Hintergründe, Ursachen, Folgen
Klimakrise: Die größte Herausforderung unserer Zeit
- Aktualisiert: 04.03.2024
- 15:04 Uhr
- Michael Reimers
Die Klimakrise – also die menschengemachte globale Erwärmung und ihre Folgen – ist die größte Herausforderung unserer Zeit. Schon in weniger als fünf Jahren könnte das 1,5-Grad-Ziel gerissen werden. Und schon jetzt spüren wir die gravierenden Auswirkungen des Klimawandels. Können wir unsere Klimaziele für 2030 überhaupt noch halten? Ein Überblick.
Die globale Klimakrise beschreibt die durch den Menschen verursachte Veränderung der Klimaverhältnisse, also den Klimawandel, im Zusammenhang mit der dadurch entstehenden ökologischen, politischen und gesellschaftlichen Krise. Beim Klimawandel handelt es sich vor allem um die globale Erwärmung. Je mehr sich die Erde erwärmt, desto drastischer sind die Folgen für das Klima. Langfristige Veränderungen der Temperatur, des Niederschlags oder der Meeresströmungen können extreme Wetterphänomene mit sich bringen. Es kann zu Hitze, Dürren, ausbleibendem Regen, aber auch zu Stürmen und massiven Regenfällen kommen.
Im Video: Temperaturen in Europa steigen schneller als auf jedem anderen Kontinent
Klima: Temperaturen in Europa steigen schneller als auf jedem anderen Kontinent
Worum geht es beim Klimawandel?
Das Klima ändert sich vor allem durch den sogenannten Treibhauseffekt. Dabei legen sich Gase wie Kohlenstoffdioxid (CO₂), Ozon (O3), Methan (CH4) oder Fluorkohlenwasserstoffe (FKWs) um die Atmosphäre. Die Sonnenstrahlen, die auf die Erde treffen, werden von Gasen und Wolken absorbiert. Die Strahlen, die durch die Atmosphäre gelangen, werden zum Teil von der Erde als Wärme aufgenommen. Restliche Wärmestrahlen werden in Richtung Weltraum zurückgeschickt und entweichen wieder ins All. Teilweise werden die Wärmestrahlen aber auch durch den Schutzschild der Gase, auch Treibhausgase genannt, reflektiert.
So wärmen sie die Atmosphäre weiter auf. Ohne diesen Treibhauseffekt wäre ein Leben auf der Erde gar nicht möglich, denn er hält unseren Planeten warm. Gäbe es den natürlichen Treibhauseffekt nicht, läge die durchschnittliche Temperatur auf unserem Planeten bei minus 18 Grad Celsius statt bei plus 15. Der Wert von Kohlenstoffdioxid, also CO₂, einem der wichtigsten Treibhausgase, blieb über Jahrhunderte stabil – und somit auch das Klima auf der Erde.
Der Mensch hat jedoch einen wichtigen Anteil an der Erderwärmung, denn durch ihn wird der oben beschriebene natürliche Treibhauseffekt verstärkt. Dies wird auch als anthropogener Treibhauseffekt bezeichnet, also vom Menschen gemacht. Er führt zur globalen Erwärmung, einem Klimawandel, der bereits solche Ausmaße angenommen hat, dass man seit mehreren Jahren von der Klimakrise spricht.
So lässt sich der Klimawandel messen
Durch die Industrialisierung steigt die Konzentration der Treibhausgase kontinuierlich und seit Jahren weiter. Vor allem die Konzentration an Kohlendioxid hat sich in den letzten 250 Jahren von 280 ppm auf über 421 ppm erhöht (Stand 2023). Die Maßeinheit "ppm" bedeutet "parts per million", also Teilchen pro eine Million Teilchen.
Gleichzeitig steigt die Erderhitzung, also die Temperatur. So hat sich die mittlere globale Oberflächentemperatur seit dem Jahr 1880 bis 2020 bereits um mehr als 1,2 Grad Celsius erhöht. Außerdem ist die 30-Jahresperiode von 1991 bis 2020 die wärmste Zeit auf der Nordhalbkugel seit mehr als 100.000 Jahren. Wir befinden uns also statistisch gesehen inmitten eines langfristigen globalen Temperaturanstiegs.
Das Jahr 2021 war weltweit das siebtwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, wie Analysen ergaben. In Deutschland war es mit einer Mitteltemperatur von 9,2 Grad Celsius das bisher 21.-wärmste seit 1881. Die sieben wärmsten Jahre seit 1881 fanden alle im 21. Jahrhundert statt. Zu erwarten ist eine weitere Erwärmung der Temperatur bis Ende des 21. Jahrhunderts. Forschende haben bereits verschiedene Szenarien herausgearbeitet. Je nach Szenario kann die Erwärmung von 1,0 bis 5,7 Grad Celsius im Vergleich zu vorindustriellen Bedingungen (1850 - 1900) reichen.
Der Klimawandel lässt sich jedoch nicht nur durch einen Anstieg der Durchschnittstemperaturen bemessen, sondern auch durch einen ansteigenden Trend der Niederschlagshöhe. So hat die mittlere jährliche Niederschlagsmenge in Deutschland seit dem Jahr 1881 um rund acht Prozent zugenommen. Ab Mitte der 1960er-Jahre traten in Deutschland laut dem Deutschen Wetterdienst vermehrt ungewöhnlich regenreiche Jahre auf. Diese Veränderung entspricht demnach genau der Zeit, seit der die Auswirkungen des Klimawandels global zu beobachten sind.
2023 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen
Das Jahr 2023 stach nicht nur die Häufung von Extremwetterereignissen wie Überschwemmungen, Hitzewellen, Dürren und Waldbrände hervor. Wie der europäische Klimawandeldienst "Copernicus" berichtete, wurde es auch als das wärmste Kalenderjahr in den globalen Temperaturaufzeichnungen seit 1850 bestätigt.
Die globale Durchschnittstemperatur erreichte laut dem Bericht 14,98 Grad Celsius, was einen Anstieg um 0,17 Grad im Vergleich zum bisherigen Rekordjahr 2016 bedeutet. Diese Zahlen alarmieren nicht nur durch ihre Größe: Sie zeigen auch, dass das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, bald überschritten sein könnte.
2023 war demnach 0,60 Grad wärmer als der Durchschnitt von 1991 bis 2020 und lag 1,48 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau von 1850 bis 1900.
Für Europa war das Jahr das zweitwärmste in der Geschichte. Die Temperaturen lagen in elf Monaten über dem Durchschnitt, wobei der September als der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen verzeichnet wurde. Trotzdem behält das Jahr 2020 den Rekord für die wärmsten Temperaturen in Europa.
Auch im Januar 2024 verzeichneten die globalen Temperaturen einen bisher nie dagewesenen Anstieg für diesen Monat, wie "Copernicus" der Europäischen Union bekannt gab. Die 1,5 Grad Marke wurde im Januar überschritten.
Dennoch bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass das Pariser Ziel von 1,5 Grad verfehlt wurde, da dieses Ziel auf langfristige Durchschnittswerte abzielt. Samantha Burgess, die Vizedirektorin von "Copernicus", betonte, dass eine drastische Reduzierung der Treibhausgasemissionen der einzige Weg sei, um den Anstieg der globalen Temperaturen zu stoppen.
Fachleute warnen sogar davor, dass 2024 noch wärmer werden könnte und dass dieses Jahr möglicherweise erstmals die 1,5 Grad-Schwelle nicht nur erreicht, sondern sogar überschritten werden könnte.
Im Video: Copernicus - 2023 wird wärmstes Jahr seit Aufzeichnungsbeginn
Copernicus: 2023 wird wärmstes Jahr seit Aufzeichnungsbeginn
Ursachen der Klimakrise
Die Hauptursache der Klimakrise und des Klimawandels ist der Mensch. Vor allem Industriestaaten tragen seit der Industrialisierung ihren Teil zum Klimawandel bei. Das liegt besonders daran, dass seit der Industrialisierung vermehrt Emissionen freigesetzt werden. Durch folgende Beispiele werden mehr Treibhausgase produziert, die sich in der Atmosphäre anreichern und die Erde zusätzlich über das natürliche Maß hinaus erwärmen:
- Bei der Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas bilden sich Kohlendioxid (CO₂) und Stickoxide. Stickoxide sind gasförmige Oxide des Stickstoffs mit negativen Umweltwirkungen. Sie tragen außerdem zur Feinstaubbelastung bei.
- Abholzung von Wäldern: Bäume tragen durch Aufnahme von CO₂ zur Klimaregulierung bei. Durch Rodung geht diese Wirkung verloren. Der in den Bäumen gespeicherte Kohlenstoff wird in die Atmosphäre freigesetzt.
- Intensivierung der Viehzucht: Kühe und Schafe erzeugen bei der Verdauung ihres Futters Methan.
- Stickstoffhaltige Dünger verursachen Stickoxidemissionen.
- Fluorierte Gase werden aus Geräten und Produkten freigesetzt, in denen diese Gase verwendet werden. Diese Emissionen haben einen sehr starken Treibhauseffekt.
Die Folgen für Mensch, Tier und Natur
Der Anstieg der Konzentration von Treibhausgasen in unserer Atmosphäre hat bereits jetzt zu einer Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur von rund 1,2 Grad geführt. Doch was bedeutet das für Mensch, Tier und Natur genau? Die Folgen werden mit der Zeit immer deutlicher spürbar.
Langfristige Änderungen des Klimas und vermehrte Klimaschwankungen haben Einfluss auf unser tägliches Leben. Extremwetter-Ereignisse wie Stürme, Überschwemmungen und Hitzesommer treten häufiger auf. Hitzewellen können vor allem geschwächten Menschen oder Kindern schaden. So kann eine extreme Temperaturzunahme deren Herz-Kreislauf-System überfordern und im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen.
Durch die Temperaturzunahme und die wachsende Verdunstung über Landflächen kann es zu Bodentrockenheit und Dürren kommen. Das bedeutet ebenso negative Folgen für die Ernährungssicherheit und die terrestrischen Ökosysteme. Auch die Landwirtschaft leidet durch die mögliche Verschlechterung der Bodeneigenschaften unter der Änderung des Klimas. So gehen die Erträge zurück.
Durch den Anstieg der Temperatur wärmen sich Ozeane auf, Gletscher und Permafrostböden tauen. Der Meeresspiegel steigt. Das hat zur Folge, dass Lebensräume für sowohl Mensch als auch Tier durch Überflutungen unbewohnbar werden. Pflanzen- als auch Tierarten leiden unter Veränderungen des Klimas und können sich dem nicht rechtzeitig anpassen. Die Phänologie, also das Verhalten und die Lebenszyklen von Tier- und Pflanzenarten, verändert sich. So geraten Tiere durch die extremen Wetterlagen und mangelnde Nahrung sogar an den Rand des Aussterbens.
Überschwemmungen gehören zu den verheerendsten Naturkatastrophen. Das zeigte das Hochwasser in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Jahr 2021 oder die Überschwemmungen in Niedersachsen sowie Thüringen im Jahr 2023. Diese Überschwemmungen können – zusammen mit schweren Gewittern – durch den Klimawandel weltweit vermehrt auftreten. In der Tat müssen sich auch Menschen in Europa auf extreme Unwetterlagen im Sommer und Herbst einstellen.
Der Klimawandel und seine Folgen fordern Opfer und richten Milliardenschäden an. Insbesondere ärmere Menschen sowie Schwellen- und Entwicklungsländer sind von den verheerenden Auswirkungen betroffen. So treten dort Ereignisse wie Hitze, Stürme oder Erdbeben nicht nur häufiger auf, in vielen Ländern sind zudem eigene Forschungskapazitäten begrenzt. Viele müssen sogar ihre Heimat verlassen, weil Ressourcen knapp werden und sich bestehende Konflikte dadurch verschlimmern. Fakt ist, dass der menschengemachte Klimawandel das Klima unserer Erde nachweislich verändert und die Lebensräume von Pflanzen, Tieren und Menschen gefährdet.
Im Video: Hochwasser in einigen Regionen weiter kritisch
Hochwasser in einigen Regionen weiter kritisch
Kosten der Klimakrise
Die Klimakrise kommt uns teuer zu stehen. Seit dem Jahr 2000 verursachten Extremwetterereignisse in Deutschland bereits Kosten von mindestens 145 Milliarden Euro - jährlich also mehr als sechs Milliarden Euro. Zu diesem Ergebnis kommt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Demnach haben die beiden Hitzesommer 2018 und 2019 sowie die Flut von 2021 mehr als 80 Milliarden Euro gekostet. Bei Forst- sowie Landwirtschaft schlagen für 2018 und 2019 aufgrund von Schäden durch Hitze und Dürre Kosten in Höhe von etwa 25,6 Milliarden zu Buche.
Neun Milliarden Euro Ausgaben in Industrie und Gewerbe traten auf, da sich die Produktivität in der arbeitenden Bevölkerung hitzebedingt verringerte. Bei diesen Zahlen handele es sich allerdings um Untergrenzen, da sich manche Schäden schwer direkt in Geld umrechnen ließen. Bis 2050 rechnen die Forschenden je nach Ausmaß der Erderwärmung mit kumulierten volkswirtschaftlichen Schäden in Höhe von 280 bis 900 Milliarden Euro.
Bundesklimaschutzminister Robert Habeck fasste zusammen: "Erstens: Wir müssen die Folgen der Klimakrise weltweit auf einem erträglichen Niveau halten." Zweitens brauche es eine Klimaanpassungsstrategie, die die Bevölkerung, Infrastruktur und Wirtschaft vor Hitze, Hochwasser und starken Wetterschwankungen schütze.
- Verwendete Quellen:
- Bundesministerium für Bildung und Forschung: Klimawandel als gesellschaftliche Herausforderung
- Greenpeace: Klimakrise – wenn das Klima kollabiert
- Umweltbundesamt: Klima
- Europäische Kommission: Climate change
- Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz: Konsequenter Klimaschutz und vorsorgende Klimaanpassung verhindern Milliardenschäden