentrationsschwierigkeiten. Oft essen wir aber aus ganz anderen Bedürfnissen, weil wir eine Pause brauchen oder mehr Schlaf.
❓ Und wenn ich nun endlos Schokolade essen möchte?
💬 Es ist nur der Verzichtsgedanke, der Schokolade interessant macht. Wie die verbotene Frucht. Es ist spannend: Sobald ich sie mir erlaube, habe ich keinen Heißhunger mehr darauf. Meine Erfahrung ist, dass ich intuitiv automatisch gesünder esse.
❓ Kann ich durch intuitives Essen abnehmen?
💬 Wer intuitiv isst, erreicht sein Wohlfühlgewicht - das genetische Idealgewicht. Das entspricht nicht unbedingt Size 0, sondern es ist das Gewicht, was für den eigenen Körper gesund ist. Übergewicht möchte kein Körper mit sich rumschleppen.
Verwechslungsgefahr: Intuitiv ist nicht instinktiv
Auch das gibt es: instinktiv essen. Anhänger dieses Ernährungsmodells verzehren alles roh – auch Fleisch und Fisch. Außerdem mischen sie Lebensmittel nicht.
Die Idee zu der "Instinctotherapie" hatte der Schweizer Guy-Claude Burger im Jahr 1964. Er glaubte, dass diese Ernährungsform eher der ursprünglichen Lebensweise von uns Menschen entspricht.
Was instinktiv und intuitiv essen dennoch gemeinsam haben: Bei der Essensauswahl verlässt du dich auf dein Gefühl. Bei der intuitiven Ernährung hörst du dazu auf deine innere Stimme; bei der instinktiven schnupperst du an einzelnen Lebensmitteln und prüfst, was dich anzieht.