Das Kernkraftwerk Tschernobyl zur Zeit der Sowjetunion liegt in einem sumpfigen Waldgebiet. Die Stadt Prypjat grenzt an.
25. April 1986: Für einen Sicherheitstest simulieren Techniker im Reaktor 4 einen Stromausfall. Dafür stellen sie die Notkühlung ab.
26. April1986: Es kommt zur Kernschmelze und Explosionen im 4. Reaktor. Radioaktives Material dringt in die Atmosphäre.
28. April 1986: Es gibt erst eine kurze Meldung der amtlichen sowjetischen Nachrichtenagentur TASS über den Unfall. Allerdings erst, nachdem Messstationen in Finnland und Schweden ungewöhnlich hohe Radioaktivität gemeldet haben.
28. April 1986: In der "Tagesschau" verliest Werner Veigel das erste Mal die Meldung über einen Unfall im Atomkraftwerk in der Ukraine.
29. April 1986: Die westdeutschen Medien berichten ausführlich vom GAU. Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann erklärt, dass keine Gefahr für die deutsche Bevölkerung bestünde.
29. April 1986: In der DDR erscheint eine kurze Meldung in der Zeitung "Neues Deutschland" über eine Havarie im Kraftwerk Tschernobyl.
30. April 1986: Die radioaktive Wolke erreicht Deutschland. Erhöhte Werte in Süddeutschland und Berlin. Das Innenministerium schließt eine Gesundheitsgefährdung aus. In Süddeutschland beginnen erste Unwetter mit Starkregen. Radioaktive Staubpartikel aus der Atmosphäre verseuchen den Boden.
2. Mai 1986: In Süddeutschland steigt die Radioaktivität durch den Regen der vergangenen 2 Tage.
Fürs Rhein-Main-Gebiet zeigen Messdaten eine achtfache Strahlenbelastung. In der "Aktuellen Kamera" werden Messwerte für Radioaktivität in der Luft verlesen. Dazu der Hinweis: "Stabilisierung der Werte auf niedrigem Niveau."
Warnung in den westdeutschen Medien vor belasteten Lebensmitteln: Gemüse soll gewaschen werden, Frischmilch darf nur unter bestimmten Grenzwerten angeboten werden, Kühe sollen nicht auf die Weide. Es gibt keine Empfehlung zur Einnahme von Jodtabletten.
An der innerdeutschen Grenze untersuchen Bundesbeamte Fahrzeuge aus Osteuropa auf Radioaktivität und schicken diese zur Dekontamination zurück.
Mai 1986: Proteste gegen Atomkraftwerke weltweit in der Frankfurter Innenstadt mit über 1.000 Teilnehmern.
Grenzwerte für Blattgemüse werden festgelegt. In Baden-Württemberg gibt es ein Verkaufsverbot für Blattgemüse. Landwirte müssen Gemüse vernichten.
Erhöhte Strahlungs-Werte in stehenden Gewässern und Böden werden ermittelt. Behörden schließen Freibäder und sperren Spielplätze.
6. Mai 1986: In Kiew beginnt die 39. Internationale Friedensfahrt. Alle Fahrer aus Westeuropa (außer Frankreich) haben die Teilnahme an dem Etappen-Radrennen abgesagt. Der ostdeutsche Rennfahrer Olaf Ludwig gewinnt.
Januar 1987: In Berlin werden im Januar am Institut für Humangenetik 12 Fälle von Trisomie 21 (Down-Syndrom) registriert, normalerweise sind es 2 bis 3 Fälle. Ursache ist vermutlich die hohe Strahlenbelastung der Schwangeren neun Monate zuvor.
28.02.1987: Bundesumweltminister Wallmann kauft 5.000 Tonnen verstrahltes Molkepulver, das in zwei Güterzügen lagert. Es gibt Überlegungen, es nach Ägypten zu exportieren. Gegen den 2,7 Kilometer langen Molkezug protestierten zahlreiche Menschen.
Am Ende wird das Pulver in einem extra gebauten Dekontaminierungszentrum in Lingen entgiftet. Die Aktion kostet 40 – 50 Mio DM. Das Verfahren entwickelte der Veterinärmediziner Werner Giese.
Noch immer ist der Waldboden im Alpenraum radioaktiv belastet. Besonders Pilze wie Maronenröhrlinge reichern radioaktives Cäsium an.
Auch Wildschweine sind zum Teil noch mit radioaktivem Cäsium belastet.