Krise beim Rekordmeister
Matthäus bemängelt Kompetenz der FC-Bayern-Bosse: "Reine Fußball-Fans"
- Veröffentlicht: 26.02.2024
- 13:47 Uhr
- Joachim Vonderthann
Der Rekord-Nationalspieler vermisst die sportliche Kompetenz in der Führungsetage des Münchner Clubs. Das dürfte sich aber schon bald ändern.
Das Wichtigste in Kürze
TV-Experte Lothar Matthäus hält die aktuelle Führungsriege des FC Bayern für zu wirtschaftsorientiert.
Die Bosse um Jan-Christian Dreesen oder Herbert Hainer würden die Spieler nicht erreichen, kritisiert der Ex-Bayern-Star.
Der Aufsichtsrat der Münchner könnte das Ungleichgewicht an diesem Montag (26. Februar) korrigieren.
Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus hat seine Kritik an der Führungsetage des FC Bayern München erneuert. "Es sind reine Fußball-Fans", sagte der frühere Bayern-Star der "Augsburger Allgemeine" am Montag (26. Februar). "Beim Vorstand kommen Jan-Christian Dreesen, Michael Diederich, Andreas Jung aus dem Finanzsektor, Präsident Herbert Hainer aus der Wirtschaft. Wenn einer aus dieser Riege aufsteht und eine Rede hält: Glauben Sie, dass der die Spieler erreicht? Wer steht dann da auf?"
Matthäus fehlt Beckenbauers Gepoltere
In der Vergangenheit habe das beim deutschen Fußball-Rekordmeister anders ausgesehen. "Ich weiß, wie es war, wenn Franz Beckenbauer nach einer Niederlage von der Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft losgepoltert hat!", sagte der 62-jährige Matthäus: "Da bist du selbst als Nationalspieler strammgestanden. Und das meine ich: Das ist die Kraft von FC Bayern München!" Es brauche aus seiner Sicht "Leute, die nicht nur auf Bilanzen gucken, sondern sich auch im Sport auskennen".
Im Video: Matthäus kritisiert aktuelle Führungsriege des FC Bayern
"Sportliche Kompetenz fehlt": Matthäus attackiert Bayern-Führung
In einer Kolumne für den TV-Sender Sky hatte Matthäus zuletzt bereits geschrieben: "Sie sind zu Recht dort, aber neben ihnen fehlt mir die sportliche Kompetenz. Wer von ihnen hat als Spieler Meisterschaften gewonnen? Es ist niemand da, der Stallgeruch mitbringt."
Ex-Bayern-Star fordert Stallgeruch in der Führungsetage
Ordentlich Stallgeruch mitgebracht hatten zuletzt Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić als Vorstandsvorsitzender beziehungsweise Sportvorstand. Allerdings wurden die beiden erfolgreichen Ex-Spieler zum Ende der vergangenen Saison dennoch vom Hof gejagt. Ein Erfolgsgarant im Managementbereich des FC Bayern ist sportliche Kompetenz allein also nicht.
Dennoch dürfte sich die Schieflage - sehr wenig Sport-, dafür umso mehr Finanzkompetenz - schon an diesem Montag etwas auflösen. Seit dem Rauswurf von Salihamidžić ist die Position des Sportvorstands bei den Münchnern unbesetzt. Der Aufsichtsrat der Bayern will dies jetzt ändern und Max Eberl installieren. In der Gremiensitzung an diesem Montag wird dem Vernehmen nach das Votum für den langjährigen Gladbacher und ehemaligen Leipziger Manager fallen.
"Wir haben früh genug verkündet, dass wir wieder einen Sportvorstand suchen. Und jetzt werden wir am Montag darüber beraten. Und wenn wir entschieden haben, werden wir auch informieren", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende und Club-Präsident Hainer.
Im Video: Lothar Matthäus kritisiert den FC Bayern vehement
"In keinem Wettbewerb mehr Favorit": Matthäus geht FC Bayern scharf an
Eberl soll Sportkompetenz zurückbringen
Nach Informationen der Deutshcne Presseagentur sind sich der FC Bayern und RB Leipzig bereits einig, die Münchner zahlen eine Ablösesumme für den 50-Jährigen. Die Sachsen verbuchen demnach insgesamt 4,5 Millionen Euro. "Es ist jeder willkommen, der uns weiterbringt", sagte Vorstandschef Dreesen. Einen neuen Sportvorstand fände er gut. Eberl gilt als Wunschkandidat von Bayern-Übervater Uli Hoeneß. Der frühere Langzeit-Manager und heutige Ehrenpräsident hofft mit ihm, eine langfristige Lösung für den Posten des Sportvorstands zu finden.
An Arbeit wird es Eberl auf keinen Fall mangeln. Bedingt durch die sportliche Talfahrt wurde erst vergangene Woche das Aus von Cheftrainer Thomas Tuchel zum Saisonende verkündet. Eberl muss also dringend einen Coach für die neue Saison finden. Zudem haben die amtierenden Bayern-Bosse erkannt, dass die Schuld für die durchwachsenen Leistungen nicht nur bei Tuchel zu suchen sind. Auch die Mannschaft steht massiv in der Kritik. Möglicherweise wird man sich auch von Führungsspielern trennen - und neue brauchen. Der 50-jährige Eberl muss also maßgeblich mögliche Veränderungen am Kader in die Wege leiten.
Die von Matthäus aktuell vermisste sportliche Kompetenz und den Stallgeruch bringt Eberl auf jeden Fall mit - wenngleich nicht ganz auf Beckenbauer-Niveau. Der gebürtige Niederbayer spielte einst in der Jugend des FC Bayern und brachte es auch auf ein Bundesliga-Spiel für die Münchner. Später war er für den VfL Bochum, Greuther Fürth und Borussia Mönchengladbach als Spieler im Einsatz. Bis zu seinem Karriereende im Jahr 2005 brachte Eberl es auf 104 Erstliga- und 111 Zweitligaspiele. Einzig eines wollte ihm in all seinen aktiven Jahren nicht gelingen: ein Tor.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa