Arktis
Eisbären: Überleben die Raubtiere den Klimawandel?
- Aktualisiert: 27.02.2024
- 05:00 Uhr
- Claudia Frickel
Eisbären sind durch die Erwärmung der Erde massiv bedroht - oder doch nicht? Aktuell gibt es mehr Tiere als in den 60er-Jahren, und manche können sich an neue Lebensumstände anpassen. Eine Entwarnung ist das aber nicht. Alles über die riesigen Raubtiere.
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Eisbären: Das Wichtigste zu den riesigen Raubtieren
Eisbären oder Polarbären sind die größten Raubtiere der Erde, die an Land leben. Mit einer Schulterhöhe von 1,70 Meter sind sie so groß wie Menschen - und dabei bis 2,50 Meter lang.
Die Bären wohnen nur auf der nördlichen Halbkugel, und dort nur in der Arktis. Sie halten sich an Küsten und auf dem Eis der Polarregionen auf.
Eisbären gelten als Symbol für die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels: Wenn das Eis durch die Erderwärmung schmilzt, verschwindet ihr Lebensraum.
Mehrere Studien sagten das Aussterben der Bären in einigen Regionen voraus - bis Mitte des Jahrhunderts. Dass es mit geschätzten 26.000 Tieren aktuell so viele Eisbären wie lange nicht gibt, ändert nichts daran.
Die wichtigsten Fakten zu Eisbären
Der Eisbären-Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: Ursus maritimus
Klasse: Säugetiere
Familie: Bären
Lebensraum: arktische Regionen von Kanada, Alaska, Grönland, Russland und Spitzbergen
Größe: Männchen 2 bis 2,50 Meter, Weibchen 1,60 bis 2,50 Meter
Gewicht: bis 800 Kilogramm
Farbe: gelblich-weiß
Lebenserwartung: 20 bis 30 Jahre
Nahrung: hauptsächlich Robben, außerdem Walrosse, Erdhörnchen, Lemminge, Mäuse, Vögel, Eier, Fische, Rentiere, Narwale.
Feinde: Menschen
Verhalten: tagaktiv
Aktueller Bestand: gefährdet
Was ist der Eisbär für ein Tier?
🐻❄️ Eisbären sind die größten Bären der Welt. Ihre nächsten Verwandten sind Braunbären, zu denen unter anderem Grizzlys und Kodiakbären zählen.
🗺 Die Wissenschaft unterteilt Eisbären nicht in verschiedene Arten. Es existieren 19 verschiedene Populationen in unterschiedlichen Regionen.
🌊 Eisbären sind perfekt auf ihren Lebensraum ausgerichtet. Der ölige Pelz weist Wasser ab. Unter der schwarzen Haut befindet sich eine bis zehn Zentimeter dicke Fettschicht. Sie dient als Wärmedämmung und sorgt für Auftrieb, wenn die Tiere schwimmen.
🐻 Eisbären und Braunbären können zusammen für Nachwuchs sorgen - und der ist sogar fruchtbar. Die Hybridtiere heißen Pizzly oder Golar. Sie haben braune Beine und Tatze, aber ein dichtes weißes Fell.
⚔ Allerdings ist eine solche Paarung unwahrscheinlich, denn die beiden Bären-Arten verhalten sich eigentlich feindselig und leben an unterschiedlichen Orten. Zudem paaren sich Eisbären normalerweise auf dem Eis und Braunbären auf dem Festland.
Im Clip: 100 Sekunden über die Arktis
100 Sekunden: Arktis
Fell, Größe, Tatzen: So sehen Eisbären aus
- Wenn sich Eisbären auf die Hinterbeine stellen, messen sie bis drei Meter: Damit überragen sie jeden Menschen deutlich. Ihr Rumpf ist meist bis 2,50 Meter lang, bei einzelnen Tieren sogar bis 3,40 Meter.
- Im Winter wiegen die Bären mehr als im Sommer, denn dann gehen sie auf Robbenjagd. Zudem gibt es beim Gewicht regionale Unterschiede. Weibchen sind generell kleiner und leichter als Männchen.
- Das Fell der Bären ist gelblich-weiß gefärbt - das bietet in ihrer eisigen Umgebung eine gute Tarnung. Die äußeren Haare sitzen über einer dichten Unterwolle.
- Eisbären besitzen anders als andere Bären einen längeren Hals und einen kleinen, flachen Kopf. Der Stummelschwanz misst nur wenige Zentimeter. Die schwarzen Augen und Nase heben sich vom weißen Fell ab.
- Die breiten Tatzen und die Krallen verhindern, dass die Polarbären im Schnee einsinken oder auf dem Eis rutschen. Außerdem verfügen sie über Schwimmhäute.
- So bewegen sie sich an Wasser und Land schnell fort. Auf dem Eis sprinten sie kurze Zeit mit bis zu 30 Kilometern pro Stunde. Zum Vergleich: Menschen schaffen maximal 13.
Der Lebensraum von Eisbären: Wo sind die Raubtiere zu Hause und wie verbringen sie ihre Zeit?
🧭 Eisbären leben rund um den Nordpol in den arktischen Gebieten Europas, Asiens und Nordamerikas.
🧊 In der Regel halten sie das ganze Jahr über an den Küsten des arktischen Ozeans oder auf dem Meereis auf. Wenn das Eis durch Meeresströmungen und Wind in Bewegung bleibt, ist ihnen das am liebsten. So entstehen immer wieder offene Wasserstellen, an denen sie jagen können.
❄ Im Sommer tummeln sich die Bären größtenteils am südlichen Rand des Treibeises. Im Winter wandern sie nach Süden und folgen dabei den eisfreien Flecken. Nur an wenigen Orten müssen die Tiere im Sommer an Land gehen und in Tundra und Taiga nach Nahrung suchen.
🌡Eisbären machen keinen Winterschlaf. Zu dieser Zeit sind die Jagdbedingungen für sie am besten. Nur bei extremer Kälte graben sich Männchen eine Höhle im Schnee. Weibchen verbringen den Winter in solchen Höhlen, wenn sie trächtig sind,
☀ Eisbären sind tagsüber aktiv. Ungefähr ein Drittel der Zeit wandern oder schwimmen sie in ihren großen Revieren umher. Als Einzelgänger sind sie meistens allein - ihre Gebiete markieren sie jedoch nicht. Nur Mütter bleiben mit ihren Jungen zusammen.
Wie sehr sind Eisbären durch den Klimawandel gefährdet?
🌡Die Temperaturen von Luft und Wasser steigen durch den Klimawandel in der Arktis schneller an als im weltweiten Durchschnitt. Im 20. Jahrhundert ist es dort laut Umweltbundesamt im Mittel schon zwei Grad wärmer geworden.
⏳ Dadurch schrumpft die Eisdecke des Nordpolarmeeres während des Sommers in Breite und Dicke. Zudem verkürzen sich die Winter. Eisbären brauchen das Packeis jedoch zum Jagen: Sie finden also weniger Nahrung.
🐻❄️ Einige Populationen haben sich angepasst und jagen an Land, wenn das Eis getaut ist. Andere Tiere fangen Fische. Aber das sind Einzelfälle. An Land gibt es nicht genug Futter und beim Fischfang sind Eisbären weniger geschickt als Grizzlys. Bedroht sind vor allem Mütter und ihre Babys.
🧮 Schätzungen zufolge gab es 2015 rund 26.000 Tiere. Wie viele es heute sind, ist unklar. Im Vergleich zu den gerade mal 5.000 bis 10.000 Exemplaren in den 1960er-Jahren erscheint das viel. Allerdings wurde erst 1973 die Jagd auf Eisbären weitgehend verboten.
📅 Die IUCN stuft die Raubtiere als "gefährdet" ein - und das, obwohl die Könige der Arktis keine natürlichen Feinde haben. Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass bis 2050 knapp zwei Drittel der Eisbären verschwunden sind, wenn die Erderwärmung fortschreitet.
🛢 Einige wenige Populationen weiter im Norden könnten länger überleben - allerdings mit unsicherer Zukunft. Eine Gefahr sind für die Tiere obendrein Umweltverschmutzung sowie Öl- und Erdgasförderungen in den arktischen Gebieten. Die rauben vor allem Müttern den Raum für ihre Geburtshöhlen.
Die Nahrung von Eisbären: Wie und was sie jagen
🦭 Eisbären ernähren sich hauptsächlich von Robben. Allen voran sind das Ringelrobben, aber auch andere Arten wie kleine Walrosse.
⏱ Ihre Beute fangen die Bären nicht im offenen Wasser, denn dort haben sie schlechte Karten. In der Regel spüren sie die Robben an Löchern im Eis auf. Sie warten manchmal stundenlang, bis ein Tier an die Oberfläche kommt, um Luft zu holen. Dann ziehen sie das Opfer schnell mit Zähnen und Tatzen auf das Eis.
👃 Bei der Jagd hilft den Bären ihr hervorragender Geruchssinn - der ist besser als der von Hunden. Sie riechen Beute über eine Distanz von einem Kilometer und unter einem Meter dickem Eis oder Schnee.
🦊 Ist das Nahrungsangebot hoch, vertilgen Eisbären nur Haut und Speck der Robben. Den Rest fressen Polarfüchse oder Möwen.
🍽 Wenn es nicht viel Futter gibt, können Eisbären wochenlang hungern - und anschließend riesige Mengen auf einmal zu sich nehmen. So legen sie einen Fettspeicher an, von dem sie später zehren.
🐭 Neben Robben machen sich Eisbären auch über kleine Säugetiere her, etwa Hörnchen und Wühlmäuse. Dazu kommen Vögel und deren Eier. Kleine und schwache Narwale oder Rentiere können ebenfalls ins Visier geraten. Zur Not fressen die Bären Aas, Seetang oder Beeren.
Wie pflanzen sich Eisbären fort und wie wachsen die Jungen auf?
- Die Paarungszeit der Eisbären liegt je nach Region zwischen März und Juni. Die Männchen spüren die Weibchen über deren Geruch auf. Nach der Kopulation trennen sie sich wieder.
- Die Tragezeit beträgt zwei bis drei Monate. Zwar vergehen zwischen Befruchtung und Geburt rund acht Monate. Aber das Ei nistet sich erst später ein - und nur dann, wenn die Mutter ausreichend Fett angefressen hat. Die Erderwärmung macht ihnen das schwerer.
- Die trächtigen Weibchen graben sich zwischen Oktober und Dezember eine tunnelartige Höhle im Schnee. Erst im März kommen sie mit den Jungen wieder heraus.
- In der Zeit zwischen November und Januar kommen größtenteils zwei Junge zur Welt. Sie sind blind, taub und gerade mal so groß wie Kaninchen. Die Mutter säugt ihre Kinder bis zweieinhalb Jahre lang - dann verlässt sie ihren Nachwuchs. Mit vier bis fünf Jahren werden die Kleinen geschlechtsreif.
- Eine Gefahr für die Jungen sind erwachsene Eisbären-Männchen. Sie töten die fremden Nachkommen, weil dann die Mutter wieder paarungsbereit ist. Oft fressen sie das getötete Tier sogar.
- Nur die Hälfte der Jungtiere überlebt die ersten fünf Lebensjahre. Die Fortpflanzungsrate der Bären ist insgesamt sehr niedrig. Eisbären werden in freier Natur maximal 25 bis 30 Jahre alt.