Von Grönland bis El Salvador
Streaming-Tipp: "UNCOVERED. Unter die Haut - Wie Tattoos über Leben und Tod entscheiden"
- Veröffentlicht: 11.11.2024
- 08:37 Uhr
- Annalena Graudenz
In Deutschland sind Tattoos ein Fashionstatement, in anderen Ländern können sie Leben retten oder in Gefahr bringen. Investigativ-Reporter Thilo Mischke reist nach El Salvador, wo Tätowierungen das Erkennungszeichen berüchtigter Gangs sind - und deswegen ein potenzielles Todesurteil vor allem für Aussteiger. Bei den Inuit in Grönland dagegen stehen die traditionellen Gesichtstattoos für Selbstermächtigung, Selbstbewusstsein und Selbstheilung.
Während noch vor wenigen Jahren Tattoos hierzulande als Aufreger galten, sind sie längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Jede:r vierte Deutsche im Alter von 25 bis 34 Jahren ist tätowiert. Die Gründe für die Haut-Verzierungen sind meist ästhetischer Natur oder um Erinnerungen auf seinem Körper mit sich zu tragen.
In anderen Regionen der Welt hat die Körperkunst sehr viel weniger mit Lifestyle und aktuellen Trends zu tun. Hier können Tattoos als Neuanfang auf der einen Seite und als Todesurteil auf der anderen gelten. Investigativ-Reporter Thilo Mischke ist nach El Salvador und Grönland gereist, um zu erforschen, welche Auswirkungen und Motivationen Tätowierungen dort haben können und stellt fest: unterschiedlicher können die Antworten nicht lauten.
Tattoos als Zeichen von Stärke und Brutalität
Die Stadt San Salvador zählt zu den gefährlichsten der Welt, mit einer extrem hohen Mordrate. Gangs bestimmen das Geschehen auf den Straßen. Hier sind Tattoos Zeichen für Stärke und Brutalität und stehen für die Zugehörigkeit zu den zwei größten Gangs. In jüngster Vergangenheit sind sie allerdings auch immer wieder zum Verhängnis für seine Träger geworden, denn Präsident Nayib Bukele lässt alle Männer mit Tattoos verhaften, um der Bandenkriminalität entgegenzuwirken. Vor allem für Ex-Mitglieder ist das Leben so noch gefährlicher geworden, da sie jederzeit unschuldig im Gefängnis landen können.
Im Clip: Tattoos als Erkennungsmerkmal von Gangs in El Salvador
In Grönland hingegen trifft Thilo Mischke auf Mitglieder der Inuit, einer indigenen Völkergruppe der Arktis. Während die zur Kultur gehörenden auffälligen Gesichtsverzierungen nach der Kolonialisierung durch Dänemark im 18. Jahrhundert für lange Zeit verschwunden waren, kehren sie langsam wieder ins Straßenbild zurück. Für die Inuit sind die Tattoos ein Zeichen dafür, dass ihre Kultur am Leben ist und an die nächste Generation weitergegeben wird. In der Hauptstadt Nuuk gibt es eine professionelle Tätowiererin, die sich der traditionellen Körperkunst verschrieben hat und auf die ursprüngliche Art tätowiert.
Im Clip: Gesichtstattoos als Zeichen von Tradition und Identität
Tattoos als Teil der eigenen Kultur
Die Tattoos sind allerdings nicht nur Ausdruck der Kultur. In Grönland herrschen schwierige Lebensbedingungen, die Selbstmordrate ist extrem hoch, ebenso wie der Alkoholkonsum. Die Verzierungen stehen bei den Inuit für Selbstermächtigung, Selbstbewusstsein und Selbstheilung. "Es hat sich angefühlt, als könne mir niemand etwas anhaben. Besonders weiße Menschen. Ich bin gut so, wie ich bin. Es sich fast zeremoniell angefühlt", erklärt eine Bewohnerin.