Gesundheitsvorsorge
Rauschmittel Alkohol: Dann wird es kritisch für deinen Körper
- Aktualisiert: 10.01.2024
- 04:49 Uhr
- Galileo
In Deutschland ist Alkohol weiterhin bei vielen Menschen beliebt. Dabei schadet er mitunter dem Gehirn, der Leber und fördert Krebs. Wie Alkohol wirkt, welche Auswirkungen er auf deinen Körper hat und ob es wirklich einen risikoarmen Alkohol-Konsum gibt, erfährst du hier.
Das Wichtigste zum Thema Alkohol
2023 lag der Umsatz mit alkoholischen Getränken in Deutschland bei über 46 Milliarden Euro. Der Wert soll in den nächsten Jahren weiter steigen. 2027 wird mit über 60 Milliarden Euro Umsatz gerechnet.
7,9 Millionen Menschen zwischen 18 bis 64 Jahren trinken in Deutschland Alkohol in gesundheitsschädlicher Art und Weise. Das ist fast jede siebte Person. In der Altersgruppe haben weitere neun Millionen Menschen zumindest Probleme mit ihrem Alkohol-Konsum.
Jährlich sterben 40.000 Menschen nach Berechnungen vorzeitig aufgrund ihres Alkohol-Konsums. Das Sucht-Jahrbuch 2023 beziffert die Kosten durch alkoholbedingte Erkrankungen in Deutschland auf etwa 57 Milliarden Euro jährlich.
Trinkst du Alkohol, wird er über die Magen- und Darm-Schleimhaut ins Blut aufgenommen. Durch den Blutkreislauf verteilt er sich innerhalb von Minuten im ganzen Körper - und schädigt alle Organe. Alkohol (Ethanol) ist ein Zellgift. Besonders schädlich ist er für Gehirn und Leber. Er kann Krebs und verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen.
Alkohol-Konsum in Deutschland: So viel wird in den Bundesländern getrunken
Alkohlkonsum von Männern und Frauen nach Bundesländern
Kurzfristige Wirkung von Alkohol im Gehirn
🥂 Bereits wenige Minuten nachdem du Alkohol getrunken hast, erreicht er über den Blutkreislauf dein Gehirn - und bereitet einen Rausch.
🧠 Im Gehirn sorgt Alkohol dafür, dass verschiedene Glückshormone (darunter Dopamin, Serotonin, Endorphin) ausgeschüttet werden. Das hat Auswirkungen auf dein Verhalten. Du wirst erst mal entspannter, besser gelaunt, ausgelassener, selbstbewusster, redseliger, kontaktfreudiger und deine Angst gedämpft. Das sind die von vielen so geschätzten positiven Wirkungen von Alkohol.
⚖ Der Alkohol stört aber zugleich das Gleichgewicht von Botenstoffen, die die Reiz-Weiterleitung steuern. Das verlangsamt die Informations-Übertragung zwischen den Nervenzellen, also auch das Denken.
🤔 Infolge des Alkohol-Konsums werden deine Konzentrations-Fähigkeit, dein Urteilsvermögen und deine Wahrnehmung beeinträchtigt. Außerdem werden deine Bewegungen unkoordinierter (du torkelst) und die Reaktionszeit langsamer.
😡 Manche Menschen - insbesondere Männer - werden bei hohem Alkohol-Konsum aggressiv und gewaltbereit. Andere werden auch müde, traurig und nachdenklich.
Langfristige Wirkung von Alkohol auf Gehirn und Psyche
Trinkst du ab und zu Mal ein Bier oder ein Glas Wein, schadet das deiner Hirn-Leistung nicht. Anders ist es, wenn du regelmäßig viel Alkohol konsumierst. Denn Alkohol ist ein Zellgift, welches dem Gehirn und der Psyche dauerhaft schaden kann. Möglich sind unter anderem:
- Schrumpfung des Hirn-Gewebes
- bleibende Konzentrations-Probleme
- schlechtere Gedächtnis-Leistung
- Persönlichkeits-Veränderungen wie Unzuverlässigkeit, Ängste, Reizbarkeit, Unruhe, krankhafte Eifersucht, Depression bis hin zu Selbstmord-Gedanken
- verminderte Intelligenz
- Demenz
Alkohol: So schadet der Konsum der Leber
Deine Leber leidet bei hohem und häufigem Alkohol-Konsum enorm. Hier wird der Alkohol nämlich abgebaut - die Leber filtert 2.000 Liter Blut täglich. Beim Abbau von Alkohol entsteht das hochgiftige Acetaldehyd. Das sorgt dafür, dass die Leber Fett einlagert. Mediziner:innen sprechen dann von Fettleber. Sie ist gelblich und größer als die gesunde, braune Leber. Verzichtest du auf Alkohol, kann sich die Fettleber innerhalb einiger Wochen wieder zurückbilden.
Trinkst du dagegen weiter, kommt es zu bleibenden Schäden. Die Leber entzündet sich (alkoholische Leber-Entzündung), die Zellen sterben ab und werden durch hartes, funktionsloses Narben-Gewebe aus Binde-Gewebe ersetzt. Im frühen Stadium spricht man von Fibrose, später von Leberzirrhose - oder auch von Schrumpfleber, da die Leber durch die Vernarbung schrumpft.
Infolge der Leberzirrhose kann die Leber ihre Aufgaben - etwa die Entgiftung des Körpers - immer weniger erfüllen. Im schlimmsten Fall wird aus der Leberzirrhose Leberzellkrebs oder die Leber versagt. Viele Patient:innen mit Leberzirrhose, die weiter trinken, sterben.
Übrigens: Die Leber von Frauen baut Alkohol sehr viel schlechter ab als die von Männern. Trinkt eine Frau zu viel, ist daher ihre Leber besonders gefährdet.
Fettleber, Fibrose, Leberzirrhose und Leberkrebs durch Alkohol
Weitere Langzeitfolgen von Alkohol
Alkohol schadet nicht nur dem Gehirn und der Leber. Alkohol wirkt im ganzen Körper und kann nahezu alle Organe und das Nervensystem schädigen. Häufige alkoholbedingte Krankheiten sind:
❤ Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Schlaganfall, Herzrhythmus-Störungen und Herzmuskel-Erkrankungen
🧬 Krebs (Leber, Darm, Mundhöhle, Rachen, Kehlkopf, Speiseröhre, Brust); Alkohol gilt als krebserzeugende Substanz
👃 Haut-Veränderungen (beispielsweise knollige Nase, gerötete Gesichtshaut, großporige Haut)
🏥 Magenschleimhaut- und Bauchspeicheldrüsen-Entzündungen
😲 Impotenz
🦵 Nervenschäden
😕 Übergewicht, Bierbauch
Rapper Silla: Sein Weg weg vom Alkohol
Raus aus dem Alkohol
Risikoarmer Alkohol-Konsum: Gibt es den wirklich?
Du fragst dich, ab welcher Menge Alkohol schädlich ist - und, ob du überhaupt noch Alkohol trinken darfst? Generell gilt: je weniger, desto besser.
Bisher galt für gesunde, erwachsene Frauen das gesundheitliche Risiko als noch verhältnismäßig niedrig, wenn sie pro Tag zehn bis 12 Gramm reinen Alkohol zu sich nehmen. Das sind beispielsweise 300 Milliliter Bier oder 125 Milliliter Wein oder 100 Milliliter Sekt oder 40 Milliliter Schnaps. Bei diesen Mengen spricht man vom Standardglas.
Für gesunde, erwachsene Männer galt die doppelte Menge, also 20 bis 24 Gramm reiner Alkohol pro Tag.
Neue Erkenntnisse haben jedoch zum Umdenken dieser Einschätzung geführt. Die neuen Empfehlungen legen ein kompletten Verzicht auf Alkohol nahe. Dieser Ansatz wird auch von der World Health Organization (WHO) und dem World Cancer Research Fund unterstützt.
Auch die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) aktualisiert daher entsprechend ihre Empfehlung zum Umgang mit Alkohol. Die neuen Einschätzungen basieren auf wissenschaftlichen Studien, die die Grenzen vergangener Forschungsarbeiten aufzeigen. In ihnen wurde fälschlicherweise Alkohol-Konsum in geringen Mengen sogar als gesundheitsfördern bezeichnet. Diese Untersuchungen seien allerdings "methodisch unzureichend" gewesen. In neuen Studien wurde nachgewiesen, dass bereits geringe Mengen Alkohol zur Entstehung von Krankheiten beitragen.
Warum werden Frauen schneller betrunken und sollten weniger Alkohol trinken?
👩🦰 Im Vergleich zu Männern vertragen Frauen weniger Alkohol. Bei ihnen steigt der Alkohol-Gehalt im Blut schon bei geringeren Mengen. Der Grund: Ihre Leber baut Alkohol langsamer und schlechter ab und ihr Flüssigkeits-Gehalt im Körper ist geringer.
Alkohol in der Schwangerschaft ist tabu
In der Schwangerschaft ist jeglicher Alkohol-Konsum problematisch: Schon kleine Mengen können die körperliche und geistige Entwicklung des ungeborenen Babys negativ beeinflussen - und zwar zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft. So kann das Baby beispielsweise ohne Philtrum zur Welt kommen.
Sag nein zu Rausch-Trinken, Koma-Saufen und Binge-Drinking
Betrinke dich nicht! Sehr viel Alkohol auf einmal schadet deiner Gesundheit enorm - selbst wenn du nur gelegentlich viel auf einmal trinkst. Mögliche Folgen sind Gehirn- und Nerven-Schäden, Schlaganfall, Herzrhythmus-Störungen und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Bist du betrunken, kannst du laut Studien leichter einen Auto- oder Fahrrad-Unfall haben oder zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr ja sagen. Ferner erhöht sich die Gefahr, dass du ein Verbrechen begehst.
Gut zu wissen: Von Rausch-Trinken spricht die BZgA bei Frauen, wenn sie vier oder mehr alkoholische Getränke an einem Abend zu sich nehmen. Bei Männern sind es fünf oder mehr.
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Alkohol-Aufnahme und Alkohol-Konzentration im Blut
🍷 Wenn du Bier, Wein oder einen Schnaps trinkst, werden schon über die Magen-Schleimhaut 20 Prozent des enthaltenen Alkohols ins Blut aufgenommen, die restlichen 80 Prozent kurz darauf über die Dünndarm-Schleimhäute. Über die Mund-Schleimhaut gelangen nur sehr geringe Mengen Alkohol ins Blut.
🩸 Innerhalb weniger Minuten verteilt sich der Alkohol über den Blutkreislauf im ganzen Körper. Zuerst gelangt er in die stark durchbluteten Organe wie Gehirn, Lunge und Leber. Anschließend verteilt er sich überall.
⏰ Circa 30 bis 75 Minuten nach dem Alkohol-Konsum ist die Alkohol-Konzentration im Blut am höchsten. Danach nimmt sie wieder ab, wenn du nicht weiter trinkst.
🍟 Die Dauer der Alkohol-Aufnahme ins Blut variiert abhängig von unterschiedlichen Faktoren. Der Alkohol gelangt beispielsweise schneller ins Blut, wenn dein Magen leer ist, du schlank bist oder wenn du bestimmte Medikamente nimmst. Ebenso entscheidend ist der Alkohol-Gehalt und ob Kohlensäure im Getränk ist.
Hilfreiche Tipps zum Alkohol-Konsum
Informationen und Tipps rund um gesundheitsbewussten Alkohol-Konsum findest du auf der Webseite kenn-dein-limit.de von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Dort gibt es auch einen Alkohol-Selbsttest und einen Promille-Rechner.
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. klärt dich über Alkohol-Sucht auf.