Beste Freunde oder Zweckgemeinschaft?
Xi hält an gutem Verhältnis zu Putin fest - trotz Kritik aus den eigenen Reihen
- Aktualisiert: 17.05.2024
- 12:18 Uhr
- Lisa Apfel
China und Russland loben ihr Verhältnis stets in den höchsten Tönen. Innerhalb der Länder soll es aber auch kritische Stimmen über den jeweils anderen geben. Vor allem der Ukraine-Krieg stellt offenbar eine diplomatische Zerreißprobe dar.
Das Wichtigste in Kürze
Wladimir Putin und Xi Jinping geloben nach außen hin Freundschaft.
Doch ab und an kommt aus akademischen Kreisen auch Kritik an dem jeweiligen anderen Partner.
Vor allen Dingen der russische Krieg gegen die Ukraine sorgt wohl auch beim chinesischen Verbündeten für Debatten. Viel an de engen Zusammenarbeit Moskaus und Pekings dürfte das aber nicht ändern.
Während westliche Länder den Kontakt mit Russland seit dessen Angriff auf die Ukraine weitestgehend auf Eis gelegt haben, unterhält China nach wie vor gute Beziehungen zum Kreml.
Und das, obwohl einige Akademiker:innen in China einem Bericht von "Merkur.de" zufolge wenig begeistert von der Putin-Nähe sein sollen.
Anstehender Staatsbesuch: Putin in Peking erwartet
Staatschef Xi Jinping jedenfalls trifft in dieser Woche Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Der Kremlchef werde am Donnerstag, 16. Mai, auf Einladung des Staats- und Parteichef in Peking erwartet, berichtete Chinas staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag (14. Mai).
Im Ukraine-Krieg vertritt Peking nach außen eine neutrale Haltung und stärkt damit dem langjährigen Partner den Rücken. Eine erhoffte Teilnahme bei der kommenden Schweizer Friedenskonferenz, bei der Russland nicht mit am Tisch sitzen wird, sagten die Chinesen beispielsweise laut Deutscher Presseagentur (dpa) bislang nicht zu. Peking unterstützt zwar eine Friedenslösung im Rahmen einer Konferenz. Diese muss aus chinesischer Sicht aber die Forderungen beider Kriegsparteien erfüllen, was derzeit unrealistisch sein dürfte.
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Chinas größter Russland-Kritiker prognostiziert Moskaus Niederlage
Die interne Haltung der chinesischen Regierung zu Putin und dem Ukraine-Krieg ist laut "Merkur.de" aufgrund des intransparenten Systems im Land unklar. Aber: Aus akademischen Kreisen sickert offenbar doch die ein oder andere Information an die Öffentlichkeit durch.
So prognostizierte der Pekinger Politikprofessor Feng Yujun - seines Zeichens einer der schärfsten Russland-Kritiker Chinas - in einem Gastbeitrag für das britische Magazin "Economist" Moskau jüngst eine Niederlage im Krieg gegen Kiew.
Begründung: Die westliche Unterstützung und der gesellschaftliche Zusammenhalt innerhalb der Ukraine würden dafür sorgen, dass Russland die besetzten Gebiete eines Tages räumen müssen. Feng hatte in der Vergangenheit bereits gesagt, dass eine enge Zusammenarbeit mit Russland ein strategischer Fehler Pekings sei.
Experte: Chinas Interessen steht über Kritik an Moskau
Doch viel Zustimmung erhält er damit im Land nicht. "Es ist durchaus üblich, dass chinesische Analysten Kritik und Misstrauen gegenüber Moskau äußern und gleichzeitig für die Aufrechterhaltung enger Beziehungen zum Kreml plädieren", sagte etwa China-Experte Thomas des Garets Geddes zu "IPPEN.MEDIA".
Die nationalen Interessen des Landes hätten demnach vor allem Vorrang. Und für die meint China laut "Merkur.de" Russland zu brauchen.
Russischer Kolumnist steht China mit Skepsis gegenüber
Und Russland? Während Putin und Xi nicht müde werden, ihre gute Zusammenarbeit zu loben –, China bezieht Rohstoffe aus Russland, chinesische Automarken exportieren ihre Fahrzeuge in das Nachbarland - sind auch dort nicht alle von den China-Beziehungen angetan. So schreibt Maxim Jusin, Kolumnist der russischen Zeitung "Komersant", Chinas Vorschläge zur Lösung des Ukraine-Krieges stimmten nicht mit den russischen Forderungen, etwa nach einer "Entmilitarisierung der Ukraine", überein.
Fengs Artikel im "Economist" ist Jusin nicht entgangen. Er meint, man könne sich nur schwer vorstellen, dass Feng […] "auf eigenes Risiko und ohne die Unterstützung der verantwortlichen Genossen in Peking gehandelt" habe. Wie es innerhalb der Putin-Regierung aussieht, ist laut "Merkur" ebenfalls unbekannt.
China im Ukraine-Krieg um neutrales Image bemüht
Fest steht nur: China pflegt zwar weiter Beziehungen zu Russland - als Kriegs-Unterstützer will das asiatische Land aber nicht gelten, bezeichnet sich selbst stets als neutral.
"Wir lehnen es ab, dass die Ukraine-Krise genutzt wird, um die Schuld auf andere zu schieben, ein Drittland in den Schmutz zu ziehen und einen neuen Kalten Krieg zu entfachen", hatte Xi Jinping laut dpa erst Anfang Mai bei einem Treffen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gesagt. Peking sei in dem Konflikt um Frieden bemüht.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- "The Economist": Russia is sure to lose in Ukraine, reckons a Chinese expert on Russia