Kontinent
Afrika bricht auseinander: Das steckt hinter dem "East African Rift Valley"
- Aktualisiert: 09.04.2024
- 16:27 Uhr
- Peter Michael Schneider
Mitten durch Afrika verläuft ein Riss. Der ostafrikanische Graben wird womöglich einmal einen Ozean bilden - und den Kontinent in zwei Teile spalten. Welche Kräfte das möglich machen und wann das sein wird.
Das Wichtigste in Kürze
Wer sich aufmacht, um den höchsten Berg Afrikas zu besteigen, der ahnt womöglich nicht, dass unter ihm Afrika in zwei Teile zerbricht.
Der Kilimandscharo ist ein Vulkan mit direkter Verbindung zum Erdmantel und zu einem riesigen Riss in der Erdkruste: der Ostafrikanische Graben.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass der östliche Teil Afrikas mit Ländern wie Somalia, Kenia, Tansania in Zukunft einen eigenständigen Kontinent bilden.
Mitten im heutigen Afrika würde dann ein echter Ozean schwappen. Packen muss aber noch niemand. Falls überhaupt, strömt erst in Millionen Jahren Seewasser nach Afrika hinein.
So ist der der Ostafrikanische Graben entstanden
💔 Afrika bricht entlang des Ostafrikanischen Grabens auseinander. Der auf englisch "East African Rift Valley" genannte Riss beginnt am Roten Meer und zieht sich bis nach Mosambik.
💪 Solche Risse sind auf der Erde eher selten, denn die Kruste von Kontinenten ist im Mittel 35 Kilometer dick. Es steckt also eine Riesenkraft dahinter, um Afrika zu zerbrechen.
🌋 Tatsächlich drückt sehr wahrscheinlich eine Beule aus halbflüssigem Mantelgestein die afrikanische Kruste, seit mehr als 20 Millionen Jahren mit einem Zentimeter pro Jahr auseinander.
🥧 In den Bereichen, in denen die Kruste ausdünnt, entsteht seitdem ein riesiger Graben.
💡 Als riesigen Riss in der Erde hat ihn als erster der Schotte John Walter Gregory begriffen. Als er das Tal 1893 bereiste, fiel ihm auf, dass sein Boden unter dem Meeresspiegel liegt.
Grafik: Der Riss in Afrika
Am Boden selbst ist der ostafrikanische Graben nicht zu überblicken, weil er dafür zu groß ist. Er bginnt am Afar-Dreieck in Äthiopien, teilt sich in Kenia in einen westlichen und einen östlichen Ast auf, die den riesigen Victoria-See umschließen, und vereinigt sich in Tansania wieder zu einem einzigen südlichen Graben. Das Grabensystem beeinflusst dadurch sogar das örtliche Klima, weil es Winde und Niederschläge umlenkt.
Der Ostafrikanischer Graben in Bildern
Am Grabenbruch: Die ersten menschlichen Bewohner
Die Täler der Bruchstelle gilt als Wiege der Menschheit. Denn Anthropolog:innen haben dort die mitunter ältesten Reste unserer Vorfahren gefunden, darunter die von Lucy im Afar-Dreieck, wo der ostafrikanische Graben beginnt. Die 3,2 Millionen Jahren alte Australopithecus afarensis-Frau konnte offenbar schon aufrecht laufen. Das nur weniger umfasssende Skelett erhielt seinen Namen von ihren glücklichen Findern, als sie ihren Fund 1974 abends zur Musik der Beatles feierten – mit dem Song Lucy In The Sky With Diamonds.
Die geologischen Voraussetzungen in den Tälern des Rift Valley sind besonders günstig. Die hohen Talwände produzieren viele Sedimente, die die Überreste unserer affenähnlichen Vorfahren relativ schnell begruben und dabei gut erhielten.
Neuer Kontinent: Das könnte mit Afrika in zehn Millionen Jahren passieren
Plattentektonik läuft so langsam ab, dass wie das Auseinanderbrechen von Afrika als Momentaufnahme erscheint. Doch im Roten Meer sehen Geologen:innen, was eines Tages auch in Ostafrika passieren könnte. Dort drängt in einer unterseeischen Gebirgskette geschmolzenes Gestein an die Oberfläche am Meeresgrund und drängt das westliche und östliche Ufer auseinander - das Rote Meer ist also ein Baby-Ozean.
Das gleiche passiert in Ostafrika, nur in einer viel früheren Entwicklungsstufe: Falls sich die afrikanische Kruste soweit ausdünnt, dass dort flüssiges Gestein Afrika quasi durchschneidet, bildet sich mit dem östlichen Teil eine neue Erdplatte, die Geolog:innen schon jetzt die Somaliaplatte nennen.
Wissenschaftler:innen schließen nicht aus, dass in etwa zehn Millionen Jahren schließlich Meerwasser in die Spalte laufen könnte und sich somit eine neuer Ozean bildet. Kurios: Dabei könnte Nil seinen Lauf ändern. Ein neuer Arm an seinem Oberlauf würde sich dann in den Indischen Ozean statt ins Mittelmeer ergießen.
Plattentektonik: Die geheimnisvolle Antriebskraft
Hinter dem Grabensystem in Afrika steht die Plattentektonik der Erde. Mit ihr lassen sich alle große Phänomen auf dem Planeten erklären: Erdbeben, Vulkanausbrüche, Tsunamis und vor allem die Entstehung der Erdkruste.
Kurios: Sie erklärt auch warum sich Amerika immer weiter von Europa entfernt, denn die Kontinente wandern im Lauf der Zeit über die gesamte Erdoberfläche.
Übrigens: Nicht jeder Grabenbruch lässt Kontinente auseinanderbrechen. Manchmal schlafen die Kräfte im Inneren der Erde offenbar einfach ein. So ist die Oberrheinische Tiefebene zwischen Freiburg und Wiesbaden ein erloschenes Rift-System.