Ödipuskomplex?
"Hilfe, mein Freund ist wie mein Vater!" Welche Gründe hinter deiner Partnerwahl stecken
- Aktualisiert: 16.05.2024
- 18:45 Uhr
Manchmal sehen sich ein Elternteil und der eigene Partner oder die Partnerin erstaunlich ähnlich. Nicht nur optisch, auch im Wesen gleichen sie sich. Was steckt dahinter und passiert es wirklich so oft?
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Der Einfluss der Eltern auf unsere Partner:innenwahl
Ein ähnliches Erscheinungsbild zwischen Eltern und Lebensgefährt:innen kann laut Studien einer der Gründe dafür sein, warum wir uns bei ihnen so wohlfühlen. Das legen unter anderem die Forschungsergebnisse des schottischen Attraktivitäts-Forschers David Perrett nahe.
Das Phänomen der Ähnlichkeit zwischen Eltern und Partner:innen gilt jedoch nicht nur für die Optik. Auch die inneren Werte zählen. So sollen laut Analysen von Psycholog:innen die Partner:innen oft ähnliche Interessen oder Hobbys wie der eigene Vater oder die Mutter haben oder sogar einen ähnlichen Beruf ausüben.
Wie stark beeinflussen die Eltern tatsächlich unsere Partner:innenwahl? Wir haben Passant:innen auf der Straße gefragt, ob es eine Ähnlichkeit zwischen ihren Partner:innen und den eigenen Eltern oder sich selbst und den Schwiegereltern gibt.
Im Clip: Wie ist es bei euch? Sind sich Partner:innen und Eltern ähnlich?
Warum lieben wir die Ähnlichkeit zu unseren Eltern?
Begründet ist diese Tendenz der Partner:innenwahl in unserer Kindheit. Der Arzt und Psychotherapeut Dr. Stefan Woinoff erklärt: "Unsere Eltern sind - wenn es gut läuft - natürlich Vorbilder. Die Mutter und der Vater sind sozusagen die ersten Lieben. Wenn man mit den Eltern gute Erfahrungen gemacht hat, den Charakter mochte und sich von ihnen geliebt gefühlt hat, ist es ganz nachvollziehbar, dass man jemanden, der ähnlich aussieht, auch sympathisch und anziehend findet." Diese ersten wichtigen Beziehungen in unserem Leben prägen, wie wir Liebe und Partnerschaft wahrnehmen.
Die Annahme, dass wir uns generell Partner:innen aussuchen, die einem Elternteil ähneln, ist jedoch nicht belegt. Heute ist klar, dass Freuds Theorien vom "Ödipuskomplex", wonach sich alle kleinen Jungen in die eigene Mutter verlieben würden, und "Elektrakomplex", der besagt, dass Mädchen den eigenen Vater begehren, keinerlei wissenschaftliche Grundlage hatten.
Wenn jedoch Partner:innen auffallende Ähnlichkeiten mit einem Elternteil aufweisen, stellt sich die Frage, ob es tatsächlich die Ähnlichkeit zu den eigenen Eltern ist, die ein Gefühl von Sympathie und Vertrautheit schafft. Denn wer selbst seinen Eltern ähnlich sieht, erkennt im Partner, der aussieht wie die eigene Mutter oder der Vater, vielleicht nicht die Ähnlichkeit zu einem Elternteil, sondern zu sich selbst.
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Konflikte und Muster in vertrauten Beziehungen
Gemeinsamkeiten zwischen Partner:innen und einem Elternteil sind jedoch kein Erfolgsgarant für eine glückliche Beziehung, im Gegenteil. Anfangs können sich die ähnlichen Charakterzüge vertraut und angenehm anfühlen - bis du feststellst, dass es sich nur um ein vertrautes Muster handelt, das du so vielleicht gar nicht fortführen willst, weil es etwas ist, das einen selbst an den eigenen Eltern immer gestört hat. Denn wenn du Mutter und Vater nicht als positives Vorbild siehst, kommt es nicht selten vor, dass du versuchst, alles ganz anders zu machen. Suchst du dir Partner:innen aus, die genau das Gegenteil deiner Eltern sind, kann das laut Dr. Woinoff ein Zeichen dafür sein, dass du kein gutes Verhältnis zu ihnen hast. Pauschalisieren lässt sich das aber natürlich nicht.
Eine Strategie, von der Arzt und Psychotherapeut Dr. Stefan Woinoff dringend abrät, ist folgende: "Ungesund ist, wenn man sehr große Probleme mit einem Elternteil hatte und sich dann einen Partner oder eine Partnerin sucht, der oder die ähnlich ist, um in dieser Beziehung zu versuchen, alte Probleme zu lösen."
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