Adventskalender: Steckt Abzocke hinter den Türchen?
- Veröffentlicht: 08.11.2023
- 05:45 Uhr
- Heike Predikant
Alle Jahre wieder sollen uns Adventskalender die Vorweihnachtszeit versüßen. Doch steckt da manchmal Abzocke hinter den Türchen? Wir haben nachgeguckt. Und wir verraten dir auch, was im teuersten Adventskalender aller Zeiten verborgen war. Im Clip: Wie der Adventskalender so beliebt wurde.
Das Wichtigste zum Thema Adventskalender
Der Adventskalender gehört seit dem 19. Jahrhundert zum christlichen Brauchtum in der Vorweihnachtszeit. Ähnlich wie der Adventskranz soll er die Wartezeit bis zum Fest "verkürzen".
Im Einsatz ist der Kalender vom 1. bis 24. Dezember. An Heiligabend findet in Deutschland dann traditionell die Bescherung statt.
Manche basteln selbst, hängen gefüllte Säckchen oder Tütchen auf. Adventskalender zum Kaufen haben üblicherweise Türchen, hinter denen sich Bilder, Schokolade oder andere Überraschungen befinden.
Nicht nur Kinder freuen sich darüber. Mittlerweile sind auch Modelle für Erwachsene erhältlich - etwa mit Beauty-Produkten, Bier oder Wein.
Bei Online-Adventskalendern gibt’s ebenfalls täglich eine Überraschung zu entdecken, von Audio-Dateien bis zu Quiz-Fragen. Mit Apps wie "myadvent" kann man auch selbst einen digitalen Adventskalender erstellen - und an die Liebsten verschicken.
Adventskalender-Wucher? Steckt Abzocke hinter den Türchen?
💶 Überteuerung: Die Verbraucherzentrale Bremen stellte bereits 2019 fest, dass die Schokolade im Adventskalender locker doppelt so teuer ist wie die übliche Packung. Und auch bei Kalendern, in denen sich Chips, Kekse oder Wein verstecken, zahlt man oft drauf. Oder anders gesagt, man zahlt (mehr) für die hübsche Verpackung.
🛍️ Folgekäufe: Spielzeug-Hersteller zum Beispiel setzen mit ihren Adventskalendern auf einen psychologischen Effekt: Findet ein Kind eine Figur oder ein Spielzeug-Auto einer bestimmten Marke hinter einem Türchen, möchte es womöglich mehr davon - an Weihnachten.
©️ Marketing: Mit "gebrandeten" Adventskalendern pushen Unternehmen ihre Marke - und ihre Umsätze. Der Adventskalender von Swarovski mit "25 meisterhaft geschliffenen Kristallkreationen" zum Beispiel kostet 700 Euro. Wer den "blauen Berg" von Montblanc haben möchte, der mit Schreibgeräten, Lederwaren und Co. bestückt ist, muss 5.000 Euro berappen. Und um die x-mas-Produkte an (potentielle) Kund:innen zu bekommen, werden immer häufiger Influencer:innen beschäftigt.
Der teuerste Adventskalender aller Zeiten
Dekadenz statt Schokolade: Der teuerste Adventskalender aller Zeiten hat(te) einen Gesamtwert von über neun Millionen Euro. Entworfen wurde er 2021 von der britischen Künstlerin Debbie Wingham, die auf ausgefallene Geschenk-Ideen für Superreiche spezialisiert ist. Hinter dem ersten Türchen befand sich eine mit Diamanten besetzte Handtasche von Chanel im Wert von mehr als 20.000 Euro.
Das knapp 50 Kilo schwere und über einen Meter hohe Kunstwerk mit zwölf Türchen ging in die Schweiz. Der anonyme Kunde wollte damit seiner Familie die Vorfreude auf zwölf Luxusreisen versüßen, die er geplant hatte. Und so symbolisierte jedes Präsent eine Destination: Der Schlüssel für einen Ferrari 488 Pista etwa kündigte einen Trip nach Mailand an. Die dazugehörigen "versteckten" Hotel-Übernachtungen beliefen sich auf rund 1,8 Millionen Euro.
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Die Geschichte des Adventskalenders
1851 entstand wohl der erste selbst gebastelte Adventskalender. Protestantische Familien hängten in der Adventszeit täglich ein christliches Bild auf oder malten 24 Kreidestriche an die Wand oder die Tür, die die Kinder dann nach und nach wegwischen durften. In katholischen Haushalten wurden Strohhalme in eine Krippe gelegt - für jeden Tag einen bis zum Heiligen Abend.
1902 führte die Evangelische Buchhandlung Friedrich Trümpler den ersten gedruckten Kalender. Die Weihnachtsuhr für Kinder trug die Zahlen 13 bis 24 sowie weihnachtliche Verse auf dem Zifferblatt - und kostete 50 Pfennig. 1922 bekamen die Uhren 24 Felder.
1958 ging der erste Schokoladen-Adventskalender in den Handel. Die Idee, einen Weihnachtskalender mit Schokolade zu befüllen, stammte von dem deutschen Buchhändler Gerhard Lang. Er kam darauf, weil ihm seine Mutter in der Kindheit stets die Vorweihnachtszeit versüßte - mit einem Karton, auf dem 24 kleine Gebäckstücke aufgenäht waren.